Essen. . Eine Abordnung der Westkurven-Fans hatte beim Training Support-Boykott verkündet. „Toten Hosen“ verhindern Finale in Essen.
Wer waren hier eigentlich die Sieger? Nach dem stimmungsmäßig eher kuriosen Verlauf des 5:0-Halbfinalerfolgs von Rot-Weiss Essen gegen Jahn Hiesfeld feierten die Gäste noch lange nach Abpfiff vor ihrem Block mit den Fans, als hätten sie gerade das Berlin-Ticket gelöst. Zu diesem Zeitpunkt waren die Gewinner schon längst in der Kabine verschwunden, nach eher zaghaftem Applaus Richtung Westkurve. Später sickerte dann durch: Eine Abordnung aus der Westkurve war unter der Woche beim Training erschienen und verkündete den „Liebesentzug“: Stimmungsboykott bis auf weiteres, bis die Ergebniskurve wieder eindeutig nach oben zeigt. Da reichte so ein klarer Pokalerfolg gegen den Außenseiter offensichtlich noch nicht.
Meiers Bewerbungstor um Vertragsverlängerung
Nein, das Verhältnis zwischen RWE-Fans und Spielern ist momentan nicht das Beste. Das tat der Erleichterung nach Abpfiff bei den Akteuren keinen Abbruch, überall schaute man in fröhliche Gesichter. „Das hat uns gut getan. Nach einer schweren ersten Halbzeit gegen tief stehende Hiesfelder lief nach der Führung alles besser, man hat gesehen, da war wieder mehr Selbstvertrauen da“, freute sich Jan-Steffen Meier vor allem auch über sein Führungstor nach 62 Minuten, was nebenbei auch noch ein treffliches Argument für den Allrounder in den laufenden Vertragsverhandlungen lieferte.
Just zu dem Zeitpunkt, als die Hiesfelder vom Finaleinzug und einer Fernsehübertragung zu träumen anfingen: „Mein Co. hat zur Halbzeit noch gesagt, wir müssen nur die ersten 15 Minuten nach der Pause überstehen, dann ist was möglich. Dann waren sie rum – und dann knallt es nach 17 Minuten“, kam Jahn-Trainer Thomas Drotboom hinterher zu der Erkenntnis, dass sich Fußball doch nicht so leicht berechnen lässt.
Aber sezieren, wie Trainerkollege Argirios Giannikis nach dem Triumph wie üblich mit ganz feinem Skalpell demonstrierte: „In der ersten Halbzeit waren wir zu langsam in der Ballzirkulation, wir sind die Schnittstellen nicht angelaufen und hatten in manchen Szenen keine Präsenz in der Box.“ Aber nach dem Wechsel zumindest das nötige Glück bei Standards, was den RWE-Coach, der für den Gegner sogar sein bevorzugtes 3-4-3-System auf 4-3-3 umstellte, um mehr Präsenz und Offensive im Zentrum hinzubekommen, außerordentlich freute: „Wir hatten in den letzten Wochen viele Standards, bei denen wenig Zählbares herauskam. Wenn du so viele ruhende Bälle rausspielst, musst du dich mal dafür belohnen.“
Samstag kommen die Gladbacher Fohlen
Und tatsächlich, mit jedem Treffer durch Malura, zweimal Bednarski und Pröger kehrte das Lächeln ins Gesicht der RWE-Akteure zurück, am Ende sprühte man sogar vor kreativen Ideen im Angriff. Kitzelig wurde es dazwischen in der 75. Minute, als Damiano Schirru völlig frei im Strafraum an beiden Fäusten von Torhüter Marcel Lenz scheiterte. „Da hätte ich mal gerne gesehen, wie die Partie beim Stand von 2:1 weiter gegangen wäre“, unkte Drotboom. Eine Erfahrung, auf die die RWE-Anhänger nach den letzten Achterbahnfahrten nur zu gerne verzichteten. Am Ende musste der Gästecoach seine Jungs in Schutz nehmen: „Da gingen doch die Köpfe nach unten und die Niederlage fiel doch zu hoch aus.“
Sieger Rot-Weiss legt das Thema Niederrheinpokal nun erst mal auf Wiedervorlage und konzentriert sich ganz auf den Ligaalltag, der schon am Samstag mit dem Gastspiel der Gladbacher Fohlen weitergeht. Allerdings noch ein Hinweis für alle, die schon wieder von einem „Finale dahoam“ träumen: Dies wird es definitiv nicht geben, egal, wie der Gegner heißt: Am Finaltag (Pfingstmontag) herrscht „tote Hose“ im Stadion Essen, die Düsseldorfer Deutsch-Rocker haben in der Woche ihren Doppel-Gig. Da wurde bei der Stadt wieder weitsichtig geplant.