Duisburg. Der MSV Duisburg verkauft sein Offensivtalent an den BVB und will das Geld in die Mannschaft investieren. Test gegen Fortuna Köln am Freitag.

Den Zettel, der den Standort von Julia Hettwer beim offiziellen Fototermin in der Arena markieren sollte, hatten die Verantwortlichen des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg am Donnerstag kurz vor dem Shooting zur Seite gelegt. Der Spieler sei erkrankt, hieß es beim Verein. Da war aber schon klar: Der 20 Jahre alte Stürmer wird in der neuen Saison nicht mehr für die Zebras auf Torejagd gehen. Hettwer befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits in Dortmund. Er wechselt zur U 23 des BVB, die ebenfalls in der 3. Liga kickt. Der MSV erhält für den Angreifer, der in Duisburg noch einen Vertrag bis zum 30. Juni 2024 hatte, eine Ablösesumme, die in den Augen der Bosse attraktiv genug ist, um in den Deal einzuwilligen.

Die finalen Unterschriften sollen am Freitag erfolgen – doch der Transfer war am Donnerstag nach Informationen der Redaktion bereits in trockenen Tüchern. Als die Wechselnachricht am Mittag publik wurde, setzten in den sozialen Medien unter den Duisburger Fans lebhafte Diskussionen ein. Die eine Seite beklagte den Verlust einen großen Talentes, die andere Seite verwies auf die wirtschaftlichen Komponenten.

Nachgebessertes Angebot an den MSV Duisburg

Der BVB war schon vor mehreren Wochen erstmals an den MSV herangetreten. Die Offerte soll nicht schlecht, aber noch lange nicht gut genug gewesen sein. Nun haben die Dortmunder offenbar ihr Angebot entscheidend nachgebessert. Dem Vernehmen nach bleiben rund 500.000 Euro beim MSV, ein Gläubiger soll in diesem Zusammenhang darauf verzichten, seinen Besserungsschein einzusetzen. Transfererlöse gelten als „besondere Einnahmen“, die gewöhnlich zu einem Teil an Kreditgeber fließen.

Der 20-Jährige konnte sich in der Rückrunde der vergangenen Saison in den Fokus spielen – auch mit seinen fünf Treffern, die er für die Meidericher erzielte. Hettwer, der schon im Alter von 15 Jahren an einem Wintertrainingslager des MSV in Portugal teilnehmen durfte, durchlief immer wieder Formtäler – nun konnte er sich erstmals nachhaltig behaupten.

Julian Hettwers Platzkarte war am Donnerstag beim MSV Duisburg überflüssig.
Julian Hettwers Platzkarte war am Donnerstag beim MSV Duisburg überflüssig. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Der gebürtige Bochumer bestach vor allem durch das Tempo, das er auf den Platz brachte. Hettwer kam in der Regel über die Flügel. Auf dieser Position sucht der MSV nun nicht nur nach Ersatz. Mindestens ein arrivierter Spieler soll noch zum Kader stoßen und die Qualität der Mannschaft erhöhen. Durch den Transfererlös ist nun auch die Verpflichtung von zwei weiteren Spielern denkbar.

MSV Duisburg will die Juwele Jander und Mogultay nicht verkaufen

Neben Hettwer steht aus dem Kreis der „jungen Wilden“ auch Mittelfeldspieler Caspar Jander (20) im Rampenlicht. Zudem konnte Linksverteidiger Baran Mogultay (19) in der Rückrunde auf sich aufmerksam machen. MSV-Sportchef Ralf Heskamp erklärte am Donnerstag auf Anfrage der Redaktion, dass ein Verkauf eines dieser beiden Youngster – „Stand heute“ – nicht zur Diskussion stehe.

Seinen letzten Treffer für den MSV erzielte Julian Hettwer am vergangenen Samstag beim 4:0-Sieg im Test bei Hamborn 07. Am Freitag ist er somit nicht mehr gefordert, wenn die Meidericher ihr nächstes Testspiel gegen den Regionalligisten Fortuna Köln austragen. Anstoß im Schlossparkstadion in Brühl ist um 19 Uhr.

MSV Duisburg: Vincent Müller feiert Testspieldebüt

MSV-Trainer Torsten Ziegner erwartet gegen den Viertligisten einen anspruchsvollen Test und hofft auf neue Erkenntnisse. „Es geht jetzt auch darum, eine Formation zu finden“, will Ziegner im Hinblick auf den Saisonstart Anfang August, nun auch prüfen, welche Spieler in den verschiedenen Mannschaftsbereichen am besten miteinander harmonieren.

Insgesamt sieht der Trainer seine Mannschaft in einem körperlich besseren Zustand als in den letzten Testspielen. Außen vor bleiben gegen Fortuna Köln noch Marvin Knoll und Benjamin Girth. Beide sollen am Montag im Trainingslager in Heiligenstadt in die Arbeit im Mannschaftskreis einsteigen.

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Torwart Vincent Müller wird gegen Köln sein Testspieldebüt geben. Der Trainer attestiert dem 22-Jährigen, der mit Fitnessrückständen aus der Sommerpause kam, Fortschritte. „Er ist auf einem sehr guten Weg. Ich glaube, dass er, wenn er dranbleibt, zum ersten Spiel fit werden kann“, so Ziegner.

Tickets für das Spiel in Brühl kosten an der Tageskasse fünf Euro. Der Erlös kommt dem Unbroken- National-Rehabilitation-Center, in dem schwerstverletzte Menschen aus der Ukraine behandelt und auf ein Leben mit Prothesen vorbereitet werden, zugute.