Duisburg. Pitter Danzberg, der den Meidericher SV in die Bundesliga schoss, ist im Alter von 79 Jahren gestorben. Er litt unter der Alzheimer-Krankheit.

Pitter Danzberg rief früher regelmäßig in der Sportredaktion an. Ohne ihn zu sehen, war zu hören, dass seine Augen leuchteten: „Der Luis Zacarias ist in der Stadt, wir sitzen alle bei Mamma Leone. Er würde sich freuen, Sie zu sehen.“ Da hatte Dieter Danzberg, den alle „Pitter“, nannten, wieder einen Ehemaligen des MSV Duisburg zu Besuch. Die Pflege der Tradition war seine Herzensangelegenheit. Danzbergs letzter Anruf liegt viele Jahre zurück. Er litt an der Alzheimer-Krankheit, lebte seit 2012 in einem Pflegeheim in Dorsten. Am Samstag ist Pitter Danzberg im Alter von 79 Jahren verstorben. Vor ihm sind in diesem Jahr schon Vizemeistertrainer Rudi Gutendorf, Johann Cichy und Detlef Pirsig gegangen. Der MSV trauert erneut um einen seiner Helden.

Pitter Danzberg (rechts) 2007 mit Bernard Dietz (links) und Günter Preuß bei einem Pressetermin.
Pitter Danzberg (rechts) 2007 mit Bernard Dietz (links) und Günter Preuß bei einem Pressetermin. © WAZ | Thomas SCHILD

Pitter Danzberg ist als Mann, der den MSV in die Fußball-Bundesliga schoss, in die Vereinsgeschichte eingegangen. Am 1. Mai 1963 sorgte er im drittletzten Oberliga-Spiel bei Viktoria Köln für die Wende. Nach dem Treffer zum 3:2 sprang der Abwehrspieler vor Freude ins Netz, das Tor brach zusammen, aber innerhalb von 20 Minuten war Ersatz da und das Spiel konnte regelgemäß beendet werden.

Das Tor der Tore für den MSV Duisburg

Drei Tage später erzielte Danzberg, der seit seinem neunten Lebensjahr für den MSV spielte und mit der A-Jugend der Zebras 1957 Niederrheinmeister wurde, das Tor der Tore. Der MSV benötigte im Lokalderby gegen Hamborn 07 vor 20.000 Zuschauern in Meiderich einen Sieg, um die Türe zur Bundesliga aufzureißen. Der spätere MSV-Trainer Rolf Schafstall foulte in der Schlussminute „Eia“ Krämer. Krämer trat selbst zum Freistoß an, Danzberg drückte die Kugel aus kurzer Distanz über die Linie. „Ich bin in die Kabine gerannt, sonst hätten mich die Leute zerrissen. Ich bin erst zwei Stunden später wieder rausgekommen“, blickte Danzberg später auf den historischen Tag zurück.

Pitter Danzberg (links) im Mai 1966 in seinem zweiten und letzten Bundesliga-Spiel für den FC Bayern München gegen Werder Bremen
Pitter Danzberg (links) im Mai 1966 in seinem zweiten und letzten Bundesliga-Spiel für den FC Bayern München gegen Werder Bremen © Imago | Imago

Es folgte die erste Bundesliga-Saison, in der die Meidericher mit Trainer Rudi Gutendorf und Weltmeister Helmut Rahn die Vizemeisterschaft gewannen. Danzberg bestritt nur sieben Spiele, er war verletzungsanfällig. Eine hartnäckige Knöchelverletzung bremste ihn aus. Auch der Sprung in die Nationalmannschaft gelang ihm deshalb nicht. Bundestrainer Sepp Herberger nahm ihm jegliche Hoffnung: „Herr Danzberg, Sie ziehen ja das linke Bein nach.“

Der FC Bayern München soll 1965 bei der Verpflichtung des Duisburgers von der Verletzung nichts gewusst haben. Danzbergs Engagement bei den Bayern war kurios. Er bestritt nur zwei Spiele. Im ersten Match gegen 1860 München kassierte er nach einem Foul an Timo Konietzka eine Rote Karte, es folgte eine achtwöchige Sperre. Seinen Platz nahm ein hoffnungsvolles Talent ein: Franz Beckenbauer. Diesen Satz sagte Danzberg immer wieder gerne: „Durch mich ist der Kaiser erst groß geworden.“

Der Kontakt zu Beckenbauer riss nie ab. Über den kurzen Draht zum Kaiser holte Danzberg die Bayern zu einem Benefizspiel zugunsten des klammen MSV ins Wedaustadion.

In der Regionalliga spielte Pitter Danzberg, den die MSV-Fans in den Kreis der Legenden wählten, noch für Rot-Weiß Oberhausen, später folgten noch Stationen beim Freiburger FC und zum Karriereausklang bei Eintracht Gelsenkirchen. Nach seiner Laufbahn arbeitete er 28 Jahre als Sportlehrer – unter anderem an der Freiherr-vom-Stein-Realschule in Duisburg. Beim MSV pflegte er die Tradition, hielt Kontakt zu den Ehemaligen, beantwortete Fanpost, erfüllte Autogrammwünsche.

Für einen Tag in der Herberger-Rolle

Danzbergs Trainer-Laufbahn war überschaubar. Sterkrade, Bocholt, Wesel – und er übernahm interimsweise die Amateure des MSV Duisburg. Danach zog er einen Schlussstrich. „Einen Trainer Danzberg an der Seitenlinie wird es nicht mehr geben“, sagte er damals.

Daran hielt er sich nicht ganz. 2004 nahm das Schauspielerensemble des Films „Das Wunder von Bern“ um Regisseur Sönke Wortmann und Hauptdarsteller Peter Lohmeyer an einem Hallenturnier in Ibbenbüren teil und benötigte einen Trainer. Danzberg sagte zu und schlüpfte so für einen Tag in die Rolle von Sepp Herberger. Das Team erreichte Platz drei.

Nach dem Turnier leuchteten wieder die Augen von Pitter Danzberg: „Das war ein Heidenspaß.“