Oberhausen. Bis eine Minute vor Schluss sah das Demandt-Team wie der verdiente Sieger aus, dann traf Robert Fleßers mit einem Verzweiflungsschuss zum 2:2.

  • Bis eine Minute vor Schluss sah RWE wie der sichere Sieger aus, dann traf Fleßers.
  • Auch die erste Halbzeit hatte das Demandt-Team schon dominiert, der Pausenrückstand war unverdient.
  • RWE-Kapitän Benjamin Baier ging nach einem Kopftreffer aus nächster Nähe kurzzeitig K.o.

Es bleibt dabei: Rot-Weiss Essen kann in Oberhausen einfach nicht mehr gewinnen. Zwei Minuten vor Ende der Partie bewahrte Robert Fleßers mit einem Weitschuss seine Kleeblätter vor der drohenden Niederlage, die dem Spielverlauf nach in Ordnung gegangen wäre. Dieses Unentschieden allerdings hilft keiner Mannschaft weiter.

Zum Anpfiff im Niederrheinstadion hatten sich alle Sorgenfalten auf Essener Seite geglättet: „Voll auf Sieg” signalisierte die Aufstellung, mit den rechtzeitig wieder fit gewordenen Marcel Platzek (Grippe) und Roussel Ngankam (Knie) ging es in das Derby -- dazu Kamil Bednarski: Es gibt schlechtere Offensiven in der Liga.

RWO wie eine Auswärtself

Darum hielt man sich auch nicht lange mit Vorgeplänkel auf, die Gäste setzten sich gleich in des Gegners Hälfte fest und machten mächtig Alarm. Die erste Flanke verpasste Ngankam in der Mitte nur haarscharf (3.), Kasim Rabihic ließ sich eine Sekunde zu viel Zeit mit seinem Nachschuss, der zur Ecke abgeblockt wurde. Nach einer Viertelstunde hätte es 1:0 für RWE stehen müssen: Benjamin Baier hatte mit dem Kopf verlängert, Kamil Bednarski kam aus drei Metern zum Kopfball, RWO-Keeper Robin Udegbe lenkte die Kugel sensationell über die Latte.

Dennis Malura (links) und Marcel Platzek keilen Arnold Budimbu ein.
Dennis Malura (links) und Marcel Platzek keilen Arnold Budimbu ein. © Micha Korb

Und RWO? Die hatten sich im eigenen Stadion wie eine Auswärtself eingerichtet, lauerten auf ihr schnelles Umschaltspiel, die wenigen Konter über Simon Engelmann, Rafael Garcia und Güngör Kaya gerieten aber brandgefährlich. Dennoch: „Alles unter Kontrolle” strahlten die Essener in der ersten halben Stunde aus, bis dahin die wohl souveränste Vorstellung des Demandt-Teams in dieser Saison.

Wie aus dem Nichts die RWO-Führung: Tim Hermes, der Mann der ruhenden Bälle, schlug den Freistoß nach innen, Patrick Bauder verlängerte, der Ball wurde noch abgefälscht und flog in hohem Bogen hinter Torhüter Niclas Heimann in die Maschen. 1:0 nach 35 Minuten -- bitter und ungerecht zu diesem Zeitpunkt.

Pausenrückstand ein schlechter Witz

Aber ein Wirkungstreffer, der Elan der Gäste war erst einmal verpufft, im Aufbauspiel wählte man nun zu oft (Rabihic!) die Sicherheitsvariante oder rannte sich zu hektisch in der RWO-Abwehr fest (Ngankam). Dennoch: Der Rückstand zur Pause war für RWE ein schlechter Witz.

Großer Schreck nach Wiederanpfiff in der 52. Minute, als Benjamin Baier aus unmittelbarer Nähe den Ball voll ins Gesicht bekam und K.o. ging. Doch der Kapitän ist hart im Nehmen: Ein Schluck aus der Pulle, und weiter geht’s!

Bednarski und Platzek drehten das Spiel in drei Minuten

Aber die zweite Hälfte kam aus Gästesicht viel schwerer in die Gänge. Bis zur 59. Minute: Nach einer Ecke fiel im Gewühl die Kugel Bednarski vor die Füße, der ließ sich nicht lange bitten: 1:1. Und es kam noch besser: Drei Minuten später flankte Dennis Malura von rechts, RWO-Keeper Udegbe blieb im Duell mit Marcel Platzek nur zweiter Sieger, der einen Tick eher an den Ball kam: 2:1 – die rot-weisse Brust wurde wieder breiter.

Die große Antwort der Oberhausener blieb in der Folgezeit aus. Trainer Terranova hatte unmittelbar vor dem Rückstand Stürmer Kaya vom Feld genommen, der sichtlich angefressen war, und dafür mit Maik Odenthal die Abwehr verstärkt.

Frank Löning hätte mit dem 3:1 alles klar machen können

Kollege Demandt zog seine Offensive nicht zurück: Für Ngankam brachte er nach 78 Minuten Sturm-Routinier Frank Löning erstmals nach längerer Verletzungspause ins Spiel. Der weiß bekanntlich, wie man Bälle bei Kontern festmacht. Und hätte nach 84 Minuten alles klar machen müssen: Nach gefühlvoller Vorlage von Platzek scheiterte er mit seinem Heber an der ausgestreckten Hand von Udegbe. Das rächte sich, als Fleßers mit letzter Verzweiflung traf, als RWE-Keeper Heimann dachte, das Spiel wäre längst unterbrochen. „Das fühlt sich gerade nicht gut an, ich hätte nach der Pause nicht gedacht, dass wir hier noch ein Gegentor kassieren“, meinte Demandt zerknirscht.