Leipzig. . Mit den Säulen WM-Stadion, dem 35 Millionen Euro teuren Trainingszentrum und Sportdirektor Ralf Rangnick macht sich RB Leipzig auf den Weg in die Bundesliga. In den Aufstiegsspielen zur 3. Liga steht Leipzig dem krassen Außenseiter Sportfreunde Lotte gegenüber.

Ulrich Wolter findet, dass 25 000 Zuschauer am Mittwoch für ein Heimspiel um 17.30 Uhr gegen die Sportfreunde Lotte eine ganze Menge sind. Aber noch beachtlicher sei doch, dass zum Rückspiel am Sonntag auch schon das Kontingent von 2500 Karten längst vergriffen ist. Die gerne verbreitete These des Geschäftsführers von RB Leipzig geht schließlich so: „Diese große und fußballbegeisterte Stadt wartet auf höherklassigen Fußball.“

Tatsächlich sind die Aufstiegsspiele zwischen dem Meister der Regionalliga Nordost und West eine wegweisende Angelegenheit – mehr für Leipzig als für Lotte. Der generös alimentierte Ableger aus dem Red-Bull-Imperium drängt im dritten Anlauf in die Dritte Liga, und bereits zweimal – als noch der Direktaufstieg möglich war – mussten die Berufsfußballer unter dem Rasenball-Deckmantel erdulden, wie erst der Chemnitzer FC (2011) und dann der Hallescher FC (2012) dem Retortenklub eine lange Nase drehten.

Gut verdienende Viertliga-Profis

Die Zeit haben die in dieser Saison ungeschlagenen Leipziger immerhin genutzt, um sich immer besser in der Stadt zu verankern. In Sichtweite der WM-Arena von 2006 erfolgt im Herbst der Spatenstich für ein hochmodernes Trainings- und Nachwuchszentrum inklusive Internat. Kostenpunkt: 35 Millionen Euro. Nicht nur Viertliga-Profis verdienen hier gut, auch Talente sollen beste Bedingungen vorfinden, mit denen die vom VfB Stuttgart geholten Nachwuchskoordinatoren Frieder Schrof und Thomas Albeck Überzeugungsarbeit leisten können. Vorwürfe, RB Leipzig würde systematisch die Jugendlichen weglocken, empfindet Wolter „als Doppelmoral“. Der 39-Jährige: „Ich kann keinen Unterschied sehen, wenn sie von Leverkusen oder Dortmund abgeworben werden. Dann ist es doch besser, diese Spieler hier zu entwickeln.“

Die Relegationsspiele

Zwischen den sechs Topteams der Fußball-Regionalligen geht es am 29. Mai und am 2. Juni in Hin- und Rückspiel um den Aufstieg in die 3. Liga. In diesen Aufstiegsspielen kommt es zu folgenden drei Begegnungen:

RB Leipzig - SF Lotte

Holstein Kiel - Hessen Kassel

SV Elversberg - 1860 München II

Die jeweiligen Sieger der Vergleiche steigen in die 3. Liga auf.

Schließlich soll die Dritte Liga nur die Durchgangsstation darstellen. „Wir würden nicht aufsteigen, um uns dort zu etablieren. Wir wollen in die Bundesliga“, erklärt Wolter. „Der erste Aufstieg ist der Schwierigste“, ergänzt Sportdirektor Ralf Rangnick, „wir müssen erst durch dieses Nadelöhr.“

Noch steht Lotte den Plänen im Weg

Der weiter in Backnang wohnende 54-Jährige verantwortet parallel die Red-Bull-Fußball-Projekte in Leipzig und Salzburg und pendelt ständig in diesem Dreieck. Für das globale Fußball-Business ist der Franzose Gérard Houllier zuständig, schließlich gehören auch ein Standort in New York oder die Akademien in Brasilien und Ghana zum Marketingvehikel des Dietrich Mateschitz, der gerne auch dem Fußball Flügel verleihen würde. Als der von seinem Burnout gut erholte Rangnick das Gesamtgebilde („Leistung ist planbar – und damit auch der Erfolg“) vor drei Monaten auf einem Kongress in Düsseldorf detailliert darlegte, standen einigen anwesenden Bundesliga-Managern die Münder offen.

Aber: Noch stehen die Sportfreunde aus Lotte allen hochtrabenden Plänen aus Leipzig im Weg.