Essen. Beim Fußball-Regionalligisten Rot-Weiss Essen müssen sich die Spieler immer wieder aufs Neue bewähren. Die Breite des Kaders ist ein Trumpf-Ass.

Es läuft bei den Rot-Weissen. Sieben Spiele - sechs Siege, ein Unentschieden. Die Bilanz einer Spitzenmannschaft. Die Fans sind entzückt, und wenn gerade mal nicht gespielt wird, macht sich bei ihnen eine lange nicht mehr gefühlte, wohlige Zuversicht breit: „In dieser Saison könnte es tatsächlich was werden mit dem Titelkampf.“

Die Hoffnung ist durchaus berechtigt, denn RWE hat in den Anfängen der Saison bewiesen, dass eine Menge Substanz und Qualität in dieser Mannschaft steckt. Vor allem die niveauvolle Breite des Kaders ist ein Trumpf-Ass, das bislang fast in jeder Woche gestochen hat. RWE-Trainer Christian Titz bedient sich nach Belieben aus seinem erstklassigen Pool, und das unverzüglich. Entdeckt er eine Schwachstelle, wird gewechselt, egal zu welchem Zeitpunkt. Das hat Methode und Erfolg. An Zufall mag keiner mehr glauben, weil es schon so oft funktioniert hat.

Trainer Titz bedinet sich aus dem erstklassigen Pool

Beim 4:2-Sieg in Lippstadt erwischte es Innenverteidiger Alexander Hahn nach nur einer halben Stunde. Normalerweise ist Hahn eine gestandene Größe, aber darauf nimmt Titz keinerlei Rücksicht. Er stellte hinten um und brachte Offensivmann Ayodele Adetula, der wenig später zum Ausgleich traf.

Nach gut einer Stunde musste Oguzhan Kefkir weichen, einer der sogenannten Unterschiedsspieler. Ihn ersetzte Hedon Selishta, der in dieser Saison überhaupt noch keine Rolle gespielt hatte. Auch Selishta traf, und das gleich doppelt. Ergo: Wieder alles richtig gemacht.

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Marcel Platzek musste das Ganze von der Tribüne aus verfolgen. Für den Torjäger war an diesem Tag kein Platz im Aufgebot. Ungewöhnlich und tatsächlich ein Luxusproblem. „Marcel Platzek hat sich vorbildlich verhalten“, lobt Titz. Er habe trotz seiner Nichtnominierung engagiert trainiert, seine Mitspieler unterstützt. „Er ist ein absoluter Teamplayer. Aber wir sind so gut besetzt, dass es jeden mal treffen kann.“ Und weil das so ist, können sich die Spieler auch nicht in eine Komfortzone zurückziehen. Optimale Bedingungen für den internen Konkurrenzkampf.

Der Tabellenvierzehnte Bonn kommt zur Hafenstraße

Mal sehen, was sich der Chef für diesen Freitag gegen den Tabellenvierzehnten Bonner SC ausgedacht hat (19.30 Uhr, Hafenstraße). Eine Mannschaft, die RWE zu Hause schlagen sollte, so viel Selbstbewusstsein muss sein. Aber das Spiel in Lippstadt hat auch gezeigt, dass man tunlichst keinen Selbstläufer erwarten sollte. Es wäre fahrlässig.

„Die Bonner haben nichts zu verlieren, sie werden hoch motiviert sein“, ahnt Titz. Es könne gut sein, dass der Gegner etwas tiefer stehen werde, um mehr Sicherheit zu bekommen. Das flotte Umschaltspiel gehöre sowieso zu den Stärken der Gäste. Soweit die Analyse.

 RWE-Trainer Christian Titz ist immer bereit, etwas zu verändern.
RWE-Trainer Christian Titz ist immer bereit, etwas zu verändern. © Thorsten Tillmann

Peinliche 0:3-Niederlage zu Hause gegen Aufsteiger Bergisch Gladbach

Die Bonner haben einiges gut zu machen nach dem peinlichen 0:3-Heimdebakel gegen Aufsteiger SV Bergisch Gladbach. „Die Spieler haben sich für ihren Auftritt entschuldigt. Das war auch das Mindeste, was ich erwartet habe. Schließlich bekomme ich als Trainer den berechtigten Frust der Fans zu spüren“, sagte BSC-Cheftrainer Thorsten Nehrbauer unter der Woche.

Und es klingt etwas kurios, wenn er feststellt: „Wir werden in Essen definitiv nicht mit breiter Brust auftreten.“ Was der Bonner Trainer aber umgehend relativiert: „Die Partie ist eine Chance sich zu beweisen und mutig zu sein. Wir müssen nach den 90 Minuten in Essen wieder in den Spiegel schauen können.“ Wollen die Rot-Weissen aber auch, um dann den Regionalliga-Spitzenreiter zu sehen.