Essen. . Rot-Weiss Essen hat gegen den Tabellenführer Borussia Mönchengladbach II 3:3 gespielt. Eine gute Leistung. Ist also wieder alles in Butter? Nein.

Nein, unglücklich oder unzufrieden sahen diese beiden Trainer nun wirklich nicht aus. Beide hatten dieses Spiel nicht verloren und konnten rein vom Ergebnis her gesehen zufrieden sein. 3:3 (1:1) trennten sich Rot-Weiss Essen und Spitzenreiter Borussia Mönchengladbach II. Die Begegnung war hochklassig, intensiv, spannend und mit reichlich Toren gewürzt. Und vor allem die rasanten Wendungen innerhalb der 90 Minuten machten diese Viertliga-Partie richtig unterhaltsam. Zweimal führte RWE, dann wieder Gladbach. Zum Ende gab der Essener Winterneuzugang Frank Löning mit dem Tor zum 3:3 seinen Einstand als Torjäger an der Hafenstraße Also, alles in Butter?

Schon, wenn da nicht die prekäre Lage der Gastgeber wäre, die nun schon zum achten Mal in Folge nur einen Punkt geholt haben. Ungeschlagen zwar, aber mit dieser durchschnittlichen Ausbeute können und werden die Rot-Weissen nicht aus dem Tabellenkeller klettern. „Wir wollten dieses Spiel gewinnen“, sagten die Spieler. Selbstverständlich wollte sie das, dafür laufen sie ja auf. Was die Roten aber meinten, ist, dass man auch als Abstiegskandidat gegen diesen starken Tabellenführer gewinnen wollte, und sogar hätten gewinnen können. Nur, der Wille allein bringt natürlich nicht wesentlich weiter, außerdem hätten die Essener gut und gern ebenso verlieren können. Also unentschieden - wie gehabt.

Enttäuscht? Zufrieden?

Ähnlich war dann wohl auch die Gemütslage der Trainer. Gladbachs Arie van Lent wusste zunächst gar nichts so recht, was er mit diesem Ergebnis anfangen sollte. „Vielleicht muss sich ja doch noch eine Nacht darüber schlafen.“ Enttäuscht? Zufrieden? Anfangs dominierte Rot-Weiss. „Da sind sie auch verdient in Führung gegangen.“ Nach dem 0:1 (durch Benjamin Baier) bekamen die Gäste die Lage in den Griff, schafften den Ausgleich, kassierten durch eine Schlafmützigkeit der Borussen nach einer Ecke das 1:2 (Moritz Fritz). „Dann haben wir das richtig gut gemacht“, fand van Lent. „Wir hatten uns mehr erhofft, aber wie wir zurückgekommen sind, war in Ordnung. Insofern nehmen wir den Punkt gerne mit.“

Marlon Ritter und Guiseppe Pisano erzielten die Gladbacher Führung zum 3:2. Dabei blitzte die ganze Klasse auf, die in diesem Team steckt. Irgendwie schien es aber auch, als sei die Essener Defensive wie beim Freistoß-Tor zum 1:1 nicht ganz auf der Höhe gewesen. Waren es nur einfache Tore, weil die Abwehr schwächelte? „Wenn es so einfach aussieht, dann ist es richtig gut gemacht“, legte RWE-Trainer Jan Siewert seine Sichtweise offen und nahm seine Jungs damit aus der Schusslinie. Manchmal muss man halt auch die Stärke des Gegners akzeptieren. Wo Siewert allerdings Lernbedarf bei seiner Mannschaft sieht, sagte er auch: „Wenn wir in Führung sind, müssen wir mit mehr Ruhe und Klarheit agieren.“

Am Ende sorgte Frank Löning für Enttäuschung bei Gladbach und Erleichterung bei den Hausherrn. Auf der Pressekonferenz wurde Jan Siewert schließlich gefragt, ob dieser Ausgleich für ihn ein versöhnliches Ende sei. Da musste der Trainer erst einmal inne halten und überlegen. „Pass auf, was du sagt. Du bist hier in Essen“, frotzelte Arie van Lent. Alles schmunzelte. Jeder weiß, was die Fans an der Hafenstraße erwarten, was ihnen versprochen wurde und was sie bisher in dieser Saison bekommen haben. „Wissen Sie, warum ich so lange überlege“, startete Siewert. „Weil das Gefühl unheimlich schmerzhaft ist, wenn du weißt, du kannst es heute packen, und am Ende springt doch nur ein Unentschieden heraus.“ Gerecht war’s, daran rüttelte auch der Essener Trainer nicht.

Am Dienstag gegen Kray

Die Chance zum Dreier war da, und den braucht RWE dringender als jemals zuvor in dieser Spielzeit. „Wir müssen wieder Spiele gewinnen“, hatte Benjamin Baier ein simples Fazit parat. „Damit können wir am Dienstag gegen Kray anfangen.“ Dann steht das Verbandspokal-Halbfinale an (19.30 Uhr, Hafenstr.). Und eine Pleite gegen den FC Kray können sich die Rot-Weiss erst recht nicht erlauben. Und Unentschieden geht ja nicht.