essen. . Otto Rehhagel feiert heute seinen runden Geburtstag im engsten Familienkreis. Ein Gespräch über junge und alte Trainer und seine ewige RWE-Liebe.
Kaum zu glauben, aber wahr: Otto Rehhagel wird heut 80 Jahr! Das Kind des Ruhrgebiets, das als Jugendlicher zuerst beim TuS Helene die Stollenschuhe schnürte, ehe die große Weltkarriere begann, ist längst wieder in seiner Heimatstadt Essen sesshaft geworden, heute wohnt er Tür an Tür mit RWE-Legende Manni Sander. Der juvenile Pensionär lehnte zu seinem besonderen Tag alle Gesprächswünsche ab und verbringt den 80. im engsten Familienkreis in Norddeutschland. Darum müssen wir uns mit einem fiktiven Interview begnügen, das so nie stattgefunden hat, aber so oder ähnlich hätte verlaufen können.
Hallo, Herr Rehhagel, wie geht es Ihnen?
Rehhagel: Ich weiß schon, was Sie fragen wollen, ich stehe für das Amt nicht zur Verfügung, das soll der DFB mal alleine auslöffeln. Außerdem wäre es unfair, Bundestrainer Joachim Löw gegenüber.
Eigentlich wollte ich Ihnen nur zum 80. meine herzlichen Glückwünsche aussprechen....
80, 80 – es gibt keine alten oder jungen Trainer, nur gute und schlechte. Rudi Gutendorf ist in dem Alter noch in der ganzen Welt unterwegs. Nur, weil wir nicht das Laptop zum Training schleppen, sind wir keine schlechten.
Sie haben mal gesagt: „Du musst als Trainer genug verdienen, um mit 50 in der Klapsmühle erster Klasse liegen zu können.“ Wann können wir mit Ihrem Umzug rechnen?
Ich fühle mich in Bredeney ganz gut aufgehoben.
Während Ihrer Münchner Zeit hatten sie „Rubens“ an der Türklingel stehen, welcher Namenszug ziert denn Ihre Essener Wohnung?
Ach, junger Mann, so wild ist das nicht mehr. Ab und an klingeln mal ein paar Schalke-Fans, aber das sind Irrläufer, die sind dann auf der Suche nach der Bleibe von Manager Christian Heidel.
Vor drei Jahren wurden Sie bei ihrem Heimatverein Rot-Weiss Essen zum Ehrenmitglied ernannt. Bei der Rede auf dem Podium haben Sie gesagt, Sie wünschen dem Verein einen Scheich, der den Klub zurück ins Profigeschäft führt.
Ich bin zwar in der ganzen Welt rumgekommen, aber den Scheich für RWE, den habe ich auch noch nicht gefunden. Aber vielleicht müssen wir Schritt für Schritt denken: Ich liege ja ständig dem Manni Sander (RWE-Gönner und -Ehrenmitglied, d.R.) in den Ohren, er möge endlich seinen goldenen Bentley verkaufen und den Verein damit unterstützen. Aber der Manni hat Knie und kann unmöglich mit dem Fanbus zum Stadion fahren.
Eine Frage hätte ich noch: Sie haben mal gesagt, Sie hätten die demokratische Diktatur eingeführt, was müssen wir darunter verstehen?
Ach, das ist ein weites Feld, würde ich Ihnen gerne erklären, aber Frau Beate macht mir gerade Handzeichen, dass Ihre Gesprächszeit abgelaufen ist. Und ihr Wort ist Gesetz. Ich wünsche Ihnen auch einen schönen Tag.
Herr Rehhagel, ich danke für das Interview, das leider nie geführt wurde!