Essen. Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen fehlen derzeit die Ergebnisse, um in der Tabelle nach oben zu klettern. Das 1:1 gegen Viktoria Köln ist dennoch ein gerechtes Ergebnis.
Zum Glück hat ein Fußballspiel zwei Halbzeiten. Da haben die Trainer in der Pause wenigstens noch einmal Gelegenheit, an dem einen oder anderen Schräubchen zu drehen, um die Abläufe nach zu justieren. „Wir haben das erkannt und geändert.“ Das hat Trainer Jan Siewert in dieser Saison schon häufiger nach Spielschluss festgestellt. So auch nach dem gerechten 1:1 (0:0) gegen Viktoria Köln: „Wir waren nach der Pause einen Tick aggressiver und haben viel mehr nach vorn verteidigt.“
Warum so spät? Die Rot-Weissen wussten doch, was auf sie zu kommt und dass dem Liga-Favoriten nur beizukommen ist, wenn man ihm auf die Füße steigt und nicht zaubern lässt. Gleichwohl fand Leon Binder, man habe zwar alles reingelegt in diese umkämpfte Partie, aber anfangs sei man schon etwas zu verhalten gewesen. Abwehrmann Tolga Cokkosan sagte gar: „Es hat uns der Mut gefehlt, offensiver zu verteidigen. Das haben wir in der Halbzeit angesprochen und dann besser umgesetzt.“
Kölner Lob für Essen
Warum es in Hälfte eins nicht so richtig funktionierte, erklärte Siewert mit dem Respekt voreinander. Schließlich habe die Viktoria eine enorme Qualität, und RWE sollte und wollte wohl nicht ins offene Messer laufen. Und weil auch die Kölner nur wenig riskierten, gab es in den ersten 45 Minuten kaum prickelnde Höhepunkte zu sehen und nur ganz wenige Torraumszenen oder Chancen. „Die Essener standen kompakt und gut organisiert, da fällt es schwer, das Spiel zu machen“, begründete Viktorias Trainer Tomasz Kaczmarek. Es sei seiner Mannschaft nicht gelungen, auf dem Niveau zu agieren, wie er sich das vorstelle. „Essen hat das gut gemacht.“
Die Zuschauer konnte die ereignislose erste Hälfte nur bedingt erwärmen. Die große Hitze kam erst nach der Pause, als auch das Spiel Fahrt aufnahm. Vor allem deshalb, weil die Gastgeber schon früh durch Philipp Zeiger die Führung erzielten und den Gegner damit herausforderten und bei der Ehre packten. Der legte urplötzlich zu und zeigte zumindest in Ansätzen, dass man doch viel besser Fußball spielen kann, als man bis zu diesem Zeitpunkt gezeigt hatten. Trainer Kaczmarek sah darin ebenfalls etwas Positives: „Wir waren plötzlich präsenter. Das spricht für die Mannschaft.“ Nur fragt man sich auch hier - wie auf der anderen Seite: Warum nicht gleich so?
Viktoria duselte sich zum Ausgleich
Viktoria Köln duselte sich zum Ausgleich durch René Klingenburg, dessen Ball sich abgefälscht ins Essener Netz senkte. „Da haben wir wieder einmal mal nicht konsequent genug verteidigt“, moserte Binder. Verl, lässt grüßen.
Doch längst war nun richtig Stimmung im Stadion. Und auf dem Rasen ging’s ordentlich zur Sache. Schiedsrichter Lennart Brüggemann (Rheine) ließ die Akteure von Beginn an großzügig gewähren, was nicht immer gut sein muss und vor allem den RWE-Fans missfiel. Und dabei galt es als gutes Omen, dass Brüggemann auflief. Er hatte auch den 2:1-Sieg der Essener gegen Viktoria Köln im Vorjahr begleitet. Diesmal schien es fast so, als habe Brüggemann die Gelbe Karte in der Kabine gelassen. Die Großzügigkeit jedenfalls wühlte die Atmosphäre noch mehr auf. Gewöhnungsbedürftig ja, aber spielentscheidend war die generöse Leitung des Schiedsrichters nicht.
„Solche Szenen gehören in einem Top-Spiel dazu“, meinte Tolga Cokkosan später unaufgeregt - und souverän. Auch er konnte keine Benachteiligung erkennen. Sein Kollege Leon Binder sah es etwas anders: „Ich weiß auch nicht, warum die Kölner jedes Mal unsere Angriffe mit einem Foulspiel unterbinden konnten. In der Summe ist es dann auch mal Gelb.“ Binder war schließlich in der Schlussphase der Erste, der verwarnt wurde.