Duisburg. Baris Özbek soll nach einem Ausraster für mehrere Wochen gesperrt werden. Der MSV Duisburg kämpft für den Spieler – und bestraft ihn selbst.
Es war eine der spektakulärsten Szenen der aktuellen Saison der 3. Fußball-Liga: Mittelfeldspieler Baris Özbek sah am vergangenen Sonntag im Auswärtsspiel des MSV Duisburg bei den Sportfreunden Lotte die Rote Karte, rastete anschließend auf dem Platz aus und ließ weitere Tätlichkeiten folgen. Am Dienstag legte der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes das Strafmaß fest. Weder der DFB noch der Verein äußerten sich zum Umfang der im Strafantrag des Kontrollausschusses festgelegten Sperre. Es heißt, es soll sich um ein Spielverbot für acht Partien handeln.
Aus Sicht des MSV fällt die Strafe zu hoch aus. Der Klub legte Einspruch ein. Der Drittligist schickte am Dienstag eine Stellungnahme des Rotsünders nach Frankfurt. Jetzt wird in den nächsten Tagen ein Einzelrichter entscheiden.
Baris Özbek, der seit Februar 2015 für den MSV Duisburg spielt, kassierte bei diesem m 2:0-Sieg des Spitzenreiters in Lotte nach einer Tätlichkeit in der 26. Minute die Rote Karte, weil er Kevin Pires-Rodrigues ins Gesicht gegriffen hatte.
Grlic verurteilt das Verhalten
Nach dem Platzverweis brannten bei Özbek mehrere Sicherungen durch. Unter anderem trat er dem zuvor zu Boden gegangenen Pires-Rodrigues auf die Wade. MSV-Sportdirektor Ivica Grlic verurteilte Özbeks Verhalten: „Er hat uns geschadet. So ein Auftreten ist im Trikot des MSV Duisburg nicht akzeptabel.“ Trotzdem wollen die Duisburger beim DFB eine geringere Sperre erwirken.
Özbek selbst rechtfertigte sich am Montag in einem Telefon-Interview mit einem türkischen Fernsehsender. „Als ich vom Feld gehen wollte, bin ich hinter mir von jemandem als ,Scheiß Türke’ beleidigt worden. Auch meine Familie ist beleidigt worden. Das konnte ich so nicht hinnehmen.“ Özbek beklagte, dass Schiedsrichter Robert Schröder nichts gegen die Beleidigungen unternommen hat.
Geldstrafe wegen Interview
Mit diesem Interview tat sich der Deutsch-Türke keinen Gefallen, da er sich damit der Vorgabe des MSV widersetzte, zum schwebenden Verfahren zu schweigen. Der Drittligist verhängte am Dienstag eine Geldstrafe gegen Özbek, die aufgrund des Interviews saftiger als ursprünglich geplant ausfiel.
Einen Teil der vierstelligen Summe muss der frühere Spieler von Galatasaray Istanbul einem Kinderdorf in Tansania spenden.
Außerdem muss er eine Autogrammstunde bei einem Jugendprojekt geben und am Samstag das Heimspiel der Zebras gegen Fortuna Köln für das Blindenradio des MSV Duisburg kommentieren. Immerhin gab sich Özbek am Dienstag einsichtig: „Ich möchte mich entschuldigen. So etwas darf mir nicht noch einmal passieren.“
Baris Özbek ist auf dem Spielfeld als Abräumer bekannt, allerdings war er in früheren Spielen kaum negativ aufgefallen. Seit 13 Jahren ist er Profi und bestritt über 300 Spiele. Die Rote Karte am Sonntag war schon die dritte in seiner Laufbahn. Im MSV-Sommertrainingslager geriert er mit seinem Teamkollegen Stanislav Iljutcenko aneinander. Trainer Gruev ging dazwischen, stoppte die Streithähne und verhängte Geldstrafen.