Duisburg. . Der MSV Duisburg verabschiedet sich mit einer desolaten Leistung und einer 1:3-Heimniederlage gegen Dynamo Dresden in die Winterpause.
Schriller die Pfiffe nie klingen. Als zu der halben Zeit. Die Fans des Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg unter den 14.836 Zuschauern hatten die huflahmen und kopfscheuen Zebras mit fiesen Tönen in die Pause geschickt. Zuvor hatte Baris Atik in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs den zweiten Treffer für Dynamo Dresden erzielt. Das 0:2 zur Pause verwandelte sich in der Schlussabrechnung in ein kaum schöneres 1:3 gegen die Sachsen, einen verpatzten Rückrundenstart und „kein schönes Weihnachten“, wie Kapitän Kevin Wolze vermutete.
Vorher aber gab es einen eher österlichen Eiertanz von Trainer Torsten Lieberknecht bei der Nachbesprechung. Die Schrittfolge des sichtlich angeschlagenen Fußballlehrers: Erst eine Drohgebärde, dann das Ganze relativieren. Ein paar Ausschnitte: „Wir werden in der kurzen Zeit bis zum 3. Januar scharf analysieren, klar denken und dann handeln. Einen solchen Auftritt wie in der ersten Halbzeit kann und werde ich so nicht akzeptieren.“ Er werde sich aber bis zum Schluss hinter die Mannschaft stellen.
„Wir halten die Augen offen“
Auf die Frage zu Verstärkungen nach der Winterpause, sagte Lieberknecht: „Ich bin von der Mannschaft, wie sie ist, überzeugt. Aber wir haben auch gesagt: Wir halten die Augen offen.“
Nein, er wolle nicht klagen, dass gegen Dresden zahlreiche Spieler fehlten. Er merkte dann aber doch an, dass einer wie Boris Tashchy (verletzt) vom Team vermisst wurde. Auch wäre er gern mit einem Fabian Schnellhardt (gesperrt) auf den Platz gegangen.
Und dann kommt der spannende Satz: „Als Team musst du extrem intakt sein.“ Die Nachfrage, ob das Team nicht intakt sei, verneinte der Coach dann wieder. Er sei gerade auch deshalb nach Duisburg gekommen, weil das Gefüge stimme. Allerdings vermisste Lieberknecht, dann wieder einen Leader auf dem Platz.
Suspendierungen wie Kollege Maik Walpurgis sie in Dresden praktizierte, schloss Lieberknecht – zumindest offiziell – aus. „Weil ich davon ausgehe, dass jeder einzelne Spieler für sich die Situation erkennt.“ Der Coach will während der Weihnachtsferien, „die Spieler finden, die das, was wir einfordern, auch umsetzen.“
Es stimmt Grundsätzliches nicht
Was man nach der Vorstellung von gestern festhalten muss: Die sportliche Leitung hatte dieses Personal bis zum 1:0-Sieg in Bielefeld gefunden und inzwischen wieder verloren. Mit den Worten von Lieberknecht: Die Gesamtvorstellung war „der Situation nicht würdig“. Obwohl es in der zweiten Halbzeit ein bisschen besser lief, kam Kapitän Kevin Wolze zu dem Schluss: „Wir müssen an allem arbeiten. So reicht’s halt nicht.“
Die Einschätzung des Trainers lässt Fragen offen: Warum können erst während der Weihnachtspause die richtigen Akteure gefunden werden? Was man sieht: Der Hallowach-Effekt durch den Trainerwechsel hat sich verspielt.
Warum leidet der MSV an so schrecklichem Heimweh. Nur ein Sieg und acht Niederlagen setzte es in der Arena. Da stimmt Grundsätzliches nicht. Und vor allem: Warum erfüllt die Mannschaft die Vorgaben des Trainers nicht? Die Truppe nimmt sich viel vor und setzt dann nichts um.
Erst nach dem Schlusspfiff lernte man, dass die Zebras über die Außenbahn den Gegner unter Druck setzten wollten. Im Spiel war das nicht zu sehen. Was man sah: Der Coach hatte sein System umgestellt, der vielfältigen Not gehorchend. Tim Albutat und Fabian Schnellhardt fehlten gesperrt. Boris Tashchy war ebenso wie Andreas Wiegel verletzt.
Wolze spielte auf der Sechs
Lukas Fröde bekam wegen einer Formdelle eine Pause. Young-jae Seo spielte also wieder links, das hatte er gegen Hamburg gut gemacht und war auch gestern einer, der mal einen Pass an den Mann brachte. Kevin Wolze versuchte sich als Sechser. Kein gelungenes Experiment. Dustin Bomheuer kehrte überraschend nach seinem Muskelfaserriss zurück ins Team und spielte souverän den Innenverteidiger. Dafür stand Gerrit Nauber beim 0:1 durch Lucas Röser nach drei Minuten grundfalsch und ließ sich beim 0:3 von Moussa Koné (53.) abkochen.
Yanni Regäsel war mit der Aufgabe als rechter Außenverteidiger heillos überfordert. Beim 0:1 und 0:2 leistete der Neuzugang bestenfalls Begleitschutz. Lukas Daschner, Teil der Mittelfeldkette, verpasste die Chance, sich als Alternative von Schnellhardt vorzustellen. Cauly Souza (66.), der immerhin den Ehrentreffer erzielte, lief sich vor allem fest. Moritz Stoppelkamp hat für seine Form einen Nachsendeauftrag veranlasst. Und Ahmet Engin? Der ließ nun wieder nach einem endlich mal gut gespielten Konter den Ball verspringen und verpasste das Tor und den möglichen Ausgleich nach dem frühen Rückstand. Der Rasen verdiente die Bezeichnung nicht. Das war ein Grund. Ein anderer aber findet sich in einer Bemerkung von Kevin Wolze: „Vorne sind wir zu unentschlossen.“ Anders formuliert, die Tore schenkt man her, wie Nüsse zu Weihnachten. Soll der MSV selbst ein Tor schießen, dann erscheint das Brechen eines Fingers in der Nase einfacher.
Auf dem Relegationsrang
Auch wenn Kevin Wolze vermutet, dass es wird, ohne Trost muss niemand in die Feiertage: Dank der Schwäche der Mitkonkurrenten steht der MSV auf einem Relegationsrang und ist vom rettenden Ufer nur durch das Torverhältnis getrennt. Rettung ist noch möglich, die Türen sind nicht zu. Es kommt nun auf Sportdirektor Ivo Grlic und Trainer Torsten Lieberknecht an.