Essen. Der Essener Trainer hielt beim 1:0-Arbeitssieg gegen Schalkes U23 wohl eine bemerkenswerte Pausenrede. Danach erzielte Platzek das Tor des Tages.
- RWE-Trainer fuhr beim Spiel gegen Schalke in der Halbzeitpause hinter der geschlossenen Tür aus der Haut
- Marcel Platzek nutzte die Abstauberchance nach dem Wechsel im Stil eines eiskalten Torjägers
- Sven Demandt gab seinem Team vier freie Ostertage und hofft auf schnelle Rückkehr von Rabihic und Grund
Das Stadion Essen an der Hafenstraße ist offensichtlich solide errichtet worden, besonders an der Schallisolierung wurde von den Bauherren wohl nicht gespart. Sonst wäre vielleicht nach draußen gedrungen, was sich in der Halbzeit in der Essener Kabine abgespielt hat. „In der Pause war ich so laut wie selten. Man denkt immer, ich sei ruhig – das war ich dieses Mal nicht, weil mir vieles nicht gepasst hat“, bekannte RWE-Trainer Sven Demandt nach dem „dreckigen“ 1:0-Heimsieg gegen die U23 des FC Schalke 04, da aber schon wieder die Ruhe selbst.
Was den Coach kurzzeitig auf die Palme getrieben hatte, war das, was seine Mannschaft in der ersten Hälfte den immer noch 6257 Fans gegen den Abstiegskandidaten angeboten hatte. Einen uninspirierten, beinahe ängstlichen Auftritt, in dem man die Platzhoheit fast gänzlich dem forschen Gast überließ.
Das letzte mitreißende Heimspiel liegt lange zurück
Deswegen wollte nach dem Spiel auch niemand den Worten des schwer deprimierten Schalker Mittelfeldspielers Rene Klingenburg widersprechen, der das Spiel treffend zusammenfasste: „Wir haben alles reingeworfen, haben Herz und Leidenschaft gezeigt, heute hat die schlechtere Mannschaft gewonnen.“
Wenn man in diesen Tagen einen RWE-Fan in Verlegenheit bringen will, muss man ihn nur nach dem letzten mitreißenden Heimspiel an der Hafenstraße fragen, da kommt er schwer ins Grübeln. Vermutlich fällt nach langem Überlegen das Pokalspiel gegen Arminia Bielefeld als Antwort – das war im August letzten Jahres.
Mittelfeldspiel wie beim Flipper-Automaten
Die Partie gegen den Nachbarn kann durchaus als spielerischer Tiefpunkt bezeichnet werden, was nicht nur am Fehlen von Kapitän Benjamin Baier gelegen haben sollte. Doch das Mittelfeldspiel der Rot-Weissen erinnerte eher an einen überdimensionierten Flipper-Automaten: Von einem roten Stutzen prallte die Kugel zum nächsten Bein – wofür es in mancher Kneipe ein Bonusspiel gibt, erntet man an der Hafenstraße aber bestenfalls ein Raunen.
Von der allgemeinen Hektik ließ sich sogar die sonst so sichere Abwehr inklusive des an und für sich ruhigen Torhüters Robin Heller anstecken, der ein paar nervenraubende Abstöße produzierte, einmal genau in den Fuß des zu überraschten Rogier Krohne, der die Riesenchance verdaddelte.
Nach der Pause wurde es etwas besser, vor allem, weil sogar ein Tor fiel: Kamil Bednarski, mit ansteigender Form, schlug eine seiner etlichen brauchbaren Flanken, Roussel Ngankam köpfte gegen die Laufrichtung des Torwarts, der nur abklatschen ließ – und Marcel Platzek (55.) stand da, wo ein Abstauber „herumlungert“. Was auch die Anerkennung des Schalke-Trainers Onur Cinel hervorlockte: „Das ist Platzeks Qualität, der wie ein Phantom einfach zuschlägt.“
Es reichte sogar für den Sieg: „Wir wollten gewinnen, wir haben gewonnen, wie er heute zustande kam, ist mir letztlich scheißegal“, so Demandt.
Danach kehrte österlicher Friede ein, der Coach gab seinem zuletzt arg gestressten Personal vier Tage frei, da es erst am übernächsten Montag beim 1. FC Köln weitergeht. Bis dahin hofft er auf weitere Rückkehrer im Team: Kasim Rabihic dürfte allmählich wieder anfangen, auch Kevin Grund wird sehnlichst zurück erwartet. Immerhin zwei Spieler, die mit dem Spielgerät durchaus befreundet sind.