Duisburg. Torsten Ziegner ist beim MSV Duisburg nicht der einzige Sündenbock. Auch für einen anderen wird es nun immer enger. Ein Kommentar.
Die Fans haben gerufen. Der Vorstand hat gehandelt. Trainer Torsten Ziegner musste gehen. Man muss nicht über die Gesetze des Marktes schwafeln. Es war lange vor dem Freitag unübersehbar: So wie die Zebras kicken, steigt man ab. Das ist phasenweise ganz gut und ansehnlich. Am Ende eben nur phasenweise. So tröstet man sich, dass man es eigentlich ja kann, nur eben (noch) nicht so richtig zeigt. Bis es nicht mal mehr für ordentliche 30 Minuten reicht.
Der Rauswurf des Trainers allein löst jedoch nicht das Problem. Die Mannschaft – das kann man wohl sagen – hat nicht gegen Torsten Ziegner gespielt. Kapitän Sebastian Mai hat am Freitag ausdrücklich die perfekte Vorbereitung der Mannschaft auf jedes Spiel durch das Trainerteam gelobt. Zudem spielt die Truppe nicht durchgehend lustlos. Erst nach einer gewissen Zeit verlassen die Elf der Mut und die Spielfreude. Um die Ursache fürs Versagen zu finden, muss man also tiefer graben. Die Zusammenstellung des Kaders darf man hinterfragen. Der Geschäftsführer Sport Ralf Heskamp hat die Verstärkungen geholt, die das Team nicht verstärkt haben. Er hat den Verkauf von Julian Hettwer – so einträglich er auch war – mitgetragen. Er hat gemeinsam mit Ziegner entschieden, die Mannschaft brauche eine Hierarchie ohne den Chefspieler Moritz Stoppelkamp. Eine tragfähige Struktur formte sich keineswegs.
+++ MSV Duisburg: Erste Antwort auf Trainerfrage bis Mittwoch +++
Bei der Wahl eines neuen Trainers darf ihm nun kein Fehler unterlaufen. Die Zwickmühle: Holt man per Schnellschuss einen erfahrenen Mann – davon sind genug auf dem Markt – oder lässt man sich bei der Suche Zeit und arbeitet zunächst man mit einer betriebsinternen Lösung? Mit Variante zwei gewinnt man Zeit, den richtigen Übungsleiter zu finden. Aber genau das hat Heskamp nicht: Zeit.
MSV Duisburg: Heskamp steht in der Kritik
Längst steht er selbst in der Kritik. Andreas Rüttgers, Marketing-Chef bei Schauinsland-Reisen, wird bei sich denken: „Ich habe es schon immer gesagt.“ Edelfan Joachim Llambi spricht bereits jetzt unverblümt davon, dass er Heskamp für wenig geeignet hält. Für viele MSV-Freunde gibt es ohnehin eine enge Verbindung zwischen dem Geschäftsführer Sport und dem Trainer. Heskamp betont inzwischen, dass man keineswegs „Best Buddys“ sei und er an der Entlassung von Ziegner in Halle 2020 beteiligt gewesen sei. Diese Hinweise werden ihm angesichts der Tabellenlage wenig helfen. Präsident Ingo Wald will diese Diskussion ausblenden. Allerdings wird ihm diese Diskussion aufgezwungen, wenn das Team nicht rasch die Kurve kriegt. Die Fans holen bereits tief Luft für den nächsten Sprechchor. Der lautet: „Heskamp raus“. Was man weiß: „Ziege“ ist nicht der einzige Sündenbock im Wald und auf der Weide.