Duisburg. . Am Freitag lud Ex-Vereinschef Rüttgers zur Pressekonferenz. Am Ende war die Sitzung eine Abrechnung mit dem Geschäftsführer. „Er hat mir das Leben in den letzten elf Monaten zur Hölle gemacht“, so Rüttgers, der nachschob: „Kentsch und Duisburg – das passt vorne und hinten nicht.“

Im Sommer reagierte MSV-Geschäftsführer Roland Kentsch mit Empörung, als er las, dass sein Verhältnis zum damaligen Vorstandsvorsitzenden des MSV Duisburg, Andreas Rüttgers, zerrüttet sei. Ganz so falsch mag die Darstellung damals dann doch nicht gewesen sein. Am Freitag lud Ex-Vereinschef Rüttgers zur Pressekonferenz. Am Ende war die Sitzung eine Abrechnung mit dem Geschäftsführer. „Er hat mir das Leben in den letzten elf Monaten zur Hölle gemacht“, so Rüttgers, der nachschob: „Kentsch und Duisburg – das passt vorne und hinten nicht.“

Es ist am Samstag eine Woche her, dass sich Ex-Vereinschef Walter Hellmich als Retter des MSV feiern ließ. Der Bauunternehmer hatte mit einem Darlehen die Finanzlücke des angeschlagenen Fußball-Zweitligisten geschlossen. Laut Rüttgers wäre eine Lösung auch ohne Hellmich möglich gewesen.

Ehrenerklärung für Hellmich

Nach seiner Darstellung hätten die Wirtschaftsprüfer am Freitag vergangener Woche festgestellt, dass die 4,9 Millionen Euro für ein Testat noch nicht erreicht seien und ein Punktabzug ohne weitere 500 000 Euro nicht zu vermeiden gewesen sei. Rüttgers, der trotz Rücktritt weiter für den MSV arbeitete und sich auch mehrfach in der Geschäftsstelle aufhielt, habe mit seinem Team über Nacht einen externen Sponsor gefunden. Der Geldgeber wollte ein Darlehen geben und dieses mit den Transferrechten eines Spielers – vermutlich die von Andre Hoffmann – absichern. Rüttgers: „Als ich Roland Kentsch am nächsten Morgen anrief, sagte er, dass er das Hellmich-Angebot annehme.“ Laut Rüttgers handelt es sich bei dem Hellmich-Geld auch um ein Darlehen, das allerdings mit den Transferrechten der gesamten Mannschaft abgesichert sei. Dass Hellmich sich dann als Retter feiern ließ, war für Rüttgers „ein Schlag in die Magengrube“.

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Rüttgers: „Am Donnerstag noch wollte Hellmich nicht einmal 50 000 Euro geben.“ Rüttgers berichtete in diesem Zusammenhang, dass Walter Hellmich bei der Niederschrift der Verträge darauf bestanden habe, dass eine Ehrenerklärung mit dem Tenor, dass der Verein unter seiner Führung seine erfolgreichste Zeit erlebt habe, über ihn verfasst werde.

Geschäftsführer Roland Kentsch erklärte auf Anfrage, dass Rüttgers’ Darstellung „sachlich falsch“ sei. Kentsch: „Die Summen stimmen nicht, auch der Sachverhalt ist falsch dargestellt. Offenbar hat Herr Rüttgers Probleme, wenn es zum Zahlen geht.“

Um Zahlen geht es auch bei einem weiteren Vorwurf, den Rüttgers, bekanntlich leitender Angestellter beim Hauptsponsor Schauinsland-Reisen, erhob. Kentsch habe sich bei der Lizenzierung um eine Million Euro verrechnet. Auch dies dementiert der Geschäftsführer: „Auch das ist sachlich falsch. Die DFL hat uns eine Abweichung im sechsstelligen Bereich attestiert. Das lag an der sportlichen Talfahrt, die zu sinkenden Zuschauerzahlen und weniger TV-Einnahmen führte.“

Über Entlassung nachgedacht

Rüttgers ließ durchblicken, dass er mit dem Gedanken gespielt habe, Kentsch zu entlassen. Als Vorstandsvorsitzender kann er laut Satzung den Geschäftsführer berufen und abberufen. Er habe jedoch lange keinen Einblick in den Vertrag gehabt, das finanzielle Risiko sein nicht kalkulierbar gewesen. Rüttgers: „Wir konnten uns eine Entlassung nicht erlauben. Der Nachfolger hätte sich innerhalb von zwei Wochen einarbeiten oder Insolvenz anmelden müssen.“

Bislang waren außer Walter Hellmich und Schauinslandreisen, das mit einem siebenstelligen Betrag am „Rettungsring“ beteiligt ist, keine weiteren Sponsoren bekannt. Andreas Rüttgers nannte am Freitag die übrigen Geldgeber, die im sechsstelligen Bereich beteiligt sind: Scania, Duisport, die Malerei Grope, Hargreaves, Ostermann, Grunau & Pape Security, Rhenus, Krohne, die Sparkasse Duisburg, Rheinpower und die Volksbank Rhein-Ruhr.