Essen.. Zum 2:1-Arbeitssieg gegen den starken Bonner SC leisteten alle ihren Beitrag. Einziger Kritikpunkt im RWE-Lager: Die Chancenauswertung der Mannschaft.

Es wehte ein frischer Wind an der Hafenstraße beim ersten Heimspiel der noch sehr jungen Saison: Die „Red Mambas“ zogen eine riesige Choreo über die Westkurve und feierten ihr 10-jähriges Bestehen, die Fans auf drei Tribünen standen wirklich wie ein Mann hinter ihrer Elf. Und die sorgte beim arbeitsintensiven 2:1-Erfolg über den Bonner SC für den dramaturgisch anspruchsvollen Verlauf. Am Ende dröhnte mal wieder „Der RWE ist wieder da“ durch das Rechteck. Auch schon lange nicht mehr gehört.

Zwei Spiele, sechs Punkte – wann hat es zuletzt einen solchen Start für Rot-Weiss gegeben? Gefühlt schon eine Ewigkeit her. Und die drei Punkte gegen den starken Aufsteiger aus Bonn sollten zusätzlich noch einen Energieschub geben. Im letzten Jahr wäre so eine Partie wohl nicht mehr umgebogen worden, da war die Körpersprache eine andere. „Die Bonner haben vor dem Spiel eine große Klappe gehabt, aber ich finde, da hat auch einiges hintergesteckt“, zollte Dennis Malura dem Aufsteiger Anerkennung. Der Ex-Kölner war punktgenau wieder einsatzbereit, nachdem er im Abschlusstraining noch was gespürt hatte. Selbstkritisch sah er sich bei der Führung der Bonner durch den listigen Kelvin Lunga mit in der Verlosung: „Wir waren bei den Kontern zu anfällig, da muss auch ich schon im Mittelfeld das Foul ziehen, um das Tor zu verhindern.“

Nicht mehr mit der alten Mannschaft zu vergleichen

Aber die große Panik, den Heimspiel-Auftakt zu vermasseln, die brach in der Pause nicht aus, das RWE-Team ist mit der lieben College-Truppe aus dem vergangenen Jahr nicht mehr zu vergleichen. „Wir haben hier echte Typen auf dem Platz, da schmeißt sich einer für den anderen rein“, so Malura, der mit seinem Wechsel von der Viktoria offensichtlich alles richtig gemacht hat.

Natürlich bleibt zu diesem Zeitpunkt noch reichlich Luft nach oben. Auffällig die mangelhafte Chancenauswertung so erfahrener Akteure wie Frank Löning oder Marcel Platzek, die das Spiel schon vor der Pause in die richtige Richtung hätten lenken können, ja müssen. Auch wenn Torhüter Martin Michel einen echten Sahnetag erwischt hatte, sollte man sich eine ähnlich schlechte Ausbeute in den kommenden Spitzenspielen nicht erlauben, wo es erfahrungsgemäß nur zwei, drei Chancen dieser Güteklasse gibt. Kapitän Benjamin Baier sah das Ganze positiv: „Klar haben wir viele Chancen liegen gelassen, aber das Gute daran: wir kriegen diese Chancen überhaupt.“ Der Schütze vom Punkt war von der Leistung der Bonner angetan, auch wenn er davon nicht überrascht war: „Hier gibt jede Mannschaft immer 120 Prozent gegen uns, da soll keiner denken, wir würden den Gegner aus dem Stadion schießen können.“

So wurde bis zum Schluss hart für den Sieg gearbeitet. Kurios, dass das Siegtor von Marcel Platzek gegen den formidablen Michel nicht unhaltbar schien, als der RWE-Torjäger flach die kurze Ecke anpeilte. Davor musste Torhüter Heimann zweimal in höchster Not Konterchancen von Lunga und dem eingewechselten Marcel Kaiser entschärfen, der kurz vor Abpfiff nach einer Notbremse gegen Kasim Rabihic glatt Rot sah.

Darum klang es nicht vermessen, als Gästetrainer Daniel Zilken nachher seine Meinung kundtat: „Mit ein bisschen mehr Glück nehmen wir hier einen Punkt mit.“