Essen. Rot-Weiss Essen sieht große Unterschiede in den Ansichten und in der Ausrichtung, Trainer Titz fehlt gemeinsame Basis. Ein schleichender Prozess.

In Zeiten der Corona-Pandemie ist es relativ ruhig gewesen an der Hafenstraße. Doch jetzt meldet sich Rot-Weiss Essen zurück mit Donnerhall. Der Regionalligist trennte sich zum Saisonende von Cheftrainer Christian Titz, der im Sommer 2019 einen Zweijahresvertrag unterschrieben hatte.

Überraschend kommt das nicht, obwohl die Rot-Weissen bis zum corona-bedingten Abbruch der Saison auf Rang drei noch realistische Chancen hatten, die Aufstiegsrelegation zu erreichen. Es war die beste Spielzeit für den Essener Viertligisten seit Jahren, allerdings war es zweifelsohne auch der mit Abstand beste Kader. Dennoch die Scheidung.

Spekulationen um Trainerwechsel schon seit März

Der Flurfunk hatte bereits eifrig Signale gesendet. Und in der Szene wurde ebenfalls schon getuschelt, dass RWE einen neuen Cheftrainer sucht. Spätestens nachdem im März der Boulevard in Hamburg auf die Entwicklung im Westen aufmerksam gemacht hatte, schwelte das Thema.

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Auch die Beantwortung der Trainerfrage von Sportdirektor Jörn Nowak vor anderthalb Wochen blieb vage und befeuerte nur die Spekulationen um den Titz-Verbleib. Man wolle sich nicht an solchen Gerüchte beteiligen, hieß es. Eine Job-Garantie klingt anders. Am Mittwochmorgen nun der offizielle Vollzug: Trainer Christian Titz ist nicht mehr Trainer von Rot-Weiss Essen. Ein Nachfolger steht noch nicht fest, aber nach Informationen dieser Redaktion ist RWE bereits in finalen Verhandlungen.

Hier die offizielle Begründung von Rot-Weiss Essen

„Christian hat die Mannschaft nach dem Umbruch im vergangenen Sommer stabilisiert und in die Spitzengruppe der Regionalliga Westgeführt. Gleichzeitig hat er die Professionalisierung rund um die Mannschaft mit vielen innovativen Maßnahmen entscheidend miteingeleitet und vorangetrieben. Im Zuge einer ausführlichen Analyse der vergangenen Saison müssen wir allerdings zu große Unterschiede in der Bewertung der Spielzeit sowie in den gegenseitigen Auffassungen über die zukünftige strategische Ausrichtung feststellen. Wir sind daher zu dem Entschluss gelangt, die Zusammenarbeit zu beenden“, fasst der RWE-Vorstandsvorsitzende Marcus Uhlig zusammen.

„Zunächst einmal möchten wir uns bei Christian für die Zusammenarbeit in den vergangenen zwölf Monaten bedanken. Nach dem intensiven gemeinsamen Analyseprozess der vergangenen Wochen und der sorgfältigen Abwägung und Bewertung aller relevanten Aspekte hat sich allerdings die Ansicht verfestigt, zukünftig getrennte Wege zu gehen“, erklärt RWE-Sportdirektor Jörn Nowak.

Unterschiedliche Ansichten nicht ungewöhnlich

Christian Titz wird wie folgt zitiert: „Dass man unterschiedliche Ansichten hat, ist im Fußball nicht ungewöhnlich. Um die sportlichen Ziele zu erreichen, braucht es eine gemeinsame Basis. Ich wünsche dem Verein und seinen fantastischen Fans für die Zukunft alles erdenklich Gute“.

Rein sportlich gesehen ist vieles gut gelaufen, aber bei weitem nicht alles. Vier Heimniederlagen gab es, wobei das 0:1 gegen Abstiegskandidat Homberg sicherlich der Tiefpunkt der Saison war. Und mit der Zeit hatten die Essener immer wieder Mühe, überzeugende Leistungen abzuliefern.

Unter Strich aber war es wohl ein Problem der inneren Führung. Christian Titz provozierte anscheinend immer mehr Unzufriedenheit im gesamten Team, nicht nur bei den Spielern, weil er anscheinend sein Ding machte und unnachsichtig durchzog. E sah sich wohl ganz klar an der Spitze der Hierarchiepyramide. Das sorgte für schlechte Stimmung. Keine guten Voraussetzungen für dauerhaften Erfolg.