Bochum. Regionalligist Wattenscheid 09 droht vor dem Spiel gegen den SV Bergisch Gladbach neues Ungemach: Die finanzielle Lage macht wieder mal Probleme.

Der Jubel über den erfolgreichen Saisonstart und die damit verbundene Nachricht vom Abwenden einer Insolvenz ist gerade erst abgeklungen. Und schon droht dem Fußball-Regionalligisten SG Wattenscheid 09 neues Ungemach. Denn die Nachricht, dass der Verein in eine zwar nicht sorgenfreie, aber dennoch weniger turbulente Zukunft steuert, fand ihren Weg einige Wochen zu früh an die Öffentlichkeit.

Denn wie diese Redaktion erfuhr, hat sich die finanzielle Lage beim Traditionsverein ganz und gar nicht verändert. Die Spieler warten dem Vernehmen nach noch immer auf ihr Gehalt, andere Verpflichtungen kann der Klub aktuell nicht begleichen. Der Grund: Nachdem Oguzhan Can als Aufsichtsratsvorsitzender hingeworfen hat, gibt es neben Hans Mosbacher keinen Geldgeber mehr, der sicherstellt, dass die SGW die Rechnungen im Tagesgeschäft begleichen kann. Schlimmer noch: Can wollte auch für die Altlasten aufkommen. Diesem Versprechen soll er nicht nachgekommen sein.

Neururer: „Versprechen nicht eingehalten“

„Die Versprechungen, die er gemacht hat, hat er nicht eingehalten“, klagt Sportdirektor Peter Neururer im Gespräch mit dieser Redaktion. Für ihn und Trainer Farat Toku gehe es vor dem Heimspiel gegen Aufsteiger SV Bergisch Gladbach 09 darum, die Spieler auch ohne die ihnen zustehenden Gehälter bei Laune zu halten. Eine harte Aufgabe, wie der ehemalige Profi-Trainer betont: „Ich weiß nicht, wie lange wir die Mannschaft stimmungstechnisch noch so hochhalten können.“

Im Klub herrscht Ratlosigkeit

Mit dem Gefühl der Ungewissheit steht er nicht allein da. Denn im gesamten Klub herrscht Ratlosigkeit. Die Suche nach neuen Sponsoren ist ins Stocken geraten, der Ruf hat nach den jüngsten Eskapaden und der teils abenteuerlichen Außendarstellung in den vergangenen Monaten arg gelitten. Nach Informationen dieser Zeitung ist kaum jemand aus dem Unternehmer-Umfeld des Klubs bereit, Geld zu investieren.

Ein Gläubiger soll Insolvenzantrag gestellt haben

Zwar sollen Gespräche mit potenziellen Sponsoren positiv verlaufen, doch die unklare finanzielle Situation drückt auf die Stimmung. Nicht nur bei denen, die neu einsteigen sollen. So soll ein einzelner Gläubiger bereits Insolvenzantrag gestellt haben. Sportdirektor Neururer konnte das nicht bestätigen, Aufsichtsrats-Mitglied Josef Schnusenberg wollte es nur knapp kommentieren: „Davon weiß ich nichts. Aber es würde mich nicht wundern.“

Schnusenberg: „Weiß nicht, woran ich bin“

Kann sich momentan nur noch an den Kopf fassen: Josef Schnusenberg.
Kann sich momentan nur noch an den Kopf fassen: Josef Schnusenberg. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Der ehemalige Schalke-Präsident hatte nach dem erfolgreichen Auftakt in die Regionalliga-Saison die Nachricht verbreiten lassen, die Insolvenz der SGW könne abgewendet werden. Dabei soll er sich jedoch auf die Zahlungsbereitschaft Cans verlassen haben - vor allem auf die Ablösung der Altlasten. Wie es nun weitergeht, kann der erfahrene Funktionär nur bedingt sagen: „Das Problem ist, dass ich selbst nicht weiß, woran ich bin“, so Schnusenberg gegenüber dieser Zeitung.

Infos zum Spiel

Wattenscheids Gegner im vierten Saisonspiel steht derzeit ohne Punkte am Tabellenende. Am vergangenen Wochenende hatte der SV Bergisch Gladbach spielfrei.

Für die Partie am Samstag (14 Uhr, Lohrheidestadion) steht den Schwarz-Weißen der zuletzt gesperrte Innenverteidiger Boris Tomiak wieder zur Verfügung.