Essen. Der Posten „Vorstand Sport“ kommt bei RWE erst mal wieder in die Mottenkiste. Die Arbeit soll vorerst auf mehrere Schultern verteilt werden.

Die fristlose Kündigung von Sportvorstand Uwe Harttgen, die Rot-Weiss Essen am Dienstagmorgen formal vollzog, hat niemanden mehr überrascht, war sie doch aufgrund der Vorfälle der vergangenen 14 Tage erwartet worden. Gleichwohl taten sich die Verantwortlichen mit dieser Entscheidung schwer. „Es fühlt sich wie eine Niederlage an, wir sind sehr enttäuscht, weil wir überzeugt waren, mit Uwe Harttgen die richtige Person gefunden zu haben. Jetzt, nach gut einem Jahr, tut uns das durchaus leid“, bekannte Vorstandschef Michael Welling.

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Doch die Trennung von Harttgen wegen des zerrütteten Vertrauensverhältnisses zum jetzigen Zeitpunkt war nur die Spitze des Eisbergs. Die Ausführungen von Aufsichtsratschef Christian Hülsmann ließen in der Personalie erstmals tiefer blicken: „Nach der eigenmächtigen Trainerverlängerung standen die Zeichen im Aufsichtsrat auf Abschied. Wir hatten ja auch andere Entwicklungen durchaus mit Sorge betrachtet: Uwe Harttgen hat kein gutes Verhältnis zu den Fans gepflegt, auch mit kritischen Äußerungen aus dem Assindia-Bereich konnte er nicht umgehen, er hat sich nichtmals den Diskussionen gestellt“, zählte Hülsmann unumwunden die Kritikpunkte auf.

RWE will sich bei der Neuformierung Zeit lassen

Stattdessen vergeudete man die Kräfte in Kompetenzgerangel und verletzten Eitelkeiten, die darin gipfelten, dass der Sportvorstand das alleinige Aussagerecht zu sportlichen Angelegenheiten einforderte. Hülsmann: „Uwe Harttgen forderte die strikte Trennung der Aufgaben der beiden Vorstände, er allein dürfe sich zu sportlichen Dingen äußern. Aber ein Verein wie Rot-Weiss Essen muss sprachfähig sein, auch wenn einer mal nicht erreichbar ist, dieser Anspruch hat zu Irritationen auch auf der Geschäftsstelle geführt.“

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Wie das entstandene „Autoritäts-Vakuum“ wieder mit Leben gefüllt werden soll, bei dieser Entscheidung will sich der Verein Zeit lassen. Die Verantwortlichen wollen die Erkenntnisse erst einmal sacken lassen. „Wir waren von der Aufgabe, spätestens für die Dritte Liga, überzeugt, jetzt nach einem Jahr können wir das Ganze mit mehr Wissen bewerten, was letztendlich die richtige Konstellation ist. Im Moment sieht es eher nach einem Direktor Sport aus, um die Aufgaben klarer verteilen zu können“, so Vereinsboss Michael Welling.

Der RWE-Spielerkader ist längerfristig gebunden

Im operativen Geschäft wird die Arbeit Harttgens in den nächsten Wochen auf andere Schultern verteilt: Teammanager Damian Jamro, zuletzt wieder mehr mit Ticketing-Aufgaben betraut, und Nachwuchsleiter Andreas Winkler werden sich die Aufgabe teilen. Besonders die Position Jamros, der auch im vergangenen Jahr dank seiner Erfahrung maßgeblich alle Spielerverträge mit gestaltet hat, wird nun wieder nachhaltig gestärkt. „Damian war immer nah an der Mannschaft, er war nie degradiert. Er ist seit über zehn Jahren im Verein und bis zur Selbstaufgabe loyal gegenüber Rot-Weiss, und er wird seine Aufgabe weiter so enthusiastisch erledigen“, glaubt Welling.

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Von Vorteil wird dabei angesehen, dass der Spielerkader größtenteils längerfristig gebunden ist, ansonsten bleibt abzuwarten, wie sehr Rot-Weiss diese Trennung finanziell belasten wird. Dazu Welling unmissverständlich: „Die monetäre Konsequenz hat keine Auswirkung auf die Kaderplanung, es wird jetzt nicht mehr, sondern anders ausgegeben.“ Wenn man nur jetzt schon wüsste, wie teuer es wird ...