Duisburg. Letzter Platz, fünf Punkte, 6:21 Tore: Das ist nach zehn Punktspielen ein sportlicher Offenbarungseid. Wir bieten eine Übersicht der verpassten Gelegenheiten des MSV Duisburg, sich sportlich und in punkto Image besser aufstellen zu können. Jedoch üben wir in diesem Planspiel nicht nur Kritik.

Der MSV Duisburg liegt in der zweiten Fußball-Bundesliga am Boden. Letzter Platz, fünf Punkte, 6:21 Tore. Das ist nach zehn Punktspielen ein sportlicher Offenbarungseid. Die Fans reagieren zurecht verärgert, den Zorn der Anhängerschaft bekamen die MSV-Spieler am Freitag nach der 0:2-Pleite gegen den FC Ingolstadt zu spüren. Die Fans schickten die Zebras mit Pfiffen und Schmährufen in die Kabine.

Nicht nur sportlich kriselt es, auch das Verhältnis zwischen Mannschaft und Zuschauern ist extrem belastet. Vielen Anhängern fehlt bei einem Teil der Mannschaft die Identifikation mit Stadt und Verein. Immer wieder kommt auch die Diskussion auf, dass der MSV in den letzten Jahren ohne Not talentierte Spieler abgab. Spieler mit Duisburger Wurzeln oder zumindest mit MSV-Vergangenheit, die nun bei anderen Vereinen am Ball sind, den Durchbruch schafften und Leistungsträger sind.

Hoffmann und Hennen sind dabei

Diese Seite ist eine Übersicht der verpassten Gelegenheiten des MSV, sich sportlich und in punkto Image besser aufstellen zu können. Wir üben indes nicht nur Kritik: Mit Andre Hoffmann und Stephan Hennen sind zwei Spieler dabei, die der Verein nicht abgab und davon nun profitiert.

Drei zusätzliche Spieler aus dem aktuellen Kader könnten dabei sein, wir setzen sie auf die Bank: Torwart Marcel Lenz (21, früher VfL Duisburg-Süd, GSG Duisburg), Mittelfeldspieler Tanju Öztürk (23, seit 2006 beim MSV im Nachwuchs und in der U23 am Ball, elf Zweitliga-Einsätze) und natürlich Stürmer und Publikumsliebling Maurice Exslager (21, seit 2008 beim MSV, 51 Zweitliga-Einsätze, acht Tore).

Die drei waschechten Duisburger in unserer imaginären MSV-Elf entstammen übrigens alle der Jugendabteilung von Viktoria Buchholz: Moritz Stoppelkamp, Stephan Hennen und Torwart Daniel Masuch. In den 70ern brachte die Viktoria mit Werner Schneider bereits den ersten MSV-Profi hervor.

Natürlich ist es ein wenig Spielerei und nur Spekulation, ob diese Elf funktionieren würde. Nach Meinung der Sportredaktion wären in zehn Spielen mit dieser Truppe mehr als fünf Punkte drin.

Die imaginäre MSV-Elf mit den verpassten Duisburger Chancen 

Sascha Mölders (27), Stürmer beim Erstligisten FC Augsburg, spielte von 2006 bis 2008 beim MSV. Mölders galt als überaus talentierter Angreifer, für den Neuaufbau in der 2. Liga schien er dem Klub nicht geeignet. Er wechselte über RWE zum FSV Frankfurt, für den er in 47 Ligaspielen 18 Tore erzielte. Für den FCA traf er in der Bundesliga fünfmal.

Simon Terodde (24) kam als 14-Jähriger zum MSV. Nach dem Bundesliga-Abstieg ließ Duisburg den Stürmer ziehen. Fortuna Düsseldorf und 1. FC Köln waren seine Stationen, ehe er 2011 zu Union Berlin wechselte. Bei den Köpenickern ist er längst Leistungsträger.

Marius Ebbers (34) kam einst als 17-Jähriger von Schwarz-Weiß Essen zum MSV Duisburg. Die Zebras ließen den Stürmer sogar zweimal ziehen. Nach einem zwölfmonatigen Gastspiel bei Wattenscheid 09 kehrte er 2000 zurück. Für die Meidericher erzielte er bis 2003 in 78 Liga-Spielen 32 Tore. Auch beim 1. FC Köln, bei Alemannia Aachen und seit 2008 beim FC St. Pauli stellte „Ebbe“ seine Qualitäten als Torjäger unter Beweis.

Moritz Stoppelkamp (25) entstammt der Jugend von Viktoria Buchholz, spielte bis zum 16. Lebensjahr beim MSV. Fortuna Düsseldorf, Rot-Weiß Essen, Rot-Weiß Erfurt, Rot-Weiß Oberhausen waren die Stationen, ehe er bei Hannover 96 den Durchbruch in der Bundesliga schaffte (44 Einsätze in zwei Jahren). Seit Saisonbeginn zählt er zu den Leistungsträgern bei 1860 München.

Ali Bilgin (30) wechselte als 14-Jähriger 1995 von Rot-Weiß Essen zum MSV Duisburg. Nach zwei Jahren war die Zeit des defensiven Mittelfeldspielers an der Westender Straße allerdings schon wieder beendet. Er kehrte zu RWE zurück, für seinen Heimatverein war er noch neun Jahre am Ball. Dann ging er in die Türkei und schaffte dort in der 1. Liga den Durchbruch. Antalyaspor, Traditionsverein Fenerbahce und Kayserispor waren die Stationen, ehe Bilgin im vergangenen Jahr zu Kasimpasa Istanbul wechselte. Bilgin stieg mit dem Team nicht nur auf, sondern sorgt als derzeit Tabellenfünfter in der Süper-Lig für Furore. Sein aktueller Trainer ist übrigens ebenfalls ein Ex-Duisburger. Fuat Kilic, ehemaliger Assistent von Milan Sasic, amtiert derzeit als Interimstrainer.

Mirko Boland (25) kam mit 17 von Schalke 04 zum MSV. Im Jahr 2008 spielte der Mittelfeldspieler in den Duisburger Planungen keine Rolle mehr. Boland wechselte in die 3. Liga zu Eintracht Braunschweig. Besser hätte es für ihn kaum laufen können. Der gebürtige Weseler wuchs zum Führungsspieler heran, stieg mit den Niedersachsen in die 2. Liga auf und klopft mit seinen Mannschaftskameraden nun kräftig an die Tür zur Fußball-Bundesliga.

Adam Bodzek (27) kam 2003 als 17-Jähriger zum MSV. Trainer Norbert Meier führte den Mittelfeldspieler an die Profi-Mannschaft heran. In der Bundesliga-Abstiegssaison 2007/08 zählte Bodzek zu den wenigen Lichtblicken. Er schaltete hochdotierte Spielmacher wie Rafael van der Vaart und Diego aus. Unter MSV-Trainer Milan Sasic kam Bodzek am Ende nicht mehr zum Zug und wechselte im Januar 2011 zu Fortuna Düsseldorf. Mit der Fortuna ist „Bodze“ in die Bundesliga zurückgekehrt.

Kevin Grund (25) spielt mit Rot-Weiß Essen viertklassig – der Mann kann mehr. Als Achtjähriger kam er zum MSV Duisburg, durchlief die Jugendmannschaften der Meidericher, spielte bei den Amateuren und kam am Ende auf drei Zweitliga-Einsätze. Der Abwehrspieler erhielt bei den Zebras keine ernsthafte Bewährungsprobe. Nun spielt er im zweiten Jahr bei RWE und erzielte in 37 Spielen sieben Treffer.

Andre Hoffmann (19) kam als Neunjähriger vom SC Phönix Essen und ist noch immer beim MSV. Mit dem defensiven Mittelfeldspieler gelang es dem Verein, ein Eigengewächs langfristig – sein Vertrag läuft bis Juni 2015 – zu binden. Hoffmann erhielt als Nachwuchsspieler bereits zweimal die Fritz-Walter-Medaille des DFB. Beim MSV ist Hoffmann im Mittelfeld längst eine feste Größe – allerdings in finanzieller Not auch ein potenzieller Transferkandidat.

Stephan Hennen (22) kam von Viktoria Buchholz über den VfL Duisburg-Süd 1999 als Neunjähriger zum MSV und ist noch bis zum Saisonende an die Zebras gebunden. Der Abwehrspieler ist Stammkraft in der U-23-Mannschaft in der Regionalliga. Unter Ex-Trainer Oliver Reck feierte er in dieser Saison als Einwechselspieler sein Zweitliga-Debüt. Hennen hat den Durchbruch zum Profi-Fußball noch nicht geschafft, gilt jedoch als Spieler mit Potenzial.

Daniel Masuch (35), Torwart beim Drittligisten Preußen Münster, stand früher im Fanblock des MSV Duisburg. Seine Laufbahn begann bei Viktoria Buchholz, er wechselte zu Hamborn 07, Adler Osterfeld, RWE, RWO, Kickers Emden und zum SC Paderborn – Münster ist seine mittlerweile achte Station. Erst spät, beim SC Paderborn, setzte er sich in der 2. Liga durch. Mit Preußen Münster steht er an der Tabellenspitze, Daniel Masuch gilt als der derzeit stärkste Schlussmann der 3. Liga.