Duisburg. . Torwart Michael Ratajczak vom Drittligisten MSV Duisburg erwischte beim 1:0-Erfolg in Kiel einen Sahnetag. Den Schuss ins Glück schaffte Duisburgs Hoffnungsträger Pierre De Wit, der nach zwölf Minuten einen Freistoß perfekt in die Maschen streichelte. Es bleibt aber ein Wermutstropfen.

Fußball hat viel mit Aberglauben zu tun. Nach einem verlorenen Heimspiel nimmt MSV-Trainer Karsten Baumann zum Beispiel jedes Mal einen anderen Anfahrtsweg und hofft auf Besserung. „Wenn ich alle Strecken durch habe, muss ich das Fahrrad nehmen“, lacht Baumann. Den mit dem Mannschaftsbus zurückgelegten Weg an die Ostsee kann der 43-Jährige so im Navigationssystem eingespeichert lassen.

Durch das 1:0 (1:0) bei Holstein Kiel beendeten die Zebras ihren Negativfluch von drei Niederlagen in Serie. Möglicherweise trug auch Ex-Zeugwart Benjamin Hauptmann seinen Teil zur Wende bei. „Nach meinem Wechsel zum FC St. Pauli im Sommer habe ich zum ersten Mal wieder ein MSV-Spiel gesehen. In Kürze werde ich mir meinen alten Verein auch in der Arena ansehen, damit die positive Tendenz anhält“, so Hauptmann.

Pfiffe ließen den „King“ kalt

Den Schuss ins Glück schaffte Duisburgs Hoffnungsträger Pierre De Wit, der nach zwölf Minuten einen Freistoß perfekt in die Maschen streichelte. Zuvor war Zebra-Brecher Kingsley Onuegbu, vor dem sogar herabstürzende Felsbrocken aus Respekt ihre Flugkurve ändern würden, mit der Textilbremse am Torerfolg gehindert worden. „Übeltäter“ Marcel Gebers bekam von Schiedsrichter Patrick Ittrich die Rote Karte. „Der Verteidiger hat mich am Trikot gezogen. Ich wollte weiterlaufen, aber es ging wirklich nicht mehr“, kommentierte der „King“ die Szene, die sich für ihn persönlich negativ auswirkte. Bei jedem Ballkontakt wurde er vom Kieler Publikum ausgepfiffen. „Natürlich habe ich das mitbekommen, aber ich bin keine 17 Jahre mehr. So etwas kann mich nicht beeinflussen“, meinte Onuegbu cool.

Lob von Karsten Baumann

Sein Einsatz stand bis kurz vor dem Spiel auf der Kippe. Eine Zerrung im hinteren linken Oberschenkel machte ihm zu schaffen. „Ich wollte dem Team in der Situation unbedingt helfen und die Mannschaft nicht im Stich lassen“, biss der „King“ regelrecht auf die Zähne. Und das ohne schmerzstillende Medikamente. „Es freut mich, dass King durchgehalten hat. Er ist durch seine Präsenz und als Anspielstation unheimlich wichtig“, lobt Baumann seinen Torjäger.

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Dass Onuegbu in Kiel leer ausging, lag vor allem an der katastrophalen Verwertung von Tempogegenstößen. „Einige Situationen hätten wir cleverer ausspielen müssen. Wir haben Konter gefahren, in denen wir 3:1 oder 4:2-Überzahlspiel hatten. Da muss mehr bei rumkommen. Man hat gemerkt, dass bei uns der eine oder andere Zitterfuß dabei war“, analysierte der Duisburger Trainer. Der ins Tor zurückgekehrte Michael Ratajczak hatte im Kasten einen Sahnetag erwischt. Nur bei einem falschen Abspiel zu Kiels Tim Siedschlag (48.), das dieser aber hektisch in „Rattas“ Arme zurückschoss, zeigte der Schlussmann eine Unsicherheit. Ansonsten parierte er gegen Danneberg (7.), Sykora (10.) und Wetter (62.) und Schied (88.) stark. „Pierre De Wit hat es beim Tor gut gemacht, danach musste ich meinen Teil beitragen. Es war schön, wieder zurück zu sein“, strahlte Ratajczak. Auch er musste sich vom Publikum einiges anhören. Druckreif war es nicht. „Wenn mich Kinder hinter dem Tor beschimpfen, dann motiviert mich das noch mehr. Da schmunzele ich ein Mal. Und dann ist es gut“, blieb auch der Duisburger Keeper cool.

In der Kabine trat dann wieder Kingsley Onuegbu auf den Plan. Der 27-Jährige speiste von seinem Handy erneut Party-Musik ein, dass die Decke wackelte. Die Celtic-Glasgow-Fanhymne „I just can’t get enough“ sowie „Cowboy und Indianer“ wurden textsicher mitgeschmettert. „Die Jungs haben gesunden und waren erleichtert. Da ist viel Ballast abgefallen“, ließ Karsten Baumann der guten Stimmung freien Lauf.

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Ein Wermutstropfen aber bleibt. Ilia Gruev, hochgeschätzter Co-Trainer der Duisburger, wird ab Montag an seiner neuen Arbeitsstelle in Kaiserslautern erwartet. Für Kingsley Onuegbu ein Schock: „Es gibt zwei Gründe, warum ich in Duisburg bin. Der eine ist Manager Ivo Grlic. Der andere Ilia Gruev. Ich habe in der Verhandlungsphase teilweise drei Mal täglich telefoniert. Unser Co hat so um mich gekämpft. Sein Abgang wäre ein großer Verlust. Für mich ist das letzte Wort in der Sache noch nicht gesprochen. Vielleicht geht ja da noch was.“

Gruev verabschiedete sich bereits von den MSV-Spielern

Da täuscht sich der „King“: Gruev verabschiedete sich bereits – wenn auch schweren Herzens – von den Duisburger Spielern und in Kiel auch von den mitgereisten Anhängern. Die Perspektive in Kaiserslautern, wo er die vertrauensvolle mit dem gerade installierten Coach Kosta Runjaic forsetzt, ist für Ilia Gruev zu verlockend. Der MSV Duisburg geht bei dem Deal allerdings nicht leer aus: Für Gruev wird eine Ablösesumme fällig, die beide Seiten natürlich geheim halten. Auch die Zusage für ein Winterfreundschaftsspiel des 1. FC Kaiserslautern an der Wedau könnte im Zuge des Gruev-Wechsels vertraglich verankert werden.