Duisburg. Die Duisburger Vereinsikone wird bei der Eröffnungsfeier in München eine tragende Rolle spielen. Dietz freut sich über eine „große Ehre“.
Bernard Dietz erhielt vor ein paar Wochen einen Anruf. „Erst habe ich gedacht, das wäre ein Scherz mit versteckter Kamera“, berichtet der 76-Jährige. Nach dem Abstieg „seines“ MSV Duisburg in die Fußball-Regionalliga mag jeder Spaß in diesen Tagen für die Vereinsikone eine willkommene Abwechslung sein. Doch es kommt für Dietz viel besser. Er wird beim Eröffnungsspiel der Fußball-Europameisterschaft in München im Rampenlicht stehen. Am Freitag, 14. Juni, wird er in München vor der Partie zwischen Deutschland und Schottland eine von drei Personen sein, die den EM-Pokal präsentieren werden. Enatz spricht von einer „großen Ehre“.
Bernard Dietz kennt den Pott. Er durfte ihn nach dem Finale am 22. Juni 1980 im Olympiastadion in Rom als Kapitän der deutschen Nationalmannschaft in den Nachthimmel strecken. Dietz war Kapitän der Mannschaft, die das Endspiel gegen Belgien durch zwei Tore von Horst Hrubesch mit 2:1 gewann. Dreimal wurde Deutschland Europameister: 1972, 1980 und 1996. Der DFB und die Uefa wollen die drei Kapitäne Franz Beckenbauer, Bernard Dietz und Jürgen Klinsmann mit einer besonderen Zeremonie würdigen.
Im Rahmen der Eröffnungsfeier werden Heidi Beckenbauer, Dietz und Klinsmann den Pokal in die Arena tragen. Franz Beckenbauer war am 7. Januar im Alter von 78 Jahren verstorben. Seinen Part in der Münchener EM-Arena wird seine Witwe Heidi übernehmen. Der „Kaiser“ wird auf diese Weise noch einmal eine besondere Würdigung auf der internationalen Fußball-Bühne erfahren.
Bernard Dietz verspürt schon im Vorfeld eine Gänsehaut. Beim Gang in die Arena wird er auch das Zebra im Herzen tragen. Er schlägt den Bogen zum großen Triumph vor 44 Jahren: „Das war unbeschreiblich. Ich durfte damals als Spieler des kleinen MSV Duisburg den Europameisterschaftspokal in die Höhe reißen.“ Nun wird das Gefühl ähnlich sein: Dietz wird den „kleinen MSV Duisburg“ bei der EM erneut repräsentieren – und das mediale Interesse wird weltweit bedeutend größer sein als im Sommer 1980. Und: Als künftiger Viertligist erfährt der MSV dank Bernard Dietz zumindest für einen Abend noch einmal Aufmerksamkeit.
Bernard Dietz bestritt zwischen 1974 und 1981 53 Länderspiele. In 19 Partien trug er die Kapitänsbinde. Er debütierte am 22. Dezember 1974 beim 1:0-Sieg der DFB-Elf auf Malta. Seine letzte Partie bestritt er am 19. Mai 1981 bei der 1:2-Niederlage gegen Brasilien in Stuttgart. Zur zweiten Halbzeit kam Enatz für Bernd Schuster in die Partie.
Am 10. Mai 1988 trat Bernard Dietz als Spieler von der großen Fußballbühne ab. Er bestritt im Wedaustadion sein Abschiedsspiel. Die damalige Nationalmannschaft traf in Duisburg auf eine EM-Auswahl von 1980. Eine Ehre wurde der MSV-Legende aber nicht zuteil. Bernard Dietz ist viel zu bescheiden, um dies zu monieren. Aber: Enatz ist der einzige Kapitän einer deutschen Nationalmannschaft, die einen EM- oder WM-Titel gewann, den der Deutsche Fußball-Bund nicht zum Ehrenspielführer ernannt hat. Der DFB ehrte bislang im Männer-Fußball Fritz Walter, Uwe Seeler (ohne Titel und zwischenzeitlich ohne Ortskenntnis von Meiderich), Franz Beckenbauer, Lothar Matthäus, Jürgen Klinsmann und Philipp Lahm.
Am 14. Juni gibt es in München eine gute Gelegenheit, etwas nachzuholen.