Straelen. Inka Grings soll den Regionalligisten SV Straelen vor dem Abstieg bewahren. Am Montagabend gab sie erstmals im Männer-Team den Ton an.
Inka Grings klatscht in die Hände. Sie unterbricht so eine Passübung. Das Tempo, in dem sich die Fußballer des Regionalligisten SV Straelen fortbewegen, gefällt ihr nicht. „Jetzt noch einmal zwei, drei Minuten etwas intensiver“, brüllt Grings über den Rasen.
Sie gibt nun die Kommandos in Straelen. Am Sonntagabend war durchgesickert, dass die frühere Nationalspielerin den abstiegsgefährdeten Klub übernehmen soll. Am Montag bestätigt sich dieses Gerücht. Grings trägt bereits den Trainingsanzug mit grün-gelbem Emblem. Die Jacke ist bereits mit ihren Initialen bedruckt. Kamerateams begleiten die 40-Jährige auf dem Weg zu ihrer ersten Einheit. Das verwundert wenig: Schließlich ist die gebürtige Düsseldorferin die erste Trainerin in Deutschland, die bei einem Viertligisten im Männerbereich arbeitet.
Hermann Tecklenburgs Idee
Auf dem Weg zum Rasen bleibt Grings stehen, hält einen kurzen Plausch mit Hermann Tecklenburg. Der Bauunternehmer ist Vorsitzender und Hauptsponsor in Straelen. Er kam auf die Idee, Grings zur Trainerin zu machen. Der Mann mit der Glatze sprach vorher mit seiner Frau über die Pläne: Die heißt Martina Voss-Tecklenburg, trainiert das deutsche Frauen-Nationalteam. Sie prägte mit Grings eine Ära beim FCR Duisburg. Gemeinsam gewannen sie viele Titel mit ihrem Klub.
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Hermann Tecklenburg war dem Duisburger Klub damals verbunden. Er führte gegen Ende der 1990er-Jahre eine Diskothek am Niederrhein, engagierte sich deshalb als Trikotsponsor beim FCR. „Damals habe ich Inka kennengelernt“, erzählt Tecklenburg im VIP-Raum seines Klubs. Er bescheinigt seiner neuen Trainerin „ein dickes Fell“.
Dieses dürfte in der aktuellen sportlichen Lage von Vorteil sein. Straelens Vorsprung auf die Abstiegsränge ist geschmolzen. Tecklenburg will mit dem 1919 gegründeten Verein im Jubiläumsjahr unbedingt die Regionalliga halten. Als Marcus John zuletzt aber Spiel um Spiel verlor, sah er sich gezwungen, seinen Trainer zu entlassen.
Er rief Grings an. Die Fußballlehrerin sollte ohnehin zur kommenden Saison als Sportliche Leiterin bei dem Verein aus der Grenzregion zu den Niederlanden beginnen. „Ich habe zu Inka Grings Kontakt aufgenommen und gefragt, ob sie sofort als Trainerin kommen kann“, erzählt Tecklenburg.
Die frühere Weltklasse-Angreiferin sagte zu. Thomas Drotboom soll Grings künftig unterstützen. Doch der Teammanager des niederrheinischen Oberligisten TV Jahn Hiesfeld hat noch keine Freigabe von seinem Verein bekommen. „Ob wir die morgen bekommen, weiß ich nicht“, betont Tecklenburg, der mit einem gleichberechtigten Trainerduo plant.
Sieben Endspiele für den SV Straelen
Für Grings wird es so oder so am Samstag ernst. Dann empfängt sie mit dem SV Straelen den SC Verl um 14 Uhr. Es ist das erste von sieben Endspielen für die neue Trainerin. Wie es nach der Saison mit Grings weitergeht, das steht noch nicht fest. Mit Tecklenburg hat sie die Konditionen für ihr Engagement ausgehandelt. „In den nächsten Tagen werden wir das fixieren“, betont der Präsident.
Derweil hat Inka Grings nach 80 Minuten ihre erste Trainingseinheit beendet. Ihr ist anzumerken, dass sie froh ist, wieder mit Fußballern zu arbeiten. Sie hatte in der Vorsaison noch die B-Jugend von Viktoria Köln trainiert. Danach folgte eine Pause. Nun ist sie zurück im Geschäft. „Das ist das, was ich möchte. Das ist das, was mir immer Spaß gemacht hat“, sagt sie. Die Tatsache, dass sie als Frau vor lauter Männern ihre Ansprachen hält, betrachtet sie als „irrelevant“