Duisburg. Ingo Wald kündigt beim kriselnden MSV Duisburg Neuwahlen an und schließt eine erneute Kandidatur nicht aus. Ulf Schott wird ausgepfiffen.

Großer Andrang bei der Mitgliederversammlung des MSV Duisburg: Präsident Ingo Wald konnte die Zusammenkunft im Theater am Marientor am Mittwochabend erst mit 30-minütiger Verspätung eröffnen. Schon kurz nach der Begrüßung holte Wald zum Paukenschlag aus. Der 66-Jährige kündigte Neuwahlen zum Vorstand an. Auch die weiteren Vorstandsmitglieder werden ihre Ämter niederlegen, wie Wald erklärte. Zeitnah werde der MSV zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung mit dem einzigen Tagesordnungspunkt „Neuwahlen zum Vorstand“ einladen.

Rückzug oder Taktik: Ingo Wald kündigte beim MSV Duisburg Neuwahlen an.
Rückzug oder Taktik: Ingo Wald kündigte beim MSV Duisburg Neuwahlen an. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Wald war anzumerken, wie schwer es ihm fiel, die Entscheidung zu verkünden. Der Präsident hatte lange mit sich gerungen. Er erklärte, dass nach vielen Gesprächen mit den Vorstandskollegen die Erkenntnis gewachsen sei, neu wählen zu lassen. Erst im vergangenen Jahr hatten die Mitglieder des Spielvereins das Team um Ingo Wald mit Ulf Schott, Udo Steinke, Uwe Struck und Robert Komossa gewählt. Die Amtszeit würde noch drei weitere Jahre laufen. Dazu wird es nicht mehr kommen. Wald schloss auf Nachfrage aus der Versammlung nicht aus, erneut zu kandidieren.

MSV Duisburg: Kein sofortiger Rücktritt von Ingo Wald

Ingo Wald, der seit 2014 dem MSV Duisburg vorsteht, erklärte, dass ein „sofortiger Rücktritt verantwortungslos“ wäre. Deshalb soll es demnächst eine außerordentliche Versammlung geben. Gemäß der Satzung müssen sich dann komplette Teams bewerben. Im vergangenen Jahr hatte das Team um Ex-MSV-Präsident Helmut Sandrock seine Kandidatur wenige Tage vor der Versammlung zurückgezogen, Sandrock war damals auch nicht mehr bei der Versammlung zugegen. Diesmal wohnte er der Zusammenkunft im TaM übrigens bei.

Wir wissen, dass es alles andere als gut läuft. Wir wissen, dass wir die Verantwortung für die Fehlentwicklung der vergangenen Jahre tragen.
Ingo Wald - MSV-Präsident

Nicht nur Ingo Wald, sondern die gesamte Vorstandsmannschaft steht seit längerer Zeit in der Kritik – auch aufgrund der sportlichen Talfahrt der Zebras. „Wir wissen, dass es alles andere als gut läuft. Wir wissen, dass wir die Verantwortung für die Fehlentwicklung der vergangenen Jahre tragen. Wir übernehmen diese Verantwortung“, sagte Wald den Mitgliedern. Mit der Ankündigung, neu wählen zu lassen, nahm Wald Kritikern den Wind aus den Segeln. Für Rücktrittsforderungen gab es keinen Anlass mehr.

Michael Preetz als Hoffnungsträger beim MSV Duisburg

Der Präsident verwies abseits der sportlichen Misere auch auf positive Entwicklungen in den letzten Monaten: Mit Michael Preetz habe ein hochkarätiger Funktionär den Posten des Geschäftsführers übernommen. Mit Marvin Schmickler, der zum Prokurist aufgestiegen ist, sei weitere Kompetenz an verantwortlicher Position an Bord. Und mit Christian Koke habe der Verein einen neuen Marketing-Experten gewonnen. Ingo Wald sprach später viel von Visionen und Entwicklungen. Unter anderem brachte er die Gründung einer Genossenschaft ins Gespräch. Wald hätte noch viel vor beim MSV. Vermutlich hat der Wahlkampf bereits am Mittwochabend begonnen.

Geschäftsführer Michael Preetz (rechts) im Austausch mit dem Trainerteam des MSV Duisburg.
Geschäftsführer Michael Preetz (rechts) im Austausch mit dem Trainerteam des MSV Duisburg. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Ulf Schott, das Vorstandsmitglied, das im letzten Jahr den Zweitliga-Aufstieg 2025 prognostiziert hatte, hatte auf der Theater-Bühne einen schweren Stand. Bei der Beurteilung der sportlichen Situation erntete der Fifa-Manager auch Pfiffe und Gelächter. Geschäftsführer Michael Preetz erhielt hingegen schon auf dem Weg zum Mikrofon viel Applaus aus dem Publikum. Während seiner Rede brauste immer wieder Beifall auf.

MSV Duisburg: „Letzte Chance“ gegen Waldhof Mannheim

Der 56-Jährige machte deutlich, dass er noch an die letzte Chance auf den Klassenerhalt glaubt. „Die Wahrscheinlichkeit des Ganges in die vierte Liga ist gestiegen“, ordnete Preetz die Situation sachlich ein, richtete jedoch einen flammenden Appell an die MSV-Familie. Mit Blick auf das Heimspiel gegen den SV Waldhof Mannheim am Freitag sprach er von „der letzten Chance.“ Mannheim habe es mit seinem guten Lauf in den letzten Wochen vorgemacht, wie eine Wende noch zu erreichen sei. Preetz mahnte Geschlossenheit an: „In den nächsten sechs bis acht Wochen geht es darum, die Weichen zu stellen.“ Das gelte unabhängig von der künftigen Ligenzugehörigkeit.