Essen. Mit der Verpflichtung von Timo Brauer hat Regionalligist Rot-Weiss Essen ein Ausrufezeichen auf dem Transfermarkt gesetzt. Mit Hilfe des Rückkehrers soll der Aufstieg her.
- Mit der Verpflichtung von Timo Brauer hat Regionalligist Rot-Weiss Essen ein Ausrufezeichen auf dem Transfermarkt gesetzt.
- Mit Hilfe des Rückkehrers soll der Aufstieg her.
- Das Interview mit Timo Brauer.
Timo Brauer ist voller Tatendrang. Zwei Einheiten pro Tag absolviert der 26-Jährige seit seiner feststehenden Rückkehr an die Hafenstraße, die er vor vier Jahren verlassen hatte, um im Profifußball Fuß zu fassen. Viel Zeit für private Angelegenheiten bleibt angesichts dieses professionellen Pensums nicht. Aktuell wohnt Brauer bei seinen Eltern in Bergeborbeck, einige Steinwürfe von seinem Arbeitsplatz entfernt. Eine eigene Wohnung will er erst zu einem späteren Zeitpunkt suchen: "Ich konzentriere mich zunächst auf die Vorbereitung mit RWE. Wir haben sehr viel vor und geben jeden Tag Gas", sagt Brauer.
Zeit für ein Interview nahm er sich trotzdem. Der Mittelfeldspieler sprach über die Gründe für seine Rückkehr, seine Profi-Stationen und über die ersten Eindrücke in Essen.
Timo Brauer, wann ist bei Ihnen der Gedanke gereift, zu Rot-Weiss Essen zurückzukehren?
Timo Brauer: Diesen Gedanken hatte ich eigentlich seit dem Abschied vor vier Jahren. Ich habe immer betont, dass ich noch einmal für RWE spielen möchte. Vor allem der Kontakt zu Michael Welling ist nie abgebrochen. Vor zwei Jahren, vor der letzten Saison und auch im Winter haben wir uns unterhalten. Nun hat es endlich geklappt. Bei meinem alten Verein SV Grödig hat sich ein großer Geldgeber zurückgezogen und der Klub musste zurück in die dritte Liga. Deshalb war klar, dass ich wechseln werde. Und bei RWE hatte ich einfach ein super Gefühl.
Nach Ihren Stationen in Aachen und Hamburg hatten Sie zwei sehr erfolgreiche Jahre in der österreichischen Bundesliga beim SV Grödig. Hatten Sie nicht den Wunsch, im Profibereich zu bleiben?
Timo Brauer: Ich hatte zwei, drei konkrete Sachen aus der 3. Liga in Deutschland und auch jeweils eine Anfrage aus Österreich und der Schweiz. Ich habe mich aber für das beste Gesamtpaket entschieden. RWE spielt zwar in der vierten Liga, aber wir haben hier sehr professionelle Bedingungen. Zudem wollen wir über kurz oder lang nach oben. Ich hätte es nicht gemacht, wenn ich nicht überzeugt davon wäre, dass wir es schaffen können. Dass ich nun zurück bin, macht mich sehr glücklich. Ich weiß, was ich an Rot-Weiss Essen habe. Umgekehrt ist das sicher genauso.
Seit einigen Tagen trainieren Sie mit Ihrer neuen Mannschaft. Wir fällt Ihr erstes Fazit aus?
Timo Brauer: Ich bin zwar nicht lange hier, aber vom Charakter der Truppe bin ich überzeugt. Wir haben sehr viele echte Typen in unserer Mannschaft. Ich denke dabei in erster Linie an Benjamin Baier, Philipp Zeiger oder Frank Löning. Das sind Persönlichkeiten, die sehr wertvoll für das Gefüge sind.
Ein Führungsspieler waren Sie schon, als Sie mit RWE vor fünf Jahren aufgestiegen sind. Nun haben Sie Erfahrungen im Profibereich gesammelt. Glauben Sie, dass Trainer Sven Demandt Ihnen die Kapitänsbinde geben wird?
Timo Brauer: Das ist mir ehrlich gesagt wurscht. Natürlich war es eine Ehre, Kapitän von Rot-Weiss Essen sein zu dürfen. Allerdings spielt das jetzt keine große Rolle für mich. Verantwortung kann ich auch ohne die Binde übernehmen. Zudem hat Benjamin Baier diesen Job bisher super gemacht. Es spricht aus meiner Sicht nichts dagegen, dass er der Kapitän bleibt.
Wie ist Ihr Eindruck von Ihrem neuen Trainer? Haben Sie mit Demandt schon über Ihre Rolle gesprochen?
Timo Brauer: Sven Demandt ist ein cooler Typ, der in seiner Karriere sowohl als Spieler als auch als Trainer einiges erlebt hat. Ich sehe mich eher im Zentrum als auf der rechten Abwehrseite. Auf dieser Position habe ich nur in Essen gespielt.
Sie waren vier Jahre weg aus Essen und haben höherklassig Fußball gespielt. Welchen Timo Brauer bekommen die RWE-Fans künftig zu sehen?
Timo Brauer: Ich denke schon, dass ich mich als Spieler und Mensch weiterentwickelt habe. In den letzten Jahren habe ich viel erlebt und war sportlich erfolgreich. Bei allen Vereinen habe ich mich durchgesetzt. Leider habe ich in Hamburg den Sprung in die Bundesliga nicht geschafft. Dazu gehört oft auch eine Portion Glück. In Grödig habe ich in der Euro League gespielt, war Stammspieler in der höchsten Spielklasse Österreichs und zuletzt auch Kapitän. Diese Erfahrungen haben mich nach vorne gebracht und das möchte ich nun auch hier unter Beweis stellen.
Glauben Sie, dass der Aufstieg schon im nächsten Jahr realistisch ist?
Timo Brauer: Ich denke nicht, dass wir das in dieser Liga planen können. Die letzten beiden Saisons liefen für RWE nicht so gut. Wichtig ist, dass wir einen guten Start erwischen und den Fans endlich wieder guten und erfolgreichen Fußball bieten. Wir können eine erfolgreiche Saison spielen, selbst, wenn wir nicht aufsteigen. Wichtig ist, dass wir demütig sind und Respekt vor dem Gegner haben. Gleichzeitig müssen wir aber auch eine breite Brust haben. Wir sind Rot-Weiss Essen und sollten uns vor niemandem verstecken.
Im den letzten Jahren kamen viele Spieler mit dem Druck in Essen nicht zurecht. Welchen Rat würden Sie gerade jungen Leuten geben?
Timo Brauer: Aus der Ferne war es nicht leicht, die Probleme der letzten Zeit zu beurteilen. Wichtig ist in Essen natürlich, dass man als Mannschaft mit den Fans eine Einheit bildet. Wer an der Hafenstraße ehrlichen Fußball abliefert und um jeden Meter rennt, hat auch die Fans hinter sich. Das müssen wir in jedem Spiel beherzigen.