Kaan-Marienborn. Rot-Weiss Essen hat den FC Kaan-Marienborn mit 4:1 besiegt. Dabei taten sich Essener zunächst allerdings schwer. Der Spielbericht.
FC Kaan-Marienborn - Rot-Weiss Essen 1:4 (1:1)
RWE: Raeder, Heber, Becker, Zeiger, Grund, Brauer, Lucas, Baier (79. Urban), Pröger (88. Remmo) , Wirtz, Bichler (82. Cokkosan).
Tore: 1:0 Lo Lacono (11.), 1:1 Bichler (35.), 1:2 Pröger (54.), 1:3 Wirtz (58.), 1:4 Zeiger (78.).
Zuschauer: 2516
Manchmal ist Fußball auch ein Geduldsspiel, Rot-Weiss Essen bewältige ein solches beim letztlich klaren 4:1-Erfolg beim 1. FC Kaan-Marienborn, wobei es nach 45 Minuten, in denen der Aufsteiger sogar in Führung ging, wahrlich nicht aussah. Aber sei es drum, auch diese Spiele müssen gewonnen werden, wenn Rot-Weiss dieses Jahr oben mitspielen will. Die Richtung stimmt jedenfalls, nach diesem Erfolg klettert RWE erst mal auf Rang drei.
Wie befürchtet musste RWE-Trainer Karsten Neitzel sein Team umbauen. Für Mittelstürmer Marcel Platzek, der sich nach dem Pokalspiel mit einem geschwollenen Fuß herumquälte, reichte bis zum Anpfiff nur zu einem Bankplatz, für ihn kam Enzo Wirtz wie schon in Mennrath von Beginn ins Team. Dafür konnten die angeschlagenen Philipp Zeiger und Florian Bichler mitwirken. Und dennoch gab es einen größeren Umbau: Lukas Scepanik hatte sich im Abschlusstraining übergeben müssen und war gar nicht mitgefahren ins Siegerland. So musste Kevin Grund, der zuletzt gegen Wuppertal die Zehner-Position so formidabel ausgefüllt hatte, wieder auf die linke Außenverteidiger-Position, für ihn rückte Nico Lucas ins Team.
Die Anspielstation und Kreativität fehlte dafür hinter den Spitzen, was sich im Leimbachstadion schnell bemerkbar machte. Rot-Weiss hatte von Beginn an zwar die größeren Spielanteile, doch spätestens an der Strafraumgrenze waren Ideen gefragt. Und beim vorsichtigen Spielaufbau waren eigene Aufbaufehler nun gar nicht gefragt.
1:0 - die Überraschung war groß
So wie in der elften Minute, als Kapitän Benjamin Baier einen katastrophalen Fehlpass quer auf Timo Becker spielte, Marienborns Elsamed Ramaj hellwach dazwischen spritzte, auf und davon ging und auch Torhüter Lukas Raeder mit seinem platzierten Flachschuss keine Chance ließ: 1:0 - die Überraschung war groß, auch unter den heimischen Fans.
Ein Wirkungstreffer, wie sich in der Folgezeit zeigte, die Gäste wirkten doch wieder verunsichert, Verantwortung wurde quer geschoben, alles wartete auf die zündende Idee. Einzelaktionen waren gegen die gut formierte Abwehr der Gastgeber gefragt. Kai Pröger dribbelte sich so lange entlang der Strafraumlinie, bis er freie Schussbahn hatte, seinen Versuch parierte Torhüter Florian Hammel (23.) glänzend zur Ecke.
Der Aufsteiger kam selten nach vorne, doch mit ein zwei einfachen Pässen wurde es aber immer wieder brandgefährlich vor dem RWE-Tor. Als Pröger in der Angriffshälfte vom Ball getrennt wurde, alles auf den Freistoßpfiff spekuliert, ging es blitzschnell. Plötzlich stand die Sturmspitze Tiziano lo Lacono völlig frei vor Raeder, der allerdings rechtzeitig den Fuß draußen hatte. Das hätte das 2:0 sein müssen.
Fünf Minuten später ließ Florian Bichler seine Galaform vom Wuppertal-Spiel endlich aufblitzen: Doppelpass mit Kevin Grund auf der linken Seite, der Bayer wieselte in den Strafraum ließ noch zwei Mann aussteigen und chipte die Kugel vorbei an Hammel ins lange Eck: 1:1 nach 35 Minuten -- meisterhaft in der Vollendung.
Wenn nur die Fehler in der RWE-Abwehr nicht wären
Wenn nur die Fehler in der eigenen Abwehr nicht immer dazwischen kämen. Wieder waren sich die Vorderleute vor Raeder in der 42. Minute nicht einig, Lo Lacono spritzte dazwischen, seinen Kopfball konnte der RWE-Keeper abklatschen, bis Daniel Heber in höchster Not die Kugel über die Latte drosch. Keine Frage, nach klaren Chancen führten die Kaan-Marienborner zur Pause eindeutig.
Die zweite Halbzeit begann wie die erste: der 1.FC ließ RWE machen, und die machten nicht genug draus. Wieder verloren die Gäste durch ein unkonzentriertes Abspiel, diesmal von Timo Becker, in der gegnerischen Hälfte den Ball, wieder ging es ganz schnell, weiter Ball auf lo Lacono, der vor Raeder angespritzt kam und den Volleyschuss weit drüber jagte. Die dritte glasklare Chance des Marienborners (51.).
Was sich nur drei Minuten später rächen sollte: Kevin Grund ging endlich mal auf links durch, butterweiche Flanke auf Heber, der die Kugel weiter tippte auf Pröger, und der nahm aus 16 Metern trocken Maß: 2:1 für RWE -- geht doch!
Nun war das Selbstvertrauen aus der Vorwoche wieder da. Weitere vier Minuten später brachte Heber im Strafraum Enzo Wirtz in Position, der drehte sich und traf trocken und flach zum 3:1. Die Belohnung für den Neuzugang für eine kämpferisch starke Leistung.
Dem Aufsteiger war damit in nur fünf Minuten der Zahn gezogen worden, die Quittung für die vergebenen Chancen, den Siegerländern fehlte in der Folgezeit die Kraft, um noch einmal zurück zu kommen. In der letzten halben Stunde ging den Feierabendfußballern zunehmend die Kraft aus, Kevin Grund bekam dies zusätzlich bei einem Frustfoul von Daniel Waldrich zu spüren.
In der Schlussviertelstunde hätte Rot-Weiss bei größer werdenden Räumen den Sieg noch komfortabler gestalten können. Bei einem Konter spielte Lucas in die Mitte auf den völlig freien Bichler, doch dessen Beinschuss bei Torhüter Hammel gelang nicht ganz (77.). Dafür hatte Philipp Zeiger mal wieder einen besonderen Moment: Nach Freistoß von Baier schaffte der Lange per Kopf eine Bogenlampe zum 4:1 (78.). Danach sah es zu Anfang nicht aus.