Essen. . Noch haben die RWE-Fans Geduld. Auch wenn die Essener gegen den SV Rödinghausen mit 0:1 verloren, zeigten sie Einsatz. Aber wie lange bleibt es ruhig?

  • Noch haben die RWE-Fans Geduld
  • Auch wenn die Essener gegen den SV Rödinghausen mit 0:1 verloren, zeigten sie Einsatz
  • Aber wie lange bleibt es ruhig?

Zwei Elfmeter, zwei Rote Karten, das Spiel für zehn Minuten unterbrochen und wilde Proteste auf der Tribüne – dazu noch das nackte Ergebnis von 0:1 gegen den SV Rödinghausen, das in seiner Entstehung mindestens so bitter ist wie die Erkenntnisse, die der Spielverlauf lieferte.

Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel wurde Cheftrainer Sven Demandt gefragt, wie lange es seiner Meinung nach wohl noch ruhig bleibe an der Hafenstraße. Ein wenig verwundert nahm der 51-Jährige die Frage auf und fragte rhetorisch zurück: „Wie viele Spiele hatten wir jetzt? Sechs?“ Und gab sich selbstbewusst: „Es sind noch 28 Spiele. Ich glaube nicht, dass wir noch einmal in so eine Situation kommen wie letztes Jahr.“

Das glaubt wohl auch das Gros der Fans nicht. Es war die dritte Heimniederlage in Folge, zudem das vierte Spiel ohne eigenen Treffer. Das macht in Summe 360 Minuten, klammert man die letzten sieben aus der Partie gegen Aufsteiger Bonn einmal aus. Und doch: Die Misstöne in der Schlussphase des Rödinghausen-Spiels machten sich nur an einer Person fest: Schiedsrichter Philipp Hüwe.

RWE-Fans demonstrierten Zusammenhalt

Nicht etwa an den elf Spielern, die sich durch zwei Fehler auf nur noch neun dezimiert und in Rückstand gebracht hatten. Es war erstaunlich, wie geschlossen die RWE-Fans ihren Zusammenhalt mit der Mannschaft demonstrierten. Freilich: Die Tumulte sind zu verurteilen. Doch die Unterstützung während der gesamten Partie jedoch war da. Und das, obwohl sich schon früh abgezeichnet hatte, was in den Reihen der Essener nicht funktionierte.

So warf der Einsatz von Timo Brauer auf der rechten Seite Fragen auf. Dadurch, dass der Spielmacher auf die Außenbahn gerückt war, fehlten die Ideen aus der Schaltzentrale, die entscheidenden Denkanstöße. Kapitän Benjamin Baier bot zwar eine kämpferisch einwandfreie Leistung, konnte seine Vorderleute aber nicht wie erhofft in Szene setzen. Vorne fehlte einmal mehr ein Knipser. So einer könnte Roussel Ngankam sein, der kam aber erst nach der Spielunterbrechung. Fast hätte es für den Neuzugang von der SG Sonnenhof Großaspach noch zu einem Treffer gereicht. Und zumindest konnte er die sieben Einsatzminuten dazu nutzen, sein sicher vorhandenes Potenzial anzudeuten.

Hingegen war Kasim Rabihic im defensiven Mittelfeld eine echte Bereicherung. Nahezu jeder Ballgewinn in der ersten Hälfte ging auf das Konto des Bosniers, der gegen Rödinghausen erst seinen zweiten Startelf-Einsatz in der Saison hatte. Zudem stand die Verteidigung über die komplette Spielzeit sicher. Neben den beiden Strafstößen fanden nur zwei Schüsse den Weg zum Tor von Niclas Heimann, der dazu noch überragend reagierte.

Kampf, Leidenschaft, Opferbereitschaft – all das hatte RWE vor 6307 Zuschauern geboten. Am Ende jedoch fehlte ein Antreiber, ein Lenker und Denker. So einer, wie ihn Rödinghausen in den Reihen hatte. Edgar Bernhardt, Torschütze zum 1:0 (80.) und überragender Akteur in den zweiten 45 Minuten. Der machte am Ende - nicht nur wegen seines Treffers - den Unterschied. Weil aber die drei genannten Tugenden vorhanden sind, ist die Geduld der RWE-Fans auch trotz der dritten Heimniederlage in Folge noch da.

„Es geht ja oft ums 'Wie'. Und ich glaube, dass die Fans dafür schon ein gutes Gefühl haben“, sagte RWE-Boss Michael Welling zu der Unterstützung und resümierte die letzten drei Partien aus Essener Sicht: „In keinem der Spiele kann man sagen, dass da auch nur einer nicht gewollt hätte. Es wäre keiner verwundert gewesen, wenn die drei Spiele anders ausgegangen wären.“

Sind sie aber nicht. Und so sind Spieler und Trainer an der Hafenstraße gefordert. „Es werden ganz viele Dinge funktionieren. Aber wir müssen es endlich mal schaffen, den Ball über die Linie zu drücken“, monierte Sven Demandt. Das muss passieren, um zumindest das Ergebnis gegen Rödinghausen vielleicht doch noch vergessen zu machen.