Duisburg. Vincent Gembalies kam mit acht Jahren zum MSV Duisburg und schaffte den Sprung in den Profi-Fußball. Ein Vereinswechsel stand nie zur Diskussion.
Mit sehr jungen Spielern geht der Fußball-Drittligist MSV Duisburg behutsam um. Keine Interviews, das Rampenlicht, das die Flutlichtmasten in den Stadien ausstrahlen, muss reichen. Für Vincent Gembalies ist der Welpenschutz nun vorbei. Der Innenverteidiger, der kürzlich 20 Jahre alt wurde, stand am Samstag nach dem 1:1 im Spitzenspiel gegen den FC Ingolstadt 04 zum ersten Mal in der Interviewzone eines Stadions.
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An Vincent Gembalies führte am Samstag auch fast kein Weg vorbei. Nur fast – weil der Ingolstädter Canniggia Elva, der auf dem Platz bei weitem nicht nur wegen seiner Rasta-Frisur die Aufmerksamkeit auf sich zog, den jungen Duisburger bei der Vorarbeit zum 0:1 ein wenig reinlegte. Trainer Torsten Lieberknecht meinte hinterher, die Situation sei leicht zu lösen gewesen: „Ein einfacher Schlag hätte es getan.“
Trotzdem stand für Gembalies am Ende die beste Saisonleistung zu Buche. Lieberknecht hatte ihm den Vorzug gegenüber Lukas Boeder gegeben. Seine eigene Performance wollte der Abwehrspieler nach dem Match nicht in den Vordergrund stellen. Auf die Frage, ob ihm bei Stoppelkamps Elfmetertor zum 1:1 ein großer Stein vom Herzen gefallen sei, antwortete Gembalies: „Ich freue mich für die Mannschaft, dass wir den verdienten Ausgleich noch erzielt haben.“
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Acht Einsätze, alle in der Startelf, verbuchte er in dieser Saison bislang. Wie zufrieden ist er damit? „Ich bin zufrieden, weil wir mit der Mannschaft gut dastehen“, sagte Gembalies darauf.
Compper als Lehrmeister beim MSV Duisburg
Die Laufbahn des 1,86-Meter-Mannes ist ungewöhnlich, im deutschen Profifußball derzeit vermutlich einzigartig. Gembalies spielte in seinem Leben bislang nur für den MSV. Mit acht Jahren kam er zur E-Jugend der Zebras und durchlief fortan alle Jugendmannschaften der Meidericher.
Natürlich war im Jahr 2008 noch nicht absehbar, dass da ein Fußballprofi heranreifen würde. Einen konkreten Zeitpunkt, an dem für ihn klar wurde, aus der Sache könnte mehr werden, kann Gembalies nicht benennen. Er habe immer mithalten können, zudem sei die Ausbildung beim MSV sehr gut. So blieb er den Zebra-Streifen treu: „Es gab für mich nie einen Grund, den Verein zu wechseln.“
Geradlinig verlief der Aufstieg von Vincent Gembalies allerdings nicht. Vor zwei Jahren durfte er erstmals im Wintertrainingslager in Portugal Profiluft schnuppern, konnte dabei das Trainerteam um Ilia Gruev aber noch nicht überzeugen. Torsten Lieberknecht gab ihm 2019 eine neue Chance, die Gembalies dann nutzte. Im März 2019 feierte er in Regensburg, als er für den „ausgeknockten“ Enis Hajri kam, ein solides Profidebüt in der 2. Bundesliga. Am letzten Spieltag durfte er dann im Hamburger Volksparkstadion gegen den HSV spielen.
In der Sommervorbereitung ließ Gembalies bei Lieberknecht Wünsche offen. Doch nun scheint der Youngster seine Lektion gelernt zu haben. Zu seinen Lehrmeistern gehört auch Routinier Marvin Compper (34) – auf und neben dem Platz. Gembalies: „Seine Vita spricht für sich und ist sehr beeindruckend. Er gibt mir sehr viel mit. Ich kann sehr viel von ihm lernen.“