Rödinghausen/Essen. Beim 1:1 von RWE in Rödinghausen überschattete ein folgenschwerer Zweikampf die Partie nach 12 Minuten. Im Anschluss fiel der Rückstand.

  • Partie musste nach 12 Minuten für eine Viertelstunde unterbrochen werden.
  • Rödinghausener Spieler wurde am Kopf getroffen und musste notärztlich versorgt werden
  • In der Nachspielzeit vergab Kapitän Benjamin Baier den Last-Minute-Sieg per Foul-Elfmeter

Von einem Entwicklungsprozess, den seine Mannschaft durchmache, hatte RWE-Trainer Sven Demandt dieser Tage noch gesprochen. Beim 1:1 am Samstag im entferntesten Zipfel der Regionalliga, in Rödinghausen, bekamen die Rot-Weissen eine Sonderprüfung auferlegt, die den Fußball wieder einmal zu etwas degradierte, was er letztlich doch ist: Eine Nebensache – wenn auch die schönste.

Kacinoglu schon in der Luft bewusstlos

Gerade 12 Minuten waren bei herrlichem Fußballwetter absolviert, als es zu einem bedauerlichen Zwischenfall kam, der zu einer 15-minütigen Unterbrechung führte. Bei einem ungestümen Luft-Dreikampf zwischen zwei Rödinghausenern und RWE-Stürmer Marcel Platzek traf Azur Velagic seinen eigenen Mitspieler Koray Kacinoglu mit dem Schuh und voller Wucht am Kopf, worauf dieser regungslos liegen blieb. SVR-Trainer Alfred Nijhuis war noch nach Abpfiff geschockt: „Es passierte direkt vor unserer Bank, noch in der Luft sah man, dass Koray weggetreten war.“ Der Ex-Wattenscheider wurde noch auf dem Platz liegend mit einer Halskrause und Infusionen stabilisiert, ehe es ins Krankenhaus ging. Erste vorsichtige Diagnose: Schädel-Hirn-Trauma.

Platzek schickt gute Wünsche

Auch Marcel Platzek, den an diesem Unglücksfall wohl keine Schuld traf, obwohl er für viele unverständlicherweise die Gelbe Karte sah, zeigte sein Mitgefühl: „Wir kennen uns ganz gut, ich werde ihm auf jeden Fall schreiben und ihm gute Besserung wünschen“, meinte er kurz vor der Rückfahrt. Nach Wiederanpfiff fiel es allen 22 Akteuren schwer, zur Tagesordnung überzugehen. Und den elf Gästen fiel es noch schwerer, weil sie in Folge des Freistoßes auch noch den Rückstand kassierten: Im dritten Nachstochern brachte Lars Hutten die Kugel im Netz unter.

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Da nach Platzek kurze Zeit später auch noch Kamil Bednarski für allzu heftigen Armeinsatz die Gelbe Karte sah und kurz darauf haarscharf an der Ampelkarte vorbeischrammte, waren die Voraussetzungen für eine Wende bei den Essenern alles andere als günstig.

Bednarski am Rande der Ampelkarte

„Wir mussten uns zehn Minuten sammeln, unglücklicher konnte die Partie ja nicht beginnen, aber danach haben wir ein sehr sehr ordentliches Auswärtsspiel gemacht, so dass ich mit dem Auftritt sehr zufrieden bin“, resümierte Demandt, der nicht vergaß, schnelle Genesungswünsche an den Verletzten zu richten.

Natürlich hatte auch der RWE-Coach kurz darüber nachgedacht, beim gefährdeten Bednarski die Reißleine zu ziehen. Zum Glück entschied er sich anders, denn nach einer halben Stunde zeigte der Stürmer seine anderen Qualitäten: Herrlich von Platzek in den Lauf bedient nahm er Fahrt auf, umkurvte Torhüter Tim Paterok und schob lässig zum 1:1 ein.

Nijhuis sah seine Mannschaft „mit Herz“

RWE war jetzt klar Chef im Wiehenstadion, allerdings nur bis zur Pause. Danach gönnten sich die Gäste eine akademische Viertelstunde, in dem die Körpersprache nicht unbedingten Siegeswillen ausdrückte. Eher Rödinghausen, das sichtbare technische Mängel mit erhöhtem kämpferischen Einsatz wettmachte, was auch Trainer Nijhuis begeisterte: „Die Mannschaft spielt mit Herz, wir haben ein Superspiel gesehen.“ Einmal in Fahrt, lobte er auch den Gegner über den grünen Klee: „RWE ist eine physisch starke Mannschaft, sie gehören zu den stärksten Gegnern, da sind sie weiter als wir.“ Geflissentlich übersah er dabei Spielpassagen, in denen auf beiden Seiten lange Pässe irgendwo im leeren Raum endeten.

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Fast hätte es für den Tabellenfünften noch zum Lucky Punch gereicht: In der Nachspielphase fuhr Lennart Mardoch im Strafraum das lange Bein gegen den durchbrechenden Bednarski aus, doch Kapitän Benjamin Baier donnerte den anschließenden Strafstoß an die Unterkante der Latte. „Das hätte beim bisherigen Saisonverlauf auch nicht zu uns gepasst“, meinte der Trainer ironisch.

Der Gefoulte sprach anschließend die Worte, die die meisten der 1610 Zuschauer sicherlich unterschrieben: „In der zweiten Halbzeit waren beide Mannschaften nicht gut, von daher hatte es auch keiner verdient zu gewinnen.“ Ehrlich währt am Längsten.