Hamburg. . Der MSV Duisburg verlor das letzte Saisonspiel beim Hamburger SV mit 0:3. Auch im letzten Match zeigten die Meidericher, warum sie absteigen.

Torsten Lieberknecht, Trainer des MSV Duisburg, und Hannes Wolf, der in dieser Funktion beim Hamburger SV am Sonntag seinen letzten Arbeitstag hatte, konnten bei der Pressekonferenz im Medienzen­trum des Volksparkstadions den Blick auf die Fernsehschirme nicht vermeiden. Während die beiden Fußball-Lehrer den 3:0 (1:0)-Sieg des Nichtaufsteigers HSV gegen Zweitliga-Absteiger MSV bewerteten, zeigten die Fernsehschirme den Paderborner Aufstiegsjubel.

Das Trainerleben kann grausam und traurig sein. Hätten Lieberknecht und Wolf Fernbedienungen zur Verfügung gehabt, hätten sie vermutlich die TV-Geräte ausgeknipst. Hannes Wolf, der nach dem verpassten Aufstieg beim HSV keinen zweiten Anlauf starten darf, relativierte aber das Leid: „Es ist niemand krank, es gab keinen Tsunami und auch kein Erdbeben.“ Es ist eben nur Fußball.

Der wird in Duisburg künftig in der 3. Liga gespielt. Mit welchem Personal – das ist weiterhin offen. Am Montag trifft sich der Trainer noch einmal in Meiderich mit den Spielern. Einige sollen Trainingspläne für die Ferien erhalten, andere ein paar warme Worte zum Abschied. „Wir führen noch Gespräche, werden aber in den nächsten Tagen etwas bekannt geben“, so Sportdirektor Ivica Grlic in Hamburg.

Trainingsstart am 12. Juni

Ex-Präsident Andreas Rüttgers, zugleich Vertreter des Hauptsponsors Schauinsland-Reisen, hatte am Wochenende im Internet-Fanforum eine umfassende Übersicht über die Vertragslage aller aktuellen Spieler veröffentlicht. Das mag ungewöhnlich sein, Ivica Grlic gab am Sonntag an, nichts gelesen zu haben. „Deshalb kann ich dazu auch nichts sagen. Vielleicht liegt er richtig, vielleicht auch nicht“, so Grlic.

Laut Rüttgers sind für die nächste Saison lediglich Sebastian Neumann, Ahmet Engin, Lukas Daschner, Joseph-Claude Gyau und Fabian Schnellhardt an den MSV gebunden. Bei Schnellhardt mag man stutzen – bei seiner Vertragsverlängerung vor zwei Jahren hatte Grlic von Ausstiegsklauseln gesprochen. Man darf gespannt sein, wer was in den nächsten Tagen wie und wo veröffentlicht.

Lukas Daschner (links) bestritt in Hamburg sein erstes Zweitligaspiel über 90 Minuten.
Lukas Daschner (links) bestritt in Hamburg sein erstes Zweitligaspiel über 90 Minuten. © firo

In die Interviewzone des Volksparkstadions kamen am Sonntag mit Gyau­ und Daschner – völlig überraschend – zwei Spieler, deren Vertragslage geklärt ist. Daschner freute sich über seinen ersten Startelfeinsatz über 90 Minuten – und das dann auch noch vor einer Kulisse von über 50.000 Zuschauern. Gyau sah das ähnlich; er verriet zudem, dass er sich am Samstag über den Klassenerhalt seines Ex-Klubs SG Sonnenhof Großaspach in der 3. Liga gefreut hat. Es wird also in der nächsten Saison ein Wiedersehen geben. Sonnenhof Großaspach – auch das ist der Preis für einen Abstieg ohne Not.

An den Heimatklub von Schlagersängerin Andrea Berg dürfte Torsten Lieberknecht gestern vermutlich nicht gedacht haben, als er nach der 0:3-Niederlage in Hamburg sagte: „Ich freue mich auf das, was kommt. Das wird eine große Aufgabe.“

Zu dem, was gestern war, sagte der Coach: „Wir wollten die Saison mit Anstand zu Ende bringen. Ob uns das gelungen ist, müssen andere bewerten.“ Die knapp 3000 Duisburger Fans entließen ihre Mannschaft immerhin mit wohlwollendem Applaus. In den 90 Spielminuten zuvor sahen sie noch einmal vieles von dem, was sie im Saisonverlauf schon häufig erlebt hatten.

Auch für das letzte Match hatte sich Lieberknecht noch eine taktische Finesse ausgedacht. Kapitän Gerrit Nauber spielte diesmal nicht in der Innenverteidigung, sondern war hinten rechts im Einsatz. Dafür verteidigte Lukas Fröde zentral. Young-jae Seo agierte als Linksverteidiger, Kevin Wolze war im defensiven Mittelfeld unterwegs.

Einfache Gegentore

Stabilität erreichte der Trainer damit nicht. Wie schon so oft kassierte der MSV einfache Gegentore. Die ersten beiden Hamburger Treffer fielen nach Eckbällen. Dem MSV gelang es jeweils nicht, im eigenen Strafraum Lufthoheit zu erlangen. Beim 3:0 musste Vincent Gembalies erkennen, dass der Weg so leicht dann doch nicht ist. Torschütze Fiete Arp lief dem Duisburger U-19-Spieler auf und davon, ehe er Torwart Daniel Mesenhöler überwand. Leihkeeper Felix Wiedwald war im Zuge von Rückenbeschwerden gar nicht im Kader gewesen.

Auch ihre Offensivschwäche stellten die Duisburger im letzten Saisonspiel noch einmal unter Beweis. In der 82. Minute scheiterte Havard Nielsen gleich zweimal hintereinander, Borys Tashchy übernahm den dritten Versuch – hatte aber auch kein Glück.

Die Ferien sind für die Spieler, die bleiben, nur kurz. Der Trainingsauftakt für die neue Saison erfolgt bereits am Mittwoch, 12. Juni.