Essen. Favorit Rot-Weiss Essen kontrolliert das Verbandspokal-Viertelfinale und gewinnt. Schonnebeck fühlt sich aber trotzdem als moralischer Sieger.
- Schonnebecks Trainer Dirk Tönnies lobt sein Team, das bis zum Ende bravourös kämpfte
- Die Fans feierten den Außenseiter, während sie beim Sieger nur bedingt zufrieden sind
- RWE-Trainer Demandt meint, dass man die Erfolgsserie seines Teams auch würdigen muss
Der Favorit Rot-Weiss Essen hat gewonnen, aber er musste gegen den Oberligisten SpVg. Schonnebeck schon eine Überschicht einlegen und 120 Minuten lang schuften, um mit einem 2:0 (0:0)-Sieg die Pforte zum Verbandspokal-Halbfinale zu öffnen. Die Rot-Weissen können zufrieden sein. Sind sie aber nicht - zumindest nicht alle, denn der Auftritt war einmal mehr alles andere als souverän, wofür selbstverständlich immer auch der Gegner mitverantwortlich ist.
„Ich bin riesig stolz auf meine Truppe, die hier 120 Minuten einem sehr starken Regionalligisten Paroli geboten hat“, sagte Schonnebecks Coach Dirk Tönnies. „Wir haben damit gerechnet, dass wir nach 70 Minuten physisch abbauen werden, konnten aber selbst in der Verlängerung dagegenhalten und haben noch Nadelstiche setzen können.“
Schonnebeck spielte stark. Die Grünen machten hinten dicht, rannten sich die Lunge aus dem Hals, kämpften und investierten wirklich alles, was sie haben. Alles oder nichts, so ist das im Pokal. Und für das Engagement wurden sie zurecht von ihren Fans gefeiert. Gerade auch in den Szenen nach Schlusspfiff wurde deutlich, dass am Schetters Busch in all den Jahren etwas gewachsen ist. Diese Truppe ist eine nahtlose Einheit, nicht nur auf dem Rasen, die Jungs von Trainer Dirk Tönnies haben richtig Spaß miteinander. „Sie wollen spielen, immer, jeden Tag“, sagte Routinier Markus Heppke, der früher mal für RWE am Ball war. Dabei grinste sein Trainer kurz vorher: „Mal sehen, wer am Freitag schon wieder laufen kann.“
Eine starke und nahtlose Einheit
Die Grünen werden noch einige Tage an diese Partie zurückdenken und sich vor allem an zwei Szenen erinnern: an den frühen Pfostenschuss von Georgios Ketsatis (13.) und vor allem an die 87. Minute, als Marc Enger allein vor RWE-Torwart Robin Heller auftauchte und scheiterte. „Wenn Marc das Ding macht, dann gehen wir sogar als Sieger vom Platz und wären natürlich noch glücklicher“, meinte Dirk Tönnies. „Dennoch glaube ich, dass wir die moralischen Sieger sind.“ Trainerkollege Sven Demandt sah es ähnlich: „Da hatten wir natürlich ein bisschen Glück. Unterm Strich ist der Sieg für uns aber verdient.“
Und für einen moralischen Sieg kann man sich sowieso nichts kaufen. Raus ist raus, was RWE-Kapitän Benjamin Baier deutlich machte: „Wir wollen in den DFB-Pokal. Schonnebeck war ein schwerer Gegner, nichtsdestotrotz sind wir weitergekommen und das zählt im Pokal. Das ist wirklich das einzige.“ Kapitän Baier hatte nach dem „tödlichen“ 1:0 durch Kasim Rabihic (108.) mit der letzten Aktion des Spiel zum 2:0 getroffen.
Die RWE-Fans waren mit der Vorstellung ihrer Mannschaft allerdings nicht einverstanden. „Oh, wie ist das schön“ spotteten sie in Hälfte zwei, als es beim Favoriten immer mehr zu holpern begann. „Es ist genau das Spiel geworden, das wir eigentlich nicht wollten“, fasste Demandt zusammen. „Wir haben ganz einfach verpasst, in der ersten Hälfte in Führung zu gehen. Und je länger es 0:0 steht, desto schwieriger wird es für uns, weil die Unruhe bei den Jungs, aber auch außerhalb, immer größer wird. Mit jeder Minute hat man gemerkt, dass wir nicht mehr die Sicherheit hatten wie in der ersten Hälfte.“
Man habe auch gespürt, so Demandt, dass seine Jungs ein wenig angeschlagen seien aufgrund der mauen Stimmung im Umfeld. Die könne er auch durchaus nachvollziehen. „Natürlich müssen wir besser spielen und können das auch. Aber wir haben von den vergangenen 14 Pflichtspielen nur ein einziges verloren. Das kommt mir bei aller Kritik ein bisschen zu kurz.“