Essen. Michael Lorenz, Trainer des Fußball-Regionalligisten FC Kray, freut sich für seine Mannschaft, dass sie sich für ihre Arbeit mit einem Spiel vor großer Kulisse belohnen darf. Seine Vergangenheit als Spieler vor Rot-Weiss Essen ist weit weg. “Meine volle Leidenschaft und mein Herzblut gehören unserer Truppe“, sagt er.
Michael Lorenz ist ein alter Rot-Weisser. Von 2005 bis 2009 absolvierte der ältere der beiden Lorenz-Brüder 109 Spiele im RWE-Trikot und fiel besonders durch seinen kämpferischen Einsatz auf. Als es bei RWE nicht so gut lief und die Kritik sich auch an seiner Person festmachte, zeigte er Rückgrat und konterte: „Ich lass mich hier nicht so einfach vom Hof jagen.“ Am Ende setzte er sich durch. Am heutigen Freitag kommt er hoch erhobenen Hauptes durch den Haupteingang des Stadions, als Trainer des FC Kray zum Stadtderby (19.30 Uhr).
Michael Lorenz, wie groß ist die Vorfreude auf das Derby am Freitag?
Michael Lorenz: Ich denke, von den Ergebnissen her hätte man es sich nicht besser wünschen können. Wir sind mit guten Ergebnissen in die Saison gestartet, und RWE benötigt ebenfalls die Punkte für seine Ziele. Mich freut es in erster Linie für meine Mannschaft, die mit harter Arbeit und Leidenschaft sich eine solche Kulisse erst einmal verdient hat. Ich bin gespannt, wie die Mannschaft damit umgeht.
Kann das auch zur Belastung werden?
Lorenz: Leider war es mir in meiner aktiven Zeit nicht vergönnt, dort aufzulaufen. Ich aber gönne es jedem, so eine Atmosphäre mitzunehmen, es wird sicherlich kein Heimspiel für uns. Aber es ist wichtig für einen kleinen Verein wie Kray, mal in so einem Stadion aufzulaufen. Im Fernsehen sieht es immer so leicht aus, aber es ist nicht so einfach, wenn man mal selbst in einem so professionellen Rahmen auflaufen darf.
Wie ist denn Ihre persönliche Verbindung noch zu RWE?
Lorenz: Ich bin immer noch regelmäßig im Stadion, auch öfter jetzt durch den Trainerjob bedingt. Ich habe große Hochachtung davor, was nach der Insolvenz passiert ist. Das tolle Stadion für die Stadt, das ist sicher sehr wichtig, ich habe großen Respekt vor der Leistung. Klar wünscht sich jeder, dass es eine Liga höher geht. Wenn man auf Kleinigkeiten achtet, sieht man, wie alles auf eine Karte gesetzt wird.
Empfinden Sie denn noch Emotionen beim Gedanken an Ihre rot-weiße Vergangenheit?
Lorenz: Meine volle Leidenschaft und mein Herzblut gehören unserer Truppe, wir erleben eine intensive Zeit, die wir fast täglich dazu nutzen, um hart an uns zu arbeiten.
Was sind denn die gravierendsten Unterschiede zwischen RWE und Kray, Ihrer Meinung nach?
Lorenz: Ein Trainer wird immer nach dem Erfolg bewertet, das ist bei RWE so, und in Kray nicht anders. Der Vorstand hat seine Erwartungen an die Punkteausbeute, es ist ein harter Weg, manchmal geht es Spitz auf Knopf zu, der Klassenerhalt wäre sicherlich eine große Sache für uns. Unser Vorteil ist womöglich die geringere Erwartungshaltung, der ganze Verein fokussiert sich auf das Ziel Klassenerhalt. Im Profiverein dagegen gibt es mehrere Baustellen. Beide Klubs brauchen bei ihren Zielen aber einen eingeschworenen Haufen – und man muss verletzungsfrei bleiben.
Was unterscheidet den FC Kray denn von vor zwei Jahren?
Lorenz: Man merkt es an den Strukturen des Vereins. Damals hat man die Regionalliga gerne mitgenommen, nun wurden ein paar Stellschrauben anders justiert, in der Kaderplanung sind ein paar andere Bausteine hinzugekommen. Aber wir bleiben der kleine bescheidene bodenständige FC Kray, der es mit Jungs aus dem Umfeld packen will.
Und jetzt RWE.
Lorenz: Auch die sind verwundbar, auch wenn sie vorne über viel Qualität verfügen. Wir brauchen eine überragende Leistung und das Quäntchen Glück.