Essen. Aus der Traum vom Pokalfinale. Regionalligist Rot-Weiss Essen scheitert im Viertelfinale an Zweitligist Holstein Kiel.

Marcus Uhlig war die Wut anzumerken. Nach dem Halbzeitpfiff im Viertelfinale des DFB-Pokals zwischen seinem Verein Rot-Weiss Essen und dem Fußball-Zweitligisten Holstein Kiel ging der RWE-Vorsitzende zum Vierten Offiziellen Guido Kleve, um sich über die wohl entscheidende Szene dieses Spiels zu beschweren. In der 24. Minute entschied Schiedsrichter Markus Schmidt nach einem vermeintlichen Foul von Dennis Grote an Kiels Finn Porath auf Elfmeter für den Favoriten. Eine Fehlentscheidung. Uhlig sprach im Halbzeit-Interview mit dem Sender Sky von einem „Riesen-Skandal.“ Kiel nutzte das eiskalt aus und legte den Grundstein für den Einzug in das Halbfinale. Regionalligist Rot-Weiss Essen unterlag mit 0:3 (0:2) und verpasste eine weitere Sensation.

Erneut musste der einzig verbliebene Viertligist in diesem Wettbewerb aufgrund der Corona-Krise ohne seine Zuschauer auskommen. Die Essener Fans unterstützten ihre Mannschaft mit einigen Transparenten, die sie vor dem Spiel im Stadion Essen angebracht hatten. Einige von ihnen ließen sich in der Nacht vor der Begegnung jedoch zu einer unrühmlichen Aktion hinreißen. Vor dem Sheraton-Hotel im Essener Stadtteil Rüttenscheid, in dem sich die Norddeutschen aufhielten, zündeten Unbekannte laute Feuerwerkskörper, um die Nachtruhe der Mannschaft von Trainer Ole Werner zu stören.

Rot-Weiss Essen kam noch gut ins Spiel

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Zunächst schien es so, als hätte diese Unsportlichkeit eine Wirkung erzielt. Der Regionalligist kam besser ins Spiel und erspielte sich in den ersten zehn Minuten vier Ecken. Daraus resultierten zwei gute Torchancen, die die beiden Innenverteidiger Alexander Hahn (7.) und Daniel Heber (10.) vergaben. Rot-Weiss Essen hatte durch die sensationellen Erfolge gegen Arminia Bielefeld (1:0), Fortuna Düsseldorf (3:2) und Bayer Leverkusen (2:1 n.V.) Selbstvertrauen gesammelt. Der Viertligist überließ dem Tabellenzweiten der 2. Bundesliga nicht die Initiative, sondern suchte im eigenen Stadion den Weg nach vorne.

Das zweite Kieler Tor: Janni Serra (mitte) trifft für Holstein gegen RWE.
Das zweite Kieler Tor: Janni Serra (mitte) trifft für Holstein gegen RWE. © dpa

Bis zur 24. Minute sah es gut aus für die Mannschaft von Trainer Christian Neidhart. Dann kam es zur strittigen Elfmeterszene. RWE-Spieler Grote traf seinen Gegenspieler Porath zwar am Fuß, das allerdings erst, nachdem der Kieler ohne Fremdeinwirkung zu Boden ging. Verwunderlich: Vom Video-Assistenten gab es keinen Einwand. Alexander Mühling nutzte das eiskalt zur Führung für den Bayern-Bezwinger aus (26.).

Im Halbzeitinterview machte RWE-Chef Marcus Uhlig seinem Ärger Luft. „Das ist eine ganz krasse Fehlentscheidung“, sagte er und fügte verbittert hinzu: „Wir haben 20.000 Euro für die Installation der Videokameras bezahlt und man fragt sich, ob die alle geschlafen haben. Dann wird man vom Vierten Offiziellen noch arrogant abgekanzelt.“

RWE-Fans zünden Feuerwerk nach dem 0:2-Rückstand

Rot-Weiss Essen kassierte zu allem Überfluss zwei Minuten später das 0:2 durch Janni Serra. Unmittelbar nach dem zweiten Treffer zündeten Essener Fans auf dem Stadionvorplatz ein weiteres Feuerwerk. Etwas bewirken konnten die Anhänger damit nicht mehr. Nach dem Doppelschlag war dieses mit Spannung erwartete Pokal-Viertelfinale an der Essener Hafenstraße entschieden.

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Essen bäumte sich im zweiten Durchgang noch einmal auf. Mehr als drei gute Möglichkeiten durch Isiah Young (64.), den an diesem Abend wirkungslosen RWE-Torjäger Simon Engelmann (79.) und Daniel Heber (86.) sprangen nicht mehr heraus. Der Gast kam in der 90. Minute noch zum 3:0-Endstand durch Joshua Mees. Holstein Kiel reichte eine konzentrierte und sehr effiziente Vorstellung, um erstmals in der Vereinsgeschichte in das Halbfinale des DFB-Pokals einzuziehen. Für Rot-Weiss Essen ist das Abenteuer Pokal hingegen vorbei. Der ehemalige Bundesligist hat in der Meisterschaft noch die Möglichkeit, eine bisher erfolgreiche Saison mit dem Aufstieg zu krönen.