Duisburg. Nach seinem Abschied aus Glasgow schlägt Marvin Compper beim MSV Duisburg ein neues Kapitel auf. Beim Drittligisten will er vorangehen.

Im Paradies wurde Marvin Compper nicht glücklich. Im Celtic Park, den die Fans von Celtic Glasgow „paradise“ nennen, war der neue Innenverteidiger des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg in den letzten anderthalb Jahren nur einmal am Ball: im März 2018 für 83 Minuten in einem Pokalspiel gegen den Zweitligisten Greenock Morton. Hinzu kamen fünf Einsätze für die Reserve-Mannschaft. Nun freut sich der 34-Jährige auf seine neue Aufgabe beim MSV. „Ich will vorangehen und Vorbild sein“, sagt der Ex-Nationalspieler, der bei den Zebras einen Vertrag bis Sommer 2021 unterschrieben hat.

Das Engagement beim schottischen Meister entpuppte sich als Missverständnis. „So etwas passiert im Fußball“, sagt er. Im Januar 2018 war Compper mit vielen Hoffnungen nach Glasgow gewechselt. Er freute sich auf das Zusammenspiel mit Größen wie Scott Brown und Mikael Lustig. Er wollte dazu beitragen, dass Celtic in die Champions League einziehen kann. Die internationalen Highlights gegen Zenit St. Petersburg und seinen Ex-Klub RB Leipzig erlebte er von der Tribüne aus. Compper spricht über Gänsehautmomente. Nur: Er hätte sie lieber auf dem Platz erlebt.

Marvin Compper (links) im November 2008 in seinem einzigen A-Länderspiel. Hier hat er es bei der 1:2-Niederlage gegen England im Berliner Olympiastadion mit John Terry zu tun.
Marvin Compper (links) im November 2008 in seinem einzigen A-Länderspiel. Hier hat er es bei der 1:2-Niederlage gegen England im Berliner Olympiastadion mit John Terry zu tun. © imago sportfotodienst

„Schon nach einem halben Jahr hatten mir die Verantwortlichen signalisiert, dass sie nicht mehr mit mir planen“, berichtet der Innenverteidiger. Am Wochenende verabschiedete sich Compper in Glasgow von seinen Kollegen, die ihn sehr geschätzt hätten, wie er betont. Der Verein hingegen ließ eine finale Wertschätzung vermissen. Celtic verabschiedete am Sonntag in einer Mitteilung auf der Internetseite die Spieler, die den Verein verlassen haben, mit den besten Wünschen. Comppers Name fehlte auf der Liste.

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Nun beginnt für Marvin Compper, der im November 2008 in Berlin beim 1:2 gegen England sein einziges Länderspiel bestritt, ein neues Kapitel. Seinen Vertrag in Glasgow hätte er auch bis Sommer 2020 aussitzen können: „Aber dann wäre es mit 35 Jahren wahrscheinlich schwierig geworden, noch etwas zu finden.“ Mit dem Wechsel nach Duisburg verzichtet der gebürtige Tübinger auf viel Geld, dafür kann er aber wieder auf dem Platz eine Rolle spielen. Die 60 Minuten im Test in Utrecht am vergangenen Samstag genoss der Routinier.

Für die 3. Liga ist sich der Mann nicht zu schade. Im Gegenteil. Compper spricht von einer Herausforderung und merkt an: „Ich habe noch nie gegen Großaspach gespielt. Ich bin gespannt.“

Seine Rolle beim Zweitliga-Absteiger nimmt Compper an. Der MSV verpflichtete ihn auch, damit er die neue junge Mannschaft als erfahrener Spieler führen kann. Vorangehen, ein Vorbild sein – und: „Ich will ein offenes Ohr für die Mitspieler haben.“

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In den ersten Tagen beim neuen Arbeitgeber hat Marvin Compper einen positiven Eindruck gewonnen. „Der Spirit ist cool. Hier sind Spieler, die sich beweisen wollen“, sagt der neue Abwehrchef. Dass ein Zweitliga-Absteiger naturgemäß unter Druck steht, ist für Compper eine normale Angelegenheit. „Es ist aber ein positiver Druck, weil der Hunger da ist. Hier kann etwas Schönes entstehen.“

Compper fehlt zwar Spielpraxis, ansonsten sieht er sich für den Saisonstart am 20. Juli gegen Großaspach gerüstet. Beim Trainingslager von Celtic Glasgow in Österreich war er zwar nicht dabei, dafür hat er aber in Schottland trainiert. Compper: „Mir fehlen in der Vorbereitung nur fünf Tage. Das ist kein Problem.“ Ohnehin will er in Duisburg beweisen, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört: „Ich will allen beweisen, dass ich noch genug im Tank habe.“

Duisburg könnte Comppers letzte Station als Spieler sein. Das Engagement beim MSV will er aber nicht als ein „Ausklingen“ der Karriere verstanden wissen. Er will sich für die Zebras voll reinhauen. Die Verbindung zu den Schotten hat er trotzdem noch nicht komplett gekappt. Er bleibt den „Hoops“ in seiner Rolle als Zuschauer weiter treu: „Mein Abo vom Celtic-TV läuft weiter.“