Essen. Kurz vor dem Niederrheinpokal-Finale gegen den Revier-Rivalen Rot-Weiß Oberhausen drohen Rot-Weiss Essen schwerwiegende Personal-Ausfälle.

Ginge es um den WM-Pokal, hätte sich Mike Terranova vermutlich strafbar gemacht. Beim Foto der beiden Trainer von Rot-Weiß Oberhausen und Rot-Weiss Essen neben dem Niederrheinpokal berührte der Oberhausener ihn schonmal und saugte wohl bereits ein wenig das Gefühl ein, wie er sich anfühlt. Gewonnen hat „Terra“ diesen bisher noch nicht. Genauer gesagt 20 Jahre ist es her, dass sein Verein die Statue mit nach Hause nehmen konnte.

Das soll sich nun ändern. „Ich glaube, dass wir dieses Mal einfach dran sind“, sagte Terranova auf der gemeinsamen Pressekonferenz der beiden Finalteilnahmer am Freitag. Zumal dem Gewinner nicht weniger als die Teilnahme am DFB-Pokal winkt und somit eventuell eine Partie gegen den Rekordmeister Bayern München winkt. Zwei Finals hatten die Kleeblätter in der Zeit gespielt, beide Male gingen sie als Verlierer zum Platz. Vor fünf Jahren unterlagen sie den Sportfreunden Baumberg mit 0:1. Der Oberligist erzielte durch Nils Esslinger den Siegtreffer nach einem schweren Torwart-Patzer des damaligen Keepers Thorben Krol. Vor drei Jahren verschoss Christoph Caspari den entscheidenden Strafstoß und die Oberhausener unterlagen Rot-Weiss Essen mit 4:5 nach Elfmeterschießen.

Gegen eine Wiederholung des Finals von vor drei Jahren hätte Essens Trainer Karsten Neitzel nichts einzuwenden. Auch wenn er betonte, dass es für ihn gut und gerne bereits nach 90 Minuten gelaufen sein darf. Zumindest anhand der Ergebnisse in den beiden Aufeinandertreffen der abgelaufenen Spielzeit erscheint dies unwahrscheinlich. In beiden Partien gab es ein 1:1-Remis. Beim Deutschen Meister von 1955, der zuletzt dreimal in Folge im Finale stand, hat jedoch die „Defekthexe“ zugeschlagen, wie es Essens Fußballlehrer Neitzel nennt.

"Wir hoffen, dass es friedlich bleibt"

Neben den definitiven Ausfällen von Marcel Lenz (Sehnenriss), Cedric Harenbrock (Kreuzbandriss) und Roussel Ngankam (Muskelfaserriss) muss Neitzel im Worst Case auch auf Kevin Grund, Robin Urban und Kamil Bednarski verzichten. Die beiden Außenverteidiger waren im letzten Saisonspiel bei Fortuna Düsseldorf (1:1) ausgerutscht. Neitzel: „Kevin konnte seitdem noch gar nicht trainieren, Robin hat das Training am Donnerstag abbrechen müssen. Da müssen wir schauen.“ Bednarski, dem nun offenbar eine Vertragsverlängerung winkt, plagen Knieprobleme. „Bei uns wird es mit Sicherheit nicht die ganz großen Überraschungen geben“, sagt Neitzel. „Ich glaube, dass uns ein Spiel erwartet, in dem 90 Prozent nicht ausreichen.“

Die Ausfälle trüben ein wenig die verhaltene Essener Euphorie, die sich nach 15 Punkten aus den letzten sieben Spielen an der Hafenstraße breit gemacht hat. „Die Vorfreude ist bei uns genauso groß wie bei den Oberhausenern“, verspricht der gebürtige Dresdener: „Wir haben in den letzten Wochen einen vernünftigen Job gemacht und wollen den zu einem runden Abschluss bringen. Ein Pokalfinale ist nicht alltäglich, auch wenn es als Verein das vierte in Folge ist.“ Und dann richtet er auch noch einen Wunsch in Richtung Anhang: „Wir hoffen alle, dass es friedlich bleibt. Alle im Stadion - Fans, Journalisten, Sponsoren und Verantwortlichen - sollen einen schönen Pokalabend erleben.“

Diesem Wunsch schloss sich auch Terranova an: „Mir ist es wichtig, dass Feuer drin ist, die Fans auf ihre Kosten kosten kommen und wir als Sieger vom Platz gehen.“ Zumindest bei letzterem dürfte es Neitzel anders sehen.