Essen. Zweifel und Kritik begleiten den Regionalligisten Rot-Weiss Essen im Abstiegskampf. Am Freitag kommt der Spitzenreiter Borussia Mönchengladbach II.
Die Rot-Weissen machen derzeit schwere Zeiten durch. Sie stecken im Abstiegskampf, was niemand zu Saisonbeginn erwartet hatte. Ganz im Gegenteil. Die Führungsriege mit dem Sportlichen Leiter Andreas Winkler und Trainer Jan Siewert hatten einen Platz im oberen Tabellendrittel gebucht. Nun aber zappeln sie gefährlich nah am Abgrund und können sich einfach nicht in Sicherheit bringen. Dafür müssen Siege her, doch das will nicht gelingen. Sieben Unentschieden in Folge sind es mittlerweile und das jüngste, erbärmliche 1:1 beim abgeschlagenen Letzten Wegberg-Beeck besitzt einen besonders hohen Frustfaktor.
Viele Fans haben die Schnauze voll oder einen dicken Hals, wie man’s nimmt. Der Misserfolg hat Wunden gerissen und tiefes Misstrauen gesät. Mittlerweile wird so ziemlich alles angezweifelt, was bei RWE passiert. Das nimmt zuweilen groteske Züge an. Dass man zu allererst an der Kompetenz der sportlichen Führung und der Qualität der Mannschaft zweifelt, ist üblich und nicht nur typisch Hafenstraße. Doch dann: Das Spiel gegen Velbert am vergangenen Wochenende ist ausgefallen, weil der Rasen nicht bespielbar war. Tatsächlich? War doch trocken am Samstag. Ist da vielleicht etwas schief gelaufen? Emre Demircan aus der eigenen U19, die zu den wenigen Sympathieträgern in dieser Spielzeit gehört, hat nach Nico Lucas und Timo Becker einen Vertrag für die nächste Regionalliga-Saison erhalten. Klasse, aber warum schaut Alpay Cin in die Röhre? Argwohn eskortiert die Entscheidung. Es klingt fast so, als müsste der Verein seine gesamte U19 übernehmen. Abenteuerlich.
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Doch diese Kritiker haben einfach kein Vertrauen mehr, die Geduld ist aufgezehrt, und nun graben sie und graben und suchen nach irgendwelchen Schwächen und Fehlerquellen. Falsche Verpflichtung, falsche Aufstellung, falsche Taktik, falsche Auswechslung. Die Bandbreite ist groß. Und selbst RWE-Chef Michael Welling scheint da nicht mehr unantastbar. Wie das halt so ist, wenn’s nicht läuft.
Vertrauen ist verbraucht
Das kann nur der Erfolg ändern. Die Kritiker aus tiefster Überzeugung würde zwar auch dann nicht mehr einlenken, aber zumindest etwas ruhig daher kommen, die dunklen Wolken würden sich verziehen, Freude und Spaß kämen zurück. All das, wenn Rot-Weiss wieder häufiger gewinnen würde. „Wandeln sie mal fünf der sieben Unentschieden in Siege um, dann hätten wir eine ganz andere Ausgangssituation“, weiß Trainer Jan Siewert. Wohl war, ist aber nicht so.
Nach dem indiskutablen Auftritt in Wegberg-Beeck waren die Rot-Weissen darauf bedacht, möglichst schnell die Dinge wieder gerade zu rücken. „ Wir hatten zu wenig Bereitschaft, zu wenig Mut, zu wenig Tempo und haben es versäumt, nach der Führung nachzulegen“, sagt Siewert. Warum? Das sei halt manchmal so. Die Absage gegen Velbert machte RWE einen Strich durch die Rechnung. Nun müssen sie es am Freitag gegen Borussia Mönchengladbach II probieren (19.30 Uhr, Hafenstraße), ausgerechnet gegen den Spitzenreiter, der konstant punktet, eine überaus gefährliche Offensive und viel individuelle Klasse besitzt.
Die Spieler, heißt es, hätten sich maßlos über ihren Auftritt in Wegberg-Beeck geärgert. Man müsse wieder anders auftreten, fordert auch der Trainer. Er sei jedenfalls positiv gestimmt, dass das klappen wird. „Ich bin mir der Stärken meiner Mannschaft bewusst.“ Leidenschaft und Mut fordert der Coach, seine Jungs sollen ihre Heimstärke zeigen. Und Jan Siewert sagt auch angesichts der Rollenverteilung: „Wir haben nichts zu verlieren.“ Wenn er sich da mal nicht täuscht.