Essen. Der 4:1-Heimsieg über Schlusslicht Rhynern ist für RWE das gewünschte Erfolgserlebnis. Man wird sehen, ob es für mehr Selbstvertrauen sorgt.
Am Ende gab es Applaus. Keinen rauschenden Beifall, aber immerhin etwas Versöhnliches nach all der Wut und Kritik, die zuletzt auf Spieler und Trainer des Fußball-Regionalligisten Rot-Weiss Essen eingeprasselt waren. Die 5000 Zuschauer an der Hafenstraße waren zufrieden, vor allem aber wohl mit dem standesgemäßen Ergebnis. Die anspruchsvollen Gastgeber hatten Schlusslicht Westfalia Rhynern, das bisher in neun Spielen zwei Pünktchen gesammelt hat, mit 4:1 (2.1) bezwungen. Doch so deutlich, wie es klingt, war es lange Zeit nicht.
„Ich glaube, wir haben zwei völlig verschiedene Halbzeiten gesehen“, meinte RWE-Trainer Sven Demandt. „In der ersten hat man gemerkt, dass uns die Situation stark belastet.“ Seine Mannschaft habe viele Fehler gemacht und zu oft und unnötig Foul gespielt, weil sie die Zweikämpfe nicht richtig angenommen habe. Mit der geforderten Aggressivität habe dieses Verhalten nichts zu tun.
Verunsicherung ist spürbar
Entsprechend schwer taten sich die Essener, denen man freilich nach den vielen Rückschlägen eine gewisse Verunsicherung zugestehen muss. Es war zäh und zögerlich. „Man kann kein Fußball spielen, wenn keiner den Ball haben will“, so Demandt. Hier und da war auf der Tribüne schon früh der Unmut über das umständliche Gekicke zu spüren. Der Trainer sah sich zur Pause gezwungen, seine Jungs in der Kabine wach zu rütteln. „Ich bin recht laut geworden“, verriet er. „Die zweite Halbzeit war dann wesentlich besser. Wir hatten bessere Aktionen nach vorn und standen defensiv stabiler.“ Vielleicht stellt sich ja nun ein Aha-Effekt ein.
Aber irgendwie beschleicht einen derzeit stets ein ungutes Gefühl, wenn der Ball in den Essener Strafraum fliegt. Ein Gefühl, dass irgendwas passieren könnte, was ja angesichts der 17 Gegentore auch nicht verwundert. Natürlich musste RWE die Innenverteidigung gegen Rhynern erneut umbauen, weil Jan-Steffen Meier (Gelb-Rot) gesperrt war, aber der junge Timo Becker machte es neben Philipp Zeiger ordentlich. Nicht ganz so gut drauf war Hervenogi Unzola, der einige Böcke schoss und den Strafstoß verursachte, der zum 1:1 führte (21.), als er den Ex-Profi Gambino im Strafraum unnötig von den Beinen holte. Demandt brachte Robin Urban für Unzola. „Ich hätte aber auch weitere fünf Leute auswechseln können.“
Spieler des Abends waren Marcel Platzek, Kai Pröger und natürlich Torwart Robin Heller, der wieder einmal einige glänzende Aktionen hatte. Platzek ist aber in dieser Form der Spieler, der den Unterschied ausmachen kann. Ständig unterwegs, schnell, griffig und torgefährlich. Er allein bereitete mit seinem energischen Einsatz die ersten beiden Treffer durch Kai Pröger (15./32.) vor. Und der blonde Neuzugang machte praktisch mit seinem dritten Tor (54.) den Deckel drauf. Seine beiden Salti anschließend waren Ausdruck von Freude und Erleichterung, im künstlerischen Ausdruck hatten sie in jedem Fall die Höchstnote verdient.
Ob RWE nach diesem Erfolgserlebnis ebenfalls bereit ist für große Sprünge? Nach einem vermeintlich leichteren Block gegen Wiedenbrück, Wegberg-Beeck, Wattenscheid und Rhynern, der mit fünf Punkten nicht den gewünschten Ertrag brachte, folgen nun wieder anspruchsvollere Aufgaben. Am Samstag geht es gegen Gladbach II (15 Uhr, Grenzlandstadion), dann gegen Verl, Rödinghausen und Viktoria Köln.