Duisburg. Die Fans des MSV Duisburg müssen Anspruch und Wirklichkeit in Einklang bringen. Die Fankolumne.
Duisburger sind leidgeprüft. Für Eingeborene ist es nicht verwunderlich, dass diese Halb-Millionen-Stadt auf dem Papier alle Voraussetzungen mitbringt, um den umliegenden Metropolen in nichts nachzustehen, es aber immer wieder schafft, ihr Image nachhaltig mit dem Allerwertesten einzureißen.
Es wird darüber dann zwar gemeckert, aber muss dann ja auch weitergehen. Das macht die Stadt und ihre Bewohner aus und dieses Image wird gepflegt.
Ähnliches kann man bei den Fans der Zebras beobachten. Nur dass hier gefühlt seit einiger Zeit das Gemeckere nicht mehr einem „Mund abputzen – weitermachen“ weicht, sondern nur noch mehr geklagt wird.
Dabei dürfte jedem MSV-Fan bewusst sein, dass die Gegner am Wochenende nicht Auxerre oder Dynamo Moskau heißen, sondern Freiburg II und SSV Ulm. Dennoch hört man bei vielen alten Schlachtenbummlern einen Anspruch heraus, der wie so viele Dinge hier bei uns an einer Sache scheitert: Geld.
Kein Wohlwollen sondern Argwohn
Und trotzdem wird jede Bewegung der handelnden Personen in der Führungsetage des Spielvereins argwöhnisch gemustert, bewertet und häufig nicht mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen. Gut, dass Essen die leidige Aufgabe im DFB-Pokal gegen Hamburg übernommen hatte, so blieb dem einen oder anderen genug Zeit, um weitere dunkle Vorahnungen für das erste Heimspiel gegen München heraufzubeschwören.
Klar, dass sich in Spiel eins gegen die kleinen Freiburger mit Niklas Kölle ausgerechnet der Spieler direkt schwer verletzte, der schon nur aushilfsmäßig auf der linken offensiven Seite auflief. Die Verbitterung war teilweise so groß, dass Neuzugang Robin Müller von St. Pauli II direkt auch sein Fett weg bekam, und statt Freude eher die Fragezeichen in Richtung Ralf Heskamp größer wurden.
Dass der Kader auf dem Papier schwächer ist als letzte Saison, wurde ausführlich besprochen, dementsprechend sind Zweifel natürlich berechtigt. Der Wechsel eines 23-Jährigen aus der Regionalliga war da eher Zunder für die aufgeheizten Diskussionen als ein Feuerlöscher.
Esswein kommt mit Reputation zum MSV Duisburg
Zuletzt kam mit Alexander Esswein zwar ein erfahrener Spieler mit einer gewissen Reputation, aber auch dieser wird die Pessimisten nur schwer von ihren düsteren Zukunftsvisionen loseisen. In Anbetracht besserer Tage, die dieser Verein schon erlebt hat, kann man es ihnen schwer verdenken.
Gerade hier in Duisburg, wo trotz widrigster Umstände immer weiter gemacht wird und man eigentlich immer nur darauf wartet, dass dieser schlafende Riese endlich mal aufwacht und sich erhebt, muss man Geduld mitbringen. Meckern kann man auch noch nach dem ersten Heimspiel.
Tim Gißke (31) ist als Anhänger den Fußballern des MSV Duisburg seit vielen Jahren verbunden. Als Fanreporter beleuchtet er das Geschehen bei den Zebras für die Sportredaktion aus seiner Sicht.