Duisburg. MSV-Ikone Bernard Dietz hinterließ auch beim kommenden Gegner der Zebras Spuren. Aktuell leidet der 75-Jährige mit dem MSV.

Nicht nur beim MSV Duisburg gibt es in der Arena eine Legendenwand. Auch der SC Verl, am Samstag Gastgeber des Fußball-Drittligisten aus Meiderich (14 Uhr, Sportclub-Arena), ehrt in seinem Stadion seine Helden plakativ. Zebra-Ikone Bernard Dietz ist in Duisburg und in Verl auf den Legenden-Wänden vertreten. Der Europameister von 1980 war von Sommer 1992 bis Ende Januar 1994 bei den Ostwestfalen als Trainer tätig – und hinterließ auch in dieser kurzen Zeit tiefe Spuren.

Am Samstag wird es allerdings für Dietz kein Wiedersehen an alter Wirkungsstätte geben. Der 75-Jährige weilt auf einer Karnevalsveranstaltung in Serm. „Ich habe da schon vor vielen Monaten zugesagt. Auch Dietmar Linders kommt aus Krefeld rüber“, freut sich Dietz auch auf das Treffen mit dem früheren MSV-Keeper.

Ein Besuch in Verl wäre für „Ennatz“ mit gemischten Gefühlen verbunden gewesen. Auf der einen Seite hätte ihn die gegenseitige Wertschätzung mit dem Sportclub bewegt, auf der anderen Seite lastet die Angst vor einem Abstieg des MSV Duisburg in die Regionalliga wie Blei auf der Seele. Dietz leidet seit Monaten mit dem MSV. „Die Situation ist besorgniserregend“, sagt Dietz, der die Hoffnung auf die Rettung aber noch nicht aufgegeben hat: „Vielleicht geschieht ja noch ein Wunder.“

Vorzeitiger Abschied beim SC Verl

Der SC Verl war für Dietz, der zwischen 1970 und 1982 für den MSV Duisburg 394 Bundesliga-Spiele bestritten hat, die zweite Trainerstation. Nach dem Rückzug des ASC Schöppingen, für den er fünf Jahre in der Oberliga erfolgreich gearbeitet hatte, heuerte er 1992 beim Ligakonkurrenten SC Verl an. Der erste Höhepunkt war die Teilnahme am DFB-Pokal im September 1992. In einem dramatischen Spiel verlor Verl 4:5 bei den Sportfreunden Ricklingen.

Klubs wie Ulm, Verl und Lübeck stehen über uns. Das kann ich kaum begreifen. Als MSV Duisburg müssten wir doch genügend Potenzial haben, um weiter oben zu stehen.
Bernard Dietz - MSV-Legende

In der Oberliga feierte Dietz mit seinem Team die Vizemeisterschaft und schaffte damit die Qualifikation für die deutsche Amateurmeisterschaft. Verl verlor in der Nordgruppe allerdings alle Spiele – auch weil der Klub im Zuge eines Stadionumbaus nach Hövelhof ausweichen musste und damit nur einen eingeschränkten Heimvorteil hatte. „Am Ende der Saison war für mich klar: Ich wollte mit der Mannschaft aufsteigen“, blickt Dietz zurück.

Aufstieg – das bedeutete damals, die Qualifikation für die neue Regionalliga West/Südwest zu schaffen. Dafür musste mindestens Platz sechs her. Das Team bewegte sich auf Kurs, Trainer Dietz nahm trotzdem eine negative Entwicklung im Verein wahr. „Im Winter haben wir auf Fuerteventura ein Trainingslager bezogen. Da wurde deutlich, dass einige Spieler lieber feiern wollten. Das war nicht meine Welt“, erinnert sich Dietz. Ende Januar 1994 trat er zurück. Nachfolger wurde Dieter Brei, der den SC Verl am Ende in die neue Regionalliga führte.

Verler Jubel in der Duisburger Arena: Mit dem 3:2-Sieg gegen die Zebras verschärfte der SC Verl im September die Situation des MSV.
Verler Jubel in der Duisburger Arena: Mit dem 3:2-Sieg gegen die Zebras verschärfte der SC Verl im September die Situation des MSV. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

Trotz des für Bernard Dietz unglücklichen Endes der Tätigkeit ist er mit dem SC Verl weiterhin eng verbunden und erhält auch immer wieder Einladungen. Dass sich der Sport-Club seit der Saison 2020/21 als vermeintlicher Abstiegskandidat in der 3. Liga behauptet, verfolgt Bernard Dietz mit größtem Respekt. „Es ist schon beachtlich, wie der Verein personelle Umbrüche und Abgänge immer wieder kompensieren kann“, so Dietz. Derzeit belegt der SC Verl in der 3. Liga mit 36 Punkten Platz sieben. Mit dem Abstieg hat der Klub auch in dieser Saison nichts zu tun. Im September siegten die Ostwestfalen in Duisburg mit 3:2 und verschärften die Situation des MSV. Am Folgetag feuerten die Meidericher Trainer Torsten Ziegner.

Die aktuelle Situation des MSV Duisburg schmerzt Bernard Dietz umso mehr. „Klubs wie Ulm, Verl und Lübeck stehen über uns. Das kann ich kaum begreifen. Als MSV Duisburg müssten wir doch genügend Potenzial haben, um weiter oben zu stehen.“