Essen. In Wuppertal war Marcel Platzek auf sich alleine gestellt. Lönings Einsatz auch gegen Viktoria ungewiss. Prunkstück ist die Abwehr.
- Durch den Ausfall Frank Lönings verschärften sich bei RWE die Sturmprobleme
- Nach dem Abpfiff in Wuppertal wurde lange über das Abseitstor von Platzek diskutiert
- Eine Verstärkung für den RWE-Sturm scheiterte bislang am knappen Budget
So eine Schwebebahn-Fahrt ist ein Erlebnis, nebenbei erfährt man auch eine Menge. Da steht man auf der Rückfahrt eines eher beschaulichen Fußballabends eng eingepfercht zwischen Wuppertaler Fans und lauscht ihren Gesprächen. Im Mittelpunkt: Das Prunkstück von RWE momentan, die Innenverteidigung mit den „beiden langen Kerlen“. Gino Windmüller und Philipp Zeiger hätten die WSV-Anhänger am liebsten da behalten. Die Essener beeindrucken die Konkurrenz zur Zeit besonders mit ihrer tadellosen Defensivarbeit, was die Zahlen unterstreichen. „Wichtig ist erst einmal, dass wir nur ein Gegentor in drei Spielen kassiert haben, so müssen wir weiter machen, die Defensive ist immer das A und O“, fasste Windmüller das Positive zusammen.
Über den Essener Angriff wurde in der Schwebebahn allerdings kein Wort verloren, was nach dem 0:0-Spiel nicht weiter erstaunlich ist. Erst ganz zum Schluss kam Aufregung auf, als Schiedsrichter Mitja Stegemann einem Treffer von Marcel Platzek die Anerkennung verwehrte. Zu dem Anlass gab es viele Meinungen: Manche hatten klar Abseits gesehen, Daniel Grebe soll gegenüber Dennis Malura aber zugegeben haben, das Abseits aufgehoben zu haben. Was das alte ehemalige RWE-Schlitzohr vielleicht auch sagte, weil sich seine Ex-Kollegen umso mehr über die Nichtanerkennung ärgern sollten.
Wie dem auch sei, die letztendliche Nullnummer gab die Kräfteverhältnisse ganz gut wieder. Mit der starken ersten Halbzeit der Gastgeber hatten die Essener trotz der besonderen Rivalität vielleicht doch nicht gerechnet. „Der WSV spielte am Limit, die sind gerannt wie die Verrückten in der ersten Halbzeit“, staunte Malura. Dass RWE nach dem Wechsel stärker aufkam, lag vielleicht auch an der aufkommenden Müdigkeit „älterer Herrschaften“ wie Gaetano Manno (34) oder Ercan Aydogmus (36). „Mag sein, dass es auch eine Rolle spielte, dass wir einen Tag weniger zur Regenerierung hatten“, sah Trainer Stefan Vollmerhausen einen Grund für die zunehmend schwerer werdenden Beine seiner Oldies.
Löning hat gefehlt
Dass das Mitwirken eines Oldies auch durchaus seinen positiven Aspekt haben kann, bekamen die Essener durch die verletzungsbedingte Abwesenheit von Frank Löning schmerzvoll zu spüren. „Frankie hat uns schon ein bisschen gefehlt“, lieferte Jan-Steffen Meier die Untertreibung des Abends.
Mit dem Fehlen des fast 35-jährigen Routiniers war auch Platzek seiner Gefährlichkeit beraubt. Vorne hing der Vollblut-Stürmer größtenteils ohne Anspiele in der Luft. Dem RWE-Spiel in der Spitze fehlte das Überraschungsmoment, Lönings unnachahmliche Art, Bälle durchzustecken. Ein Umstand, der vielleicht auch noch gegen Viktoria Köln eine Rolle spielen könnte, denn mit dem Einsatz Lönings könnte es bis dahin knapp werden.
Der Schrei nach Verstärkung wird bei den Verantwortlichen zwar gehört, man steckt aber in Zwängen: „Der Spieler muss uns sofort weiterhelfen, er muss ins Gefüge und menschlich zu uns passen, und er muss finanziell machbar sein – da sind unserem Budget enge Grenzen gesteckt“, umreißt Sportdirektor Jürgen Lucas das Dilemma. Kein Geheimnis: Ein Pokalsieg gegen Bielefeld am 20. August würde auch da für finanziellen Spielraum sorgen.