Essen. Beim Tabellenführer Viktoria Köln kann Rot-Weiss Essen noch in den Titelkampf eingreifen. Im Vorjahr war das 0:0 der Anfang vom Ende für Köln.
Fünf Spieltage sind es noch bis zum Saisonende, und es soll niemand behaupten, neben den Ostereiern würde am Sonntag auch die goldene Ananas verteilt. Beim Auswärtsspiel bei Viktoria Köln (14 Uhr, Sportpark Höhenberg) steht vieles auf dem Spiel, vor allem für den Spitzenreiter. Für Rot-Weiss Essen geht es in beiden Partien gegen die Titelkonkurrenten darum, sich sportlich fair zu verhalten.
Etwaige bevorzugte Aufstiegsfavoriten kann sich nur der gemeine Fan erlauben, da sind sich Trainer Karsten Neitzel und RWE-Sportdirektor Jürgen Lucas einig: „Wer solche Fragen sich stellt, der sollte sich vielleicht überlegen, ob er den richtigen Beruf gewählt hat. Es ist ein Pflichtspiel und die Planungen für die kommende Saison laufen auf Hochtouren.“ Und am Ende vielleicht „Meisterschafts-Verderber“ sich nennen zu können, ist ja auch ein ehrenvoller Titel.
Parallelen zum Vorjahr mit Uerdingen
Es wäre nicht das erste Mal, dass die Viktoria zum Ende einer Saison das große Fracksausen bekommt. Im vergangenen Jahr holten die Essener dort beim 0:0 einen Punkt, damals wie heute der 30. Spieltag und der Zeitpunkt, als der KFC Uerdingen im Titelrennen entscheidend davon zog.
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Auch in diesem Jahr hat Viktoria sein komfortables Punktepolster dahinschmelzen sehen. „RWO hat ein paar sehr knappe Siege darunter, aber sie sitzen ihnen hartnäckig im Nacken“, sieht es Lucas mit der Gelassenheit eines Unbeteiligten. Denn die jüngste Bilanz des Teams von Trainer Patrick Glöckner ist ähnlich bescheiden wie die der Rot-Weissen: Aus den letzten sechs Partien gelangen nur drei Siege, bei zwei Niederlagen. Die Bilanz eines Aufsteigers?
7:0-Kantersieg der Kölner ließ aufhorchen
Allerdings gelang den Kölner im letzten Meisterschaftsspiel beim Nachbarn TV Herkenrath ein 7:0-Kantersieg, allein fünfmal netzte Albert Bunjaku ein. Vielleicht der Befreiungsschlag im Aufstiegsrennen, jedenfalls ein eindeutiges Statement der vorzüglichen Viktoria-Offensive – an guten Tagen.
„Eine unheimlich erfahrene Truppe, wenn der Ball einmal in ihren Reihen läuft, ist es fast schon unmöglich, dazwischen zu grätschen. Wir müssen in vielen Situationen die richtige Lösung haben, nur dann haben wir eine Chance“, warnt Trainer Karsten Neitzel. Jedenfalls eine andere als in Aachen bei der 0:2-Niederlage, als die Essener wieder einmal viel zu billige Tore kassierten und gerade beim 0:1 den Torschützen unbedrängt hochsteigen ließen.
Gute Chancen bei RWE für Boris Tomiak
Gut möglich, dass es diesmal wieder Änderungen in der Abwehrkette geben wird, aber die sind dann den Problemen weiter vorne geschuldet: Kevin Grund hat seine Kniereizung immer noch nicht überwunden, das war der Stand beim Karfreitag-Training. Ein letzter Test sollte am Samstag Aufschluss bringen, ob der Routinier für Impulse im Mittelfeld sorgen kann. „Vieles hängt davon ab, ob ich mit Kevin planen kann“, so Neitzel, der sich mit dem Gedanken trägt, einen Boris Tomiak wieder von Anfang an spielen zu lassen: „70 Minuten in Aachen hat er seinen Mann gestanden, das Gute an ihm ist: Er ist da, wenn er gebraucht wird.“
Seine Chancen würden noch steigen, wenn auch Daniel Heber (Adduktoren) passen müsste, hier hatten die Verantwortlichen noch Hoffnung. Um mit einer guten Nachricht zu schließen: Jonas Erwig-Drüppel macht Fortschritte im Training. „Er ist jetzt wieder eine Woche weiter“, setzt Lucas auf den Flügelflitzer.