Duisburg. MSV-Torhüter kassiert Gegentreffer nach Schluck aus der Trinkflasche. Duisburg jubelt über Sieg gegen Ingolstadt und ist punktgleich mit Kiel.

Bernard Dietz suchte zunächst nach passenden Worten. Der Kapitän der deutschen Europameister-Mannschaft von 1980 hat, wie er betonte, „schon einiges erlebt im Leben“, konnte sich allerdings wie viele andere Beobachter nicht daran erinnern, ein derart verrücktes Zweitliga-Spiel wie das zwischen dem MSV Duisburg und dem FC Ingolstadt jemals gesehen zu haben. „Das kann man in das Kuriositäten-Kabinett des Fußballs einbauen“, sagte die MSV-Klubikone nach dem 2:1 (1:1)-Sieg der Zebras. Nach einer Partie, in der Schiedsrichter Johann Pfeifer und Duisburgs Torwart Mark Flekken im Mittelpunkt standen.

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In der 12. Minute lenkte Flekken den Ball bei einem Foulelfmeter von Stefan Kutschke an die Latte und verhinderte damit einen frühen Rückstand der Gastgeber. Nach der Duisburger Führung durch Ahmet Engin (13.) allerdings rückte der Torhüter erneut in den Fokus, weil ihm eine folgenschwere Unachtsamkeit unterlief, der eine Fehlentscheidung des Schiedsrichtergespanns vorausgegangen war.

Duisburgs Enis Hajri hatte per Kopf das vermeintliche 2:0 nach einem Eckstoß von Moritz Stoppelkamp erzielt. Die MSV-Profis lagen sich in den Armen, die Stadionregie spielte – wie üblich nach einem Tor – den Zebra-Twist ein. Linienrichter Tim Skorczyk hob allerdings die Fahne, weil er Stanislav Iljutcenko am zweiten Pfosten im Abseits gesehen hatte. Schiedsrichter Johann Pfeifer erkannte den Treffer nicht an. Zu Unrecht, da bei Hajris Tor keine Abseitsposition Iljutcenkos zu erkennen war. Das Tor hätte also zählen müssen.

Harte Entscheidung des Schiris

Vom einem regulären Treffer ging auch Flekken aus. Das Spiel lief allerdings weiter. Innenverteidiger Gerrit Nauber köpfte den Ball nach einer hohen Hereingabe in Richtung Flekken. Der hatte noch einen Schluck aus seiner Wasserflasche genommen, stellte diese gerade zurück ins Tor, hatte seinen Rücken Nauber zugewandt, als Kutschke herbeistürmte, um das 1:1 zu erzielen (18.). Eine der wohl skurrilsten Szenen der Zweitliga-Historie nahm Flekken nach dem Spiel mit Humor: „Ich glaube, ich stelle nie wieder eine Trinkflasche in mein Tor“, sagte der 24-jährige Niederländer.

Der Torhüter hatte selbst nach diesem denkwürdigen Patzer Grund zur Freude, weil Borys Tashchy den MSV per Foulelfmeter zum Sieg geschossen hatte (66.). Dem 2:1 war eine harte Entscheidung des Schiedsrichters Pfeifer vorausgegangen, da Ingolstadts Torwart Örjan Nyland bei einer Faustabwehr erst den Ball und dann den Duisburger Stürmer Stanislav Iljutcenko leicht getroffen hatte. „Aus Trainersicht hat mich das Spiel ein paar Jahre gekostet“, sagte Duisburgs Trainer Ilia Gruev.

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Die Partie entwickelte sich erst nach dem denkwürdigen Flekken-Patzer zu einer zerfahrenen Angelegenheit. Ingolstadts Almog Cohen sah in der 44. Minute Rot nach einem harten Foul: Er traf Fabian Schnellhardt mit einem Tritt voll im Gesicht. „Es war sehr wichtig, diese Spiel zu gewinnen nach der Niederlage in Nürnberg“, erklärte Gruev. „Wir haben wirklich guten Teamgeist gezeigt“, stellte Tashchy fest. Der MSV ist zumindest vorübergehend punktgleich mit dem Tabellendritten Holstein Kiel.

Ob sich Duisburg weiter Aufstiegschancen ausrechnen darf, werden wohl die nächsten beiden Partien zeigen. Erst tritt der MSV am kommenden Samstag (13 Uhr/Sky) zum Aufsteigerduell in Kiel an, ehe am Sonntag, 11. März (13.30 Uhr/Sky), das Straßenbahn-Derby gegen den Tabellenzweiten Fortuna Düsseldorf ansteht.