Duisburg. Der Geschäftsführer des Drittligisten MSV Duisburg äußert sich im Interview zu den aktuellen Fragen rund um seinen Verein.
Seit dem 23. Januar ist Michael Preetz (56) als Geschäftsführer beim Fußball-Drittligisten MSV Duisburg tätig. Im Interview mit dieser Zeitung sagt der Ex-Profi, warum der Klassenerhalt nur ein Etappenziel für den Traditionsverein sein kann.
Die wichtigste Frage zuerst: Schafft der MSV den Klassenerhalt?
Michael Preetz: Ich bin nach wie vor überzeugt, dass wir es schaffen, weil wir gut drauf sind. Wir werden unseren eingeleiteten Aufwärtstrend fortsetzen. Die Mannschaft hat sich gefunden. Jeder hat verinnerlicht, dass die eigenen Interessen in dieser Endphase der Saison hinten an zustellen und dem Teamgefüge unterzuordnen sind. Ich habe in den bisherigen Spielen die Erkenntnis gewonnen, dass man jeden Berg in dieser Liga erklimmen kann, auch wenn er noch so hoch erscheint.
Gilt das auch für die Alm, zum Beispiel die in Bielefeld? Anders gefragt: Ist das ein Endspiel?
Nein, das ist kein Endspiel. Es ist nur ein weiteres wichtiges Spiel. Wir hatten diese Situation bereits zweimal in den vergangenen Wochen. Da hatten wir die Möglichkeit, noch näher an den Strich heranzurücken. So ist es auch in Bielefeld. Darüber sind wir uns alle im Klaren. Dazu haben wir ein weiteres Thema: Wir müssen dringend daran arbeiten, dass wir die Auswärtsauftritte erfolgreicher bestreiten. Insofern ist es gut, dass wir jetzt eine Pause haben. Die Trainingseinheiten, das Testspiel, der eine oder andere wird zurückkommen, insbesondere Josh Bitter und möglicherweise Baka (Marvin Bakalorz, Anm. d. Red.) – all das wird uns helfen, noch ein Stück näher heranzukommen. Es wird uns helfen, Antworten zu finden, wie wir auswärts noch effizienter auftreten können.
Die Mannschaft spielt besser, seit Sie da sind. Ist das der Preetz-Effekt?
Ich würde eher sagen, die Mannschaft hat in der Phase der Saison, in der ich nicht da war, deutlich unter ihren Möglichkeiten gespielt. Aus der Ferne habe ich gedacht, das ist eine Summe von guten Einzelspielern. Aber das ist keine richtige Mannschaft. Wenn die Saison jetzt beginnen würde, dann würden wir auf eine sorgenfreie Saison zusteuern. Aber die Rolle eines Einzelnen sollte man nicht überbewerten. Wir sind alle da, um mitzuhelfen, dass es in die richtige Richtung geht. Ich bringe mich mit meiner Erfahrung und mit dem, was ich sehe, ein.
Ihre Aufgabe beschränkt sich nicht aufs Fußballerische allein. Wie verläuft ein Arbeitstag?
Eins habe ich nicht, und das ist Langeweile. Die Tage und auch die Abende sind sehr gut ausgelastet. So oft wie möglich fahre ich nach Meiderich, um bei der Mannschaft und beim Trainerteam zu sein. Ich bin aber überwiegend in der Arena auf der Geschäftsstelle. Die Aufgabe hier ist anspruchsvoll: Wir müssen für die neue Saison unterschiedliche Szenarien berücksichtigen. Wir haben ein paar Aufgaben, was die wirtschaftliche Ausgestaltung des Klubs angeht. Und ich bin immer noch auf Vorstellungstour. Es geht darum, wichtige Partner besser kennenzulernen. Ich arbeite daran, die Zusammenhänge in diesem Klub zu verstehen.
Ist bis zum Saisonende noch genug Zeit für all diese Aufgaben?
Der 18. Mai ist der entscheidende Stichtag für den Klub. Bis dahin haben wir die Chance, sportlich über den Strich zu kommen. Die anderen Aufgaben sind nicht minder wichtig. Es ist klar, das Thema Lizenzierung spielt eine Rolle. Wir arbeiten wie die Jungs gegen Dortmund und Saarbrücken unter hohem Druck. Es ist aber auch bekannt, dass Druck manchmal nicht schadet, um die beste Leistung abzurufen. Mir hilft es, dass ich mich in den vergangenen drei Jahren erholen konnte. Ich kann das Arbeitspensum schaffen. Es macht auch Spaß. Wenn die sportliche Situation etwas anders wäre, dann würde ich sogar sagen: Es ist großartig.
Wie geht man damit um, an die Rettung zu glauben und gleichzeitig für den Abstieg planen zu müssen?
Das ist ein Thema für hinter den Kulissen und nicht für die Öffentlichkeit. Es verlangt von uns eine professionelle Herangehensweise, diese Szenarien zu durchdenken und abzubilden. Aber das tun wir hier hinter diesen geschützten Mauern. Ich finde nicht, dass wir darüber nach außen so viele Auskünfte geben müssen. Aktuell ist es so: Der MSV ist Mitglied der Dritten Liga und wird alles tun, dass das auch in der Zukunft so bleibt.
Es gab mal die Zusage eines Aufstiegs in der kommenden Saison. Auch wenn das Thema wohl vom Tisch ist, entwickeln sie eine strategische Planung für die Zukunft?
Wir wissen alle, woher die Motivation kam, ein solches Ziel auszurufen: Der MSV ist in der Zweiten Liga sicherlich in der Lage, den Spielbetrieb kostendeckend zu organisieren. Daraus kann man nicht zwingend ableiten, dass man den Aufstieg auch schafft. Dafür müssen wir die Voraussetzungen schaffen und die Weichen für eine bessere Zukunft stellen. Wir befassen uns mit der Kostenstruktur und Einnahmesituation. Es wird sicher niemand überraschen, wenn ich sage: Die stehen in einem krassen Missverhältnis. Was tun? Drittliga-Fußball wird auf Dauer in Duisburg nicht funktionieren. Wir müssen alle gemeinsam einen Weg finden, aus der Dritten Liga herauszukommen. Damit meine ich den Weg nach oben und nicht nach unten. Dazu wäre es extrem hilfreich, wenn wir uns in dieser Saison wieder für die Spielzeit 2024/25 in dieser Liga qualifizieren.
MSV testet gegen den WSV
Wenn’s denn hilft! Der Fußball-Drittligist MSV Duisburg testet seine Form am Wochenende. Gegner wird der Regionalligist Wuppertaler SV sein. Der Verein mag weder über Spieltermin noch Spielort öffentlichkeitswirksam Auskunft geben. Fans und Medien sind zu der Partie ebenfalls nicht zugelassen. Der MSV wird aber im Nachgang über den Ausgang des Spiels informieren.
Der Test ist die Generalprobe für die Begegnung an Ostersonntag gegen Arminia Bielefeld. Der Kellerkick sei kein Endspiel, wie MSV-Geschäftsführer Michael Preetz im Interview sagt. Die Partie ordnet er als „ein weiteres wichtiges Spiel“ ein. Dass dafür geheim geprobt wird, lässt ahnen, dass es sich um ein sehr, sehr wichtiges weiteres Spiel handelt.