Duisburg. Vier Spiele, acht Punkte, 3:1 Tore – mit dieser Bilanz haben sich die Zebras von der Abstiegszone der 2. Fußball-Bundesliga distanziert.

  • Der MSV Duisburg holte mit 3:1 Toren acht Punkte aus vier Spielen
  • Jetzt nimmt Trainer Gruev die Rolle ein, den unterlegenen Gegner zu loben
  • Nun wollen die Zebras auch ihre Heimbilanz aufbessern

Den Gegner mit Lob zu trösten, das macht Freude. Ilia Gruev kostete das Vergnügen in Sandhausen bis zum letzten Tropfen aus. Welch gute Entwicklung der Verein gemacht habe, seit man nur durch Lizenzentzug des MSV die Klasse halten konnte. Damit eröffnete er sein Statement in der Pressekonferenz. Wie heimstark die Mannschaft aus der Nachbarschaft von Heidelberg inzwischen sei. Nur Fortuna Düsseldorf habe im Stadion am Hardtwald gewinnen können, referierte der Meidericher Fußball-Lehrer.

Die Fortuna sei aus gutem Grund an der Tabellenspitze, schob der MSV-Trainer nach. Er wollte die Besonderheit eines Sieges in Sandhausen deutlich machen. Es war dann ein feiner Spaß, zu sehen, wie Sandhausens Trainer Kenan Kocak auf die Streicheleinheiten reagierte. Sein Gesicht erinnerte ein bisschen an einem Menschen, der darüber nachdenkt, ob eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt ohne Betäubung eine gute Idee sei.

© Deniz Calagan/dpa

Kocak antworte dann auch mit dem Hinweis auf eine „total unverdiente Niederlage“ seiner Mannschaft. Gut gespielt habe Sandhausen. Nur diese Schwäche bei der Chancenverwertung! Was man so sagt, wenn man alles wollte, aber nichts bekommt außer den warmen Worten eines Berufskollegen.

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Gruev hat die Rolle des gelobten Verlierers selbst schon gespielt. Düsseldorfs Coach Friedhelm Funkel hatte nach dem 3:1 seine Mannschaft gefeiert. Markus Anfang aus Kiel sang ebenfalls nach einem 3:1 ein unwillkommenes Loblied auf das so mutige Zebra. Die Tage sind vorbei. Jetzt wird selbst gelobt.

Stolz auf das Erreichte

Dass der MSV den Sandhäusern nun die zweite Heimpleite abgerungen hatte, erwähnte Gruev eher in Nebensätzen. Von Stolz über das Erreichte war die Rede. Viel mehr sagte der Trainer nicht über das 1:0 vom Freitag. Es gab ja auch nicht viel über die Partie zu sagen. Moritz Stoppelkamp hatte einen Querschläger mit links ins Tor gewuchtet. Das passierte nach ziemlich genau acht Minuten. Danach schloss der MSV die Tür vor dem eigenen Tor zu und versenkte den Schlüssel im Neckar.

Nachkarten über ein schwaches Konterspiel, über die Müdigkeit von Cauly Oliveira Souza oder das so vergebliche Mühen von Stanislav Iljutcenko – all das macht keinen Sinn. Andere Rückblicke zeigen, warum: Als Gruev vor zwei Jahren beim MSV anfing, hatte die Mannschaft sechs Punkte auf dem Konto. Derzeit sind es 16 Zähler. Diese Marke überschritten die Zebras vor zwei Jahren erst am 23. Spieltag mit dem 2:1 über Union Berlin. Man schaffte sogar noch den Sprung auf den Relegationsrang.

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Auf diesen Not- und Schleudersitz muss die aktuelle Formation gar nicht schauen. Das Team liegt voll im Marschplan. Vier Punkte trennen von Heidenheim auf Platz 16. Zum Vergleich: Bis St. Pauli auf Platz fünf sind es drei Zähler. Mittelmaß macht Spaß. Zudem kann sich der Spielverein gegen die Mitbewerber Erzgebirge Aue, Jahn Regensburg und SpVgg Greuther Fürth eine hübsche Portion Winterspeck anfuttern. Schade, dass man nur gegen Regensburg auswärts antreten darf.

Denn in der Liga gilt inzwischen der Schreckensruf: „Erbarmen. Die Zebras kommen.“ 13 Punkte hat die Mannschaft beim Fremdgehen geholt. Drei nur zu Hause. Selbst Kaiserslautern kann da mehr. Auswärts aber rangiert die MSV auf Augenhöhe mit Fortuna Düsseldorf, Holstein Kiel und dem FC St. Pauli.

Der Sumpf ist trocken gelegt

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Ein zweiter Blick zurück: Vor einem Monat leckte der MSV die Wunden eines spektakulären 1:3 in Düsseldorf und einer schwarzen Serie: vier Spiele, nur ein Punkt und dafür 5:14 Tore. Der Sumpf ist trocken gelegt: Aus den vier Spielen holte der MSV acht Punkte bei 3:1 Toren. Man erinnere sich: Das 0:0 gegen Braunschweig hatte nach altbackenem Graubrot geschmeckt, Gruev hatte aber gesagt: „Auf diesem Ergebnis können wir aufbauen.“ Das ist gelungen. Minimalismus ist wie im Aufstiegsjahr wieder das Geschäftsmodell.

Positiv stimmt zudem der Geist im Team. Kapitän Kevin Wolze schwärmte: „Wir haben uns in die Balle geschmissen. Jeder hat für den anderen mitverteidigt.“ Überhaupt wurde viel von guter Arbeit im Kollektiv gesprochen. In Sandhausen war wie schon bei der Aufholjagd gegen Berlin zu sehen: Eine Mannschaft ist mehr als elf Spieler. Der MSV ist eine Mannschaft.

Ilia Gruev wollte sich übrigens über die schiefe Heim-Auswärts-Bilanz keine Gedanken machen. Er versprach aber: „Wir werden auch zu Hause Spiele gewinnen.“ In der Länderspielpause wird er daran arbeiten. Als der MSV das letzte Mal Kurzferien vom Liga-Alltag machte, stellte der Coach in aller Stille das System erfolgreich um. Bis zum 19. November, wenn Aue in Duisburg aufläuft, sollte sich das schreckliche Heimweh heilen lassen. Und wenn nicht: Am Samstag darauf darf man schon wieder in die Ferne nach Regensburg schweifen.