Duisburg. Der neue Trainer des MSV Duisburg hat schon vor dem ersten Ligaspiel an Kredit eingebüßt. Die Fankolumne.
Abpfiff in der Arena. In der Kurve macht sich ein Gefühl der Erleichterung breit. Endlich hatte der MSV seinen ersten Saisonsieg in der Tasche. Dass sich etwas in der Mannschaft unter Engin Vural tat, deutete sich bereits gegen Münster oder in der ersten Halbzeit gegen Viktoria Köln an. Jetzt hatte der Übergangstrainer es geschafft, seine taktischen Kniffe auch in Zählbares umzumünzen. Nicht wenige Anhänger hatten die Hoffnung, dass dies der Türöffner für eine dauerhafte Festanstellung als Trainer der ersten Mannschaft für den gebürtigen Duisburger war.
Präsident Ingo Wald hatte zwar betont, es würden im Hintergrund Gespräche mit potenziellen Trainerkandidaten geführt, ließ aber die Tür für einen dauerhaften Verbleib Vurals auf der Trainerbank zumindest insofern einen Spalt offen, als dass er sich von den Qualitäten des 38-Jährigen überzeugt zeigte.
Es sollte anders kommen. Am Montag nach dem Sieg gegen Unterhaching zauberten die Verantwortlichen Boris Schommers aus dem Hut. Schnell machten Fragen die Runde, warum die Wahl ausgerechnet auf einen Trainer gefallen war, der noch einen laufenden Vertrag hatte und somit eine Ablöse gekostet haben wird. Eine Antwort auf diese Frage lieferte Chefscout Chris Schmoldt, aktuell nun auch der sportliche Leiter bei den Zebras, auf der Vorstellungsrunde von Schommers selbst, als er angab, den Trainer schon lange zu kennen. Man hat eine gemeinsame Vergangenheit beim 1. FC Köln. Dies lässt so manchen Fan zumindest skeptisch die Augenbraue hochziehen.
Dem MSV Duisburg droht ein ungemütlicher Herbst
Dass man Boris Schommers mit seiner offiziellen Vorstellung am Montag einen Bärendienst erwiesen hatte, zeigte sich spätestens Mittwochabend nach dem Schlusspfiff in der Krefelder Grotenburg. Einen schlechteren Einstand als eine Niederlage gegen einen inzwischen arg gerupften Oberligisten aus Uerdingen hätte man sich kaum vorstellen können. Und das Echo ließ nicht lange auf sich warten. Im Internet wünscht der ein oder andere schon, der 44-Jährige möge erst gar nicht die Koffer auspacken, sondern direkt wieder zurück nach Düren verschwinden. Natürlich ist es Quatsch, den Trainer nach nicht mal einer ganzen Trainingswoche zum Teufel zu schicken. Aber der inzwischen verständlicherweise kurze Geduldsfaden der MSV-Fans ist berechtigt und Schommers hat bereits vor seinem ersten Ligaspiel mit der Mannschaft an Kredit eingebüßt.
Hoffentlich straft er die Kritiker Lügen. Sonst könnte das ein ungemütlicher Herbst an der Westender Straße werden.
Tim Gißke (30), ist seit vielen Jahren ein glühender Fan des MSV Duisburg. Er erlebte in dieser Zeit Höhen und Tiefen, Auf- und Abstiege. Als Fanreporter beleuchtet er für die Sportredaktion die Entwicklung beim MSV aus der Sicht eines Anhängers.