Essen. Die Ultras bringen die handelnden Vereinspersonen in eine Zwickmühle. Sie können bei der ganzen Angelegenheit nur verlieren. Ein Kommentar.

Nein, niemand hatte wirklich mit dem Erscheinen von RWE-Sportvorstand Uwe Harttgen beim Auswärtsspiel im Kölner Höhenberg gerechnet. So eine Magen-Darm-Geschichte fordert den ganzen Mann, und da kann man obendrein kein raues Fanklima gebrauchen. So wurde aus der „Der oder Wir“-Forderung der Essener Ultras bei diesem Spiel ein „Der und Wir“, beide Gruppierungen blieben dem Geschehen fern.

Fan-Boykott der Ultras ist kontraproduktiv

Bis zur kommenden Woche hatte sich RWE Zeit erbeten, um die eigenmächtige Vertragsverlängerung des Sportvorstands mit Coach Marc Fascher intern aufarbeiten zu können. Zeit, die die lautstärksten Fans, die immer betonen, dem Verein in bedingungsloser Liebe ergeben zu sein, ihrem Klub offensichtlich nicht bereit waren, zuzugestehen.

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Der Fan-Boykott der Ultras ist in dieser schwierigen Phase für den Verein zumindest kontraproduktiv, andere sprechen gar von Erpressung. Auf jeden Fall bringen sie die handelnden Vereinspersonen in eine Zwickmühle. Egal, wie sie sich in dieser Woche entscheiden, können sie bei der ganzen Angelegenheit nur verlieren. Hält der übrige Vorstand sowie der Aufsichtsrat an Uwe Harttgen fest, werden die Spiele bis zum Sanktnimmerleinstag, dem letzten Arbeitstag Harttgens, ohne Ultra-Anfeuerung im Stadion stattfinden.

Beendet RWE dagegen das Arbeitsverhältnis, wird alle Welt der Meinung sein, die Führung habe dem Druck der Kurve nachgegeben und mache sich für die Zukunft erpressbar. Der Vorstandschef ist not amused: „Jetzt gerät die Sache, um die es eigentlich geht, aus dem Blickfeld. Egal, wie wir jetzt entscheiden, wird die Sache immer mitschwingen, das ist alles andere als hilfreich“, ärgerte sich Michael Welling. Eine echte Lost-Lost-Situation.