Essen.. Noch am ersten Arbeitstag leistete der neue RWE-Trainer seinen Antrittsbesuch in „Melches Hütte“. Die Fans sind wieder einmal frohen Mutes.
„Hafenstraßenfußball“, so sein Auftrag, soll RWE-Trainer Jan Siewert zurück nach Essen bringen. Und wo konnte der 32-Jährige zu Beginn seiner Trainertätigkeit erste Hafenstraßen-Atmosphäre schnuppern? Richtig, an der Hafenstraße, in „Melches Hütte“.
Gesagt, getan: Noch am Mittwochabend war es soweit, pünktlich um 19.07 Uhr kam der Neue um die Ecke, begrüßte alle, die seinen Weg zum Podium kreuzten, mit Handschlag und rannte mit dieser Aktion natürlich offene Türen ein. Voll war es im Fantreff, stickig – und eine gespannte Atmosphäre lag auch in der sauerstoffarmen Luft. Bevor allerdings die erste Frage des Abends gestellt werden konnte, blies Siewert gleich zur Attacke: „Leute, ich möchte hier richtig einen raushauen, aber das geht nur mit Euch“, war sein Begrüßungssatz. Holla, die Waldfee.
Rot-Weiss Essen? "Überragend, geiler Verein"
Wie konnte der Abend da noch schlecht verlaufen? Natürlich wurde auch kurz Privates zum Thema: Der ehemalige DFB-Angestellte wird in Essen zuerst im Hotel wohnen und sucht eine kleine Wohnung, seine Lebensgefährtin wird eine Ausbildung in Koblenz zu Ende bringen, ehe man gemeinsam den Lebensmittelpunkt ins Revier verlagert. Bei einem Drei-Jahres-Vertrag hat man ja auch (relative) Planungssicherheit.
Natürlich gab es auch den einen oder anderen skeptischen Blick auf den blutjungen Coach, wo sich doch wesentlich ältere Herrschaften schon am Zukunftsprojekt RWE in der Vergangenheit vergeblich abgearbeitet hatten. Siewerts Replik: „Mut bedeutet, mit 32 Jahren so einen Vertrag abzuschließen, sonst säße ich nicht hier. Mut muss aber der ganze Verein haben, so etwas zu tun. Für mich war es letztlich gar nicht so mutig, alle, mit denen ich sprach, sagten: Überragend, geiler Verein.“
Verhältnis zwischen Fans und Trainer soll wieder aufleben
Damit das große Ziel, welches auch am Mittwoch über der Melches-Hütte schwebte, erreicht werden kann, brauche es aber auch Geduld sowie die unbeirrbare Einhaltung des Vereinskonzepts. Und das beinhaltet auch die eigene Jugend. „Ich bin ein Freund von Perspektivtraining und Perspektivspielen, das ist mir ein ganz wichtiges Anliegen“, hat Siewert einen besonderen Fokus auf der eigenen Nachwuchsabteilung. Und zum Thema Geduld hatte ein älterer Fan die schlagfertige Antwort parat: „Wir, die schon 60 Jahre hier hingehen, können sagen: Rot-Weiss ist schon ein Pflegefall. Das ginge gar nicht ohne Geduld.“ Und ein anderer war ebenfalls ganz gelassen: „Ihr Vorgänger hatte nur einen Plan A, wenn Sie noch Plan B oder sogar C mitbringen, dann wird das Verhältnis zwischen Fans und Trainer auch wieder aufleben.
Nun, ein Anfang wurde am ersten Arbeitstag gleich gemacht, nach gut einer Stunde ging das gegenseitige Beschnuppern zu Ende. Ab sofort gilt wie überall: Entscheidend ist auf dem Platz!