Essen. Der MSV Duisburg ist Niederrheinpokal-Sieger 2017. Der Zweitliga-Aufsteiger besiegte Rot-Weiss Essen an der Hafenstraße mit 2:0 (1:0).
- Der MSV Duisburg ist Niederrheinpokal-Sieger 2017
- Der Zweitliga-Aufsteiger besiegte Rot-Weiss Essen an der Hafenstraße mit 2:0 (1:0)
- Das Spiel musste zwischenzeitlich unterbrochen werden
Nichts ist es geworden mit dem Hattrick für Rot-Weiss Essen. Der Viertligist und Titelverteidiger, der 2015 und 2016 den Pott geholt hatte, verlor das Finale im Niederrheinpokal gegen den favorisierten MSV Duisburg verdient mit 0:2 (0:1). Die Duisburger zauberten nicht, aber sie überzeugten als kompakte und robuste Einheit, sie waren ballsicher und abgezockt. Die Essener hatten ihre Chancen, doch ihnen fehlten Präzision und etwas Glück. Als kleiner Trost: Trotz der Niederlage ist RWE für die 1. Hauptrunde im DFB-Pokal qualifiziert, weil der MSV als Drittliga-Meister bereits gesetzt war.
Kaiserwetter an der Hafenstraße und eine grandiose Kulisse, die sich bereits lange vor dem Anpfiff in Stimmung brachte. Das Stadion Essen war zum regionalen Pokalhit gegen den MSV noch einmal rot-weiss gefärbt -- bis auf eine Tribüne natürlich, die für die Blau-Weißen reserviert war. Der Rahmen für ein reizvolles Duell zwischen diesen beiden Traditionsvereinen war gezimmert. Nun mussten nur noch die Fußballer mitspielen.
Wie würden sich die Essener gegen den Drittliga-Meister und künftigen Zweitligisten schlagen? Die Frage war schnell beantwortet: Die Rot-Weissen machten es prima. Sie standen kompakt, gingen beherzt in die Zweikämpfe und ließen nichts anbrennen. RWE-Trainer Sven Demandt hatte bei seiner Auswahl für die Startelf für eine kleine Überraschung gesorgt. Angreifer Kamil Bednarski saß zunächst nur auf der Bank, obwohl das Angebot an Offensivkräften ja wirklich nicht üppig ist beim Viertligisten.
Aber der Außenseiter war keineswegs nur auf Defensive ausgerichtet. Benjamin Baier spielte fast zweite Spitze neben Platzek, Malura und Grund rückten bei Ballbesitz ebenfalls vor in die vorderste Linie. Und das funktionierte, auch wenn es zunächst nicht gefährlich wurde vor dem MSV-Tor. Erst nach 18 Minuten versuchte es Platzek erstmals aus der Distanz, was Keeper Flekken aber keine Probleme bereitete.
MSV-Coach Ilia Gruev ließ zunächst Kapitän Branimir Banjic und seinen erfolgreichsten Torjäger Kingsley Onuegbu auf der Bank. Die Duisburger setzten auf Ballbesitz, versuchten abgeklärt in Schwung zu kommen. Als Brandstetter den Ball vorlegte für lljutcenko, mussten die RWE-Fans erstmals den Atem anhalten, weil die Kugel nur knapp am Pfosten vorbei ins Aus flog (21.). Nach einer Ecke hatte Rot-Weiss Glück, dass Iljutcenko überrascht war, dass ihm der Ball vor die Füße fiel. Die Kugel prallte von ihm nur ab und direkt in die Arme von RWE-Keeper Robin Heller (28.).
Drei Minuten später passierte es. Der Duisburger Fabian Schnellhardt setzte sich im Mittelfeld gegen eine gegnerische Überzahl energisch durch, bediente Brandstetter, der trocken zum 1:0 (31.) einnetzte.
Kevin Wolze verwandelte einen Freistoß zum 2:0 für den MSV
Duisburg führte zur Pause, das hinderte die MSV-Fans aber nicht, sich gleich nach Wiederanpfiff daneben zu benehmen. Sie zündeten Pyros, Böller und Rauchbomben, sodass Schiedsrichter Sven Heinrichs sich gezwungen sah, die Partie zu unterbrechen. Da wollten sich die Roten natürlich nicht lumpen lassen. Kaum hatte sich der Qualm auf der einen Seite halbwegs verzogen, zündelte sie auf der Westtribüne. Rauchbomben, Raketen - welch unbegreifliche Idiotie auf beiden Seiten. Erst nach knapp zehn Minuten konnte es weitergehen.
Und gleich mit dem Schock für RWE. Iljutcenko wurde kurz vor dem Strafraum gefoult, Freistoß Duisburg, Alarmstufe Rot, doch es nutzte nichts. Aufreizend lässig lief Kevin Wolze zwei, drei Schritte an und zirkelte den Ball millimetergenau ins Eck zum 2:0 (48.).
Nun hatte der Favorit Aufwind, wollte nachlegen und bekam auch seine Chancen. Demandt reagierte, brachte Bednarski und Rabihic für Becker und Grund. Die Essener versuchten es noch einmal, und Benni Baier hatte den Anschlusstreffer auf dem Fuß, als er völlig frei aus 16 Metern abzog, das Tor aber nicht traf. (57.). Dann flog Platzek spektakulär an einer Malura-Flanke vorbei (59.). Und als der Essener Torjäger nach einer Ecke einköpfte, hatte der Schiedsrichter eine Abseitsstellung gesehen (63.).
RWE gab sich nicht auf, wehrte sich tapfer, was die RWE-Fans lautstark unterstützten. Doch gegen die routinierten Gäste war es schwer, eine Lücke zu finden. Platzek hatte noch einmal die Riesenchance, als er im Fünfmeterraum Torwart Flekken ausspielte, ein Duisburger den Ball aber noch von der Linie kratzte (82.). Und dass der MSV für die Schlussphase noch Torjäger Onuegbu bringen konnte, dokumentierte nachdrücklich, dass die Duisburger das größere Potenzial besitzen. Normal - wie letztlich das Ergebnis auch. Die MSV-Fans feierten ausgiebig das "Double".
So spielen Rot-Weiss Essen und der MSV Duisburg
RWE: Heller - Malura, Windmüller, Zeiger, Cokkosan - Brauer (81. Tomiak), Meier - Becker (55. Rabihic), Baier, Grund (55. Bednarski) - Platzek. Trainer: Demandt
MSV: Flekken - Wiegel, Bomheuer, Hajri, Wolze - Erat, Corboz, Schnellhardt (80. Onuegbu), Engin - Brandstetter (65. Janjic), Iljutcenko (85. Bajic). Trainer: Gruev
Tore: 0:1 Brandstetter (32.), 0:2 Wolze (49.).
Besonderes Ereignis: Das Spiel musste in der 47. Minute unterbrochen werden, nachdem beide Fangruppen Pyrotechnik gezündet hatten.