Essen. Rot-Weiss Essen kann gegen Borussia Dortmund II frühe Führung durch Kamil Bednarski nicht verteidigen. Am Ende haben die Gastgeber auch noch Pech.
Das Ergebnis ist fix, die Bewertung lässt wiederum Spielraum. Rot-Weiss Essen trennte sich mit 1:1 vom Tabellenzweiten Borussia Dortmund II - einen Punkt geholt oder zwei verloren? Als der eingewechselte Roussel Ngankam in der Schlussphase frei stehend aus vier Metern an BVB-Keeper Hendrik Bonmann scheiterte, konnten es die RWE-Fans nicht glauben, was sie da eben gesehen hatten. Es war eine 1000prozentige Chance, aber auch eine famose Parade des Torhüters. Pech gehabt. Oder Glück, wie man’s nimmt.
„Ich glaube, dass beide Mannschaften mit dem Ergebnis gut leben können“, befand Dortmunds Trainer Daniel Farke, der diese Szene natürlich miteinbeziehen musste in seine Analyse. „Höchstärgerlich“, meinte hingegen BVB-Torhüter Hendrik Bonmann. „Wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht, kriegen wir nicht schon wieder das frühe Gegentor, gewinnen wir hier.“ Für RWE-Coach Sven Demandt indes ging das Unentschieden zwar grundsätzlich in Ordnung, aber: „Fußball ist ein Ergebnissport, deshalb sind wir auch enttäuscht.“ Zumal sich die Heimbilanz der Rot-Weissen nicht wesentlich gebessert hat. Zwei Siege gab es bislang an der Hafenstraße, drei Niederlage und eben dieses Remis.
Demandt macht den Magath
Demandt hatte seinen Jungs unter der Woche beim Training Beine gemacht. Übungseinheiten im Magath-Style mit dem guten, alten Medizinball. Die Fußballer brauchten sich darüber nicht zu beschweren, schließlich hatten sie eine Woche zuvor in Aachen eine eher bescheidene Arbeitsauffassung gezeigt.
Schon nach wenigen Minuten war klar, dass die Einstellung diesmal eine wesentlich bessere sein würde. Die Gastgeber nahmen die Zweikämpfe gegen die hochkarätige gegnerische Offensive an und setzten sich energisch durch. „Für einen Trainer ist es auch wichtig, wie eine Mannschaft auf gewissen Dinge reagiert“, sagte Demandt. „Es war eindeutig eine Reaktion zu erkennen. So wie wir aufgetreten sind, bin ich zufrieden.“
Es lief in der Tat gut an für die Roten. Und das lag zum großen Teil an zwei Spielern. Im Angriff lief Kamil Bednarski (Mittelhandbruch) mit einer Manschette auf und zur allgemeinen Überraschung gehörte auch Andreas Ivan zur Startelf. Zuletzt war er ja lediglich als Zivilist unterwegs. „Sportliche Gründe“, betonte Demandt stets. Unter der Woche hatte der Ausgemusterte dann offenbar richtig Gas gegeben, sodass er seine Chance bekam. Zurecht. Ivan zeigte eine starke Leistung und belebte das Offensivspiel.
Bednarski fackelt nicht lange
Das erwarteten die Gastgeber auch von Kamil Bednarski. Warum der Neuzugang als Hoffnungsträger gehandelt wird, war gleich in der Anfangsphase nicht zu übersehen. Als Bednarski mit einem langen Pass von Timo Brauer an den Ball kam, fackelte der Torjäger nicht lang. RWE führte nach der ersten Chance des Spiels mit 1:0. „In dieser Phase verdient“, wie Farke urteilte. Aber Torschütze Bednarski glänzte auch als umsichtiger Vorbereiter. Er bediente Ivan, dessen Schuss parierte Bonmann. RWE hatte Möglichkeiten, die Führung auszubauen.
Von der viel gepriesenen Dortmunder Offensive um Torjäger Al Ghaddioui war indes wenig zu sehen. „Wir sind viel gelaufen und haben auch gut verteidigt“, lobte der Essener Fußballlehrer. Gleichwohl fanden die Schwarz-Gelben immer besser ins Spiel, die Chancen blieben jedoch aus. RWE hatte den Tabellenzweiten weitestgehend im Griff, nur die Essener hatten selbst große Probleme, sich zu befreien. Es fehlten die klaren Aktionen, die Präzision. Vor allem nach der Pause.
Eberwein trifft im Nachschuss
Der Ausgleich war schließlich eigenes Ungeschick und gegnerische Cleverness. Als Dortmunds Torjäger Hamadi Al Ghaddioui sich als Vorbereiter profilierte und Eberwein bediente, fuhr RWE-Torhüter Heimann dem Dortmunder vehement in die Parade. Der hatte sich den Ball doch sehr weit vorgelegt und fiel: Elfmeter. Eberwein trat selbst an, schoss schwach, Heimann wehrte ab, gegen den Nachschuss war er machtlos.
Und dann folgte Szene, die für Gesprächsstoff sorgte. Bednarski und BVB-Kapitän Christoph Zimmermann gerieten im Dortmunder Strafraum aneinander (83.). Beide gingen zu Boden. Und lauthals forderte die Essener Fans Elfmeter. Der Schiedsrichter aber entschied auf Freistoß für den Gast.
„Das war ein klarer Elfmeter“, erinnerte sich Bednarski. „Er kommt zu spät und hat voll durchgezogen.“ In der Tat war der Essener mit der Sohle einen Tick eher am Ball, als ihn der Dortmunder traf. Der ganz große Frust sollte aber noch kommen bei Ngankams Riesenchance.
RW Essen -
Bor. Dortmund II 1:1 (1:0)
RWE: Heimann - Malura, Zeiger, Weber, Cokkosan (21. Becker) - Brauer, Meier, Rabihic - Ivan (83. Ngankam), Platzek, Bednarski.
Schiedsrichter: Heinrichs (Mönchengladbach). Zuschauer: 11 547.
Tore: 1:0 Bednarski (8.), 1:1 Eberwein (79., FE).