Duisburg.
- Beim 2:0-Erfolg verliert der Mittelfeldspieler die Nerven und kassiert die Rote Karte
- Lange Sperre und weitere Konsequenzen
Der Blick auf den prall gefüllten Gästeblock in der Frimo-Arena konnte den Drittliga-Kickern des MSV Duisburg im Spitzenspiel bei den Sportfreunden Lotte noch einmal extra Auftrieb geben. „Mit uns aufsteigen“ stand über dem Block auf einem Werbeplakat des örtlichen Flughafens geschrieben.
Die Zebras machten nach fünf Spielen ohne Sieg jedenfalls den lang ersehnten Schritt in diese Richtung, den sie anschließend ausgiebig mit den rund 2000 Duisburgern unter den 4038 Zuschauern feierten.
Mit dem 2:0 (1:0)-Sieg beendete der MSV nicht nur die lange Durststrecke, sondern baute auch die Tabellenführung auf Verfolger Osnabrück auf zwei Zähler aus.
„Wir haben uns die Tabellenspitze zurückgeholt“, sagte Dustin Bomheuer, „und das ist, was zählt.“ Der Innenverteidiger hob die für ihn entscheidende Eigenschaft hervor, die der MSV in Lotte zeigte: „Es war ein Kampfspiel auf gefrorenem Boden. Diesen Kampf haben wir angenommen, selbst in Unterzahl. Dass wir ein Mann weniger waren, war kaum zu spüren. Das war der Grundstein für den Sieg.“
Wald und Grlic üben harte Kritik
Es war der unrühmliche Höhepunkt eines emotionalen Duells mit insgesamt zehn gelben Karten, als Baris Özbek in der 26. Minute förmlich zum Tier wurde. Nach einem leichten Schubser gegen Kevin Pires-Rodrigues zeigte Schiedsrichter Robert Schröder dem Duisburger Mittelfeldmann eine berechtigte Rote Karte.
Doch Özbek fand sich damit nicht ab, trat einem am Boden liegendem Spieler auf den Arm und räumte beim Verlassen des Platzes noch drei weitere Lotter unsanft aus dem Weg. Schiri Schröder veranlasste dieses Verhalten zu einem Sonderbericht.
Bis zu acht Wochen Sperre könnten Özbek drohen – von internen Konsequenzen abgesehen. „Das war völlig unnötig und kein professionelles Verhalten“, meinte Klubchef Ingo Wald. Sportdirektor Ivica Grlic ergänzte: „Er hat die Mannschaft in die Bredouille gebracht. Wir werden das morgen bewerten und unsere Konsequenzen ziehen.“
Ilia Gruev wollte sich zu Özbeks Verhalten nicht äußern. „Ich habe die Szene nicht genau gesehen und möchte mich lieber mit Dingen beschäftigen, die das Spielerische betreffen“, meinte der MSV-Coach.
Das Spielerische betraf diese Szene jedoch ebenfalls, da das bis dato souverän geführte Spiel der Meidericher nach der Roten Karte bis zur Pause einen deutlichen Bruch erfuhr. Die Führung, die Tim Albutat schon in der neunten Minute per Abstauber erzielte, nachdem Lotte-Keeper Benedikt Fernandez einen Freistoß von Zlatko Janjic hatte prallen lassen, stand auf der Kippe.
Nach zwei guten Möglichkeiten (29., 39.) verhinderte der linke Innenpfosten, dass die Zebras nach Kevin Freibergers Schuss nicht mit einem 1:1 in die Kabine gingen (42.). Direkt nach dem Seitenwechsel konnten sich die Gäste bei ihrem Torwart Mark Flekken bedanken, der Freibergers Kopfball nach einer Ecke reflexartig abwehrte.
Bajic mit Halbzeitansprache
Doch fortan war die Unterzahl der Duisburger nicht mehr zu spüren. „Branimir Bajic hat in der Halbzeitpause noch einmal deutlich gemacht, dass jeder Weg wichtig für uns ist“, sagte Fabian Schnellhardt, der im neu formierten 4-3-3-System hinter Mittelstürmer Kingsley Onuegbu agierte, bis er nach Özbeks Platzverweis auf die Doppelsechs neben Albutat rückte.
„Und jeden Weg, den wir gehen mussten, sind wir gegangen“, so „Schnelli“, der sich das Spiel des MSV „nicht besser vorstellen“ konnte. „Wir können sehr stolz auf uns sein, das war ein richtiger Arbeitssieg der ganzen Truppe.“
So sah es auch Ilia Gruev. „Wir haben auch in Unterzahl gut gestanden, aber nicht nur verteidigt, sondern auch gut nach vorne gespielt.“ So wie beim 2:0, als Onuegbu Nico Neidhart davonzog und eine gefühlvolle Flanke auf den Kopf von Zlatko Janjic setzte, der Fernandez aus sechs Metern keine Chance ließ (52.). Der King bekam ein Sonderlob des Trainers.
„Wir wussten, dass Lotte sehr spielstark ist und mit drei Mittelfeldspielern sehr gefährlich mit vertikalen Pässen ist“, so Gruev, „dem wollten wir mit dem 4-3-3 entgegenwirken. Das haben wir taktisch sehr gut umgesetzt, und Kingsley hat dabei eine entscheidende Rolle gespielt, indem er vorne die Bälle gehalten und verteilt hat.“
Gruev freut sich über Leidenschaft
Am Ende stand für die Zebras das lang ersehnte Erfolgserlebnis nach fünf Spielen ohne Sieg. „So will ich meine Mannschaft sehen“, sagte Ilia Gruev, „aggressiv, mit Charakter und Leidenschaft, sicher und souverän.“
Nach einer schwierigen Phase mit viel Schelte meldete sich der Tabellenführer bei den aufstrebenden Sportfreunden eindrucksvoll zurück. In der Form kann es was werden mit dem „gemeinsamen Aufsteigen“.
Wann Baris Özbek dabei wieder mitmachen darf, steht auf einem anderen Blatt.
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