Duisburg. . Der MSV bleibt nach dem 2:2 gegen den VfR Aalen Tabellenführer, kann aber nicht überzeugen. Trainer Gruev wehrt sich gegen Negativ-Stimmung.

  • Die Zebras legen beim 2:2 gegen den VfR Aalen nach 402 Minuten ihren Torfluch ab
  • Kingsley Onuegbu und Zlatko Janjic treffen für den Tabellenführer
  • Seit fünf Spielen wartet der Zweitliga-Absteiger nun schon auf einen Sieg

In Fußballstadien ist dieser Fangesang häufig zu hören – doch selten war er wohl so zutreffend wie am Samstag: „So was hat man lange nicht gesehen, so schön, so schön“, schallte es durch die von 10 443 Zuschauern besuchte Schauinsland-Reisen-Arena, als Kingsley Onuegbu den MSV Duisburg und seine Fans mit dem Führungstreffer gegen den VfR Aalen (33.) von 402 torlosen Minuten in der 3. Liga erlöste.

Doch im weiteren Spielverlauf kippte die Freude. Pfiffe waren zu hören, als der VfR durch Matthias Morys (62.) und Alexandros Kartalis das Spiel in der 71. Minute in ein 2:1 drehte, und auch der Ausgleich durch Zlatko Janjic (78.) konnte die Fans nur wenig besänftigen.

Der Torknoten ist geplatzt, doch nach dem 2:2 gegen den Tabellensiebten steht am Ende das fünfte Spiel in Folge ohne Sieg. Zu wenig für die Zuschauer, und auch zu wenig für die Zebras, die dennoch – nun punktgleich mit dem VfL Osnabrück – Tabellenführer bleiben. Ausgerechnet wegen des besseren Torverhältnisses.

Startelf-Debüt für Ahmet Engin

„Dass wir nicht gewonnen haben, ist sehr enttäuschend“, machte Onuegbu, der mit Rückenschmerzen ins Spiel gegangen war und eigentlich schon zur Pause ausgewechselt werden sollte, seinem Frust Luft. Dass es trotz der zwei Tore, die jeweils der belebend wirkende Startelf-Debütant Ahmet Engin vorbereitete, nicht zum Sieg reichte, machten die Meidericher an zwei Dingen fest.

„Trotz der Bemühungen, nach vorne zu spielen, und trotz unserer Möglichkeiten haben wir eine wichtige Sache vergessen“, meinte Ilia Gruev, „richtig gut zu verteidigen, so wie wir es bislang gemacht haben. Wir haben sehr einfache Gegentore bekommen.“ Beim 1:1 durch Morys, den Ex-Zebra Gerrit Wegkamp nach Onuegbus Ballverlust in der Aalener Hälfte mit einem Steilpass durch die weit geöffnete Mittelfeldzentrale schickte, „haben wir uns nicht richtig entschieden, ob wir Morys ins Abseits stellen oder mit ihm zurücklaufen“, sagte der Trainer.

Flekkens Ausflüge

„Beim 1:2 waren wir deutlich in Überzahl und wirkten sehr statisch.“ Fünf Abwehrspieler, zu denen auch Fabio Leutenecker gehörte, der für den verletzten Kevin Wolze die linke Außenverteidiger-Position besetzte, hebelte erneut Wegkamp mit seinem Kurzpass auf Max Welzmüller aus. So hätte es nach Gruevs Ansicht erst gar nicht dazu kommen dürfen, dass Torwart Mark Flekken einmal mehr weit aus seinem Kasten eilte, um Welzmüller zu stören.

Da dieser jedoch den Pass auf Alexandros Kartalis anbringen konnte, der durch die Beine des auf der Linie stehenden Dustin Bomheuer ins ansonsten verwaiste Tor traf, sah auch Flekken nicht gut aus. Als sich der Keeper kurz darauf noch einen Ausflug bis an die Seitenauslinie leistete, der ohne Folgen blieb, stellten sich manchem Fan die Nackenhaare hoch. Doch mit seiner Abwehr gegen den frei auf ihn zulaufenden Mike Ojala machte Flekken einiges wieder gut und hielt dem MSV in der Nachspielzeit den Punkt fest.

Das gab’s lange nicht mehr: ein Torjubel des MSV Duisburg. Hier feiern Torschütze Zlatko Janjic und Ahmet Engin den Treffer zum 2:2.
Das gab’s lange nicht mehr: ein Torjubel des MSV Duisburg. Hier feiern Torschütze Zlatko Janjic und Ahmet Engin den Treffer zum 2:2. © Lars Heidrich

Als zweiten Grund für die Sieglosigkeit machten die Verantwortlichen etwas für einen Spitzenreiter eher Untypisches aus: „Ich fand uns ein bisschen verunsichert, das Selbstvertrauen war nicht da“, stellte Ivica Grlic fest. „Jeder konnte sehen, dass wir in einigen Aktionen verunsichert waren“, stimmte Onuegbu seinem Sportdirektor zu. Gruev fand ähnliche Worte. „Wir waren gewillt, dass Spiel zu gewinnen. Aber wir waren verkrampft und haben nicht das gespielt, was wir sehen wollen und auch können.“

Erst in den letzten Minuten nach dem 2:2, das Janjic mit der Brust nach Engins Zuspiel erzielte, habe sein Team „das gespielt, was ich sehen möchte“, so der Trainer. „Mit Risiko, Leidenschaft, Engagement und Selbstvertrauen. Und ich frage mich, warum wir das nicht auch schon vorher so gemacht haben.“ Auch für Onuegbu ist diese Frage „schwer zu beantworten. Eigentlich sollten wir als Tabellenführer mit breiter Brust auftreten. Aber wenn du vier Spiele nicht gewinnst und kein Tor schießt, ob Erster oder Letzter, ist es klar, dass der ein oder andere auch mal verkrampft ist.“

„Keine Kopfsache mehr“

Dem King selbst, der erst zum vierten Mal in der Startaufstellung stand, gab sein Abstauber zum 1:0, nachdem VfR-Keeper Daniel Bernhardt den Schuss von Ahmet Engin hatte prallen lassen, einiges an Selbstvertrauen zurück. Auch Gruev freut sich über den geplatzten Torknoten. „Jetzt ist es keine Kopfsache mehr“, sagt der Trainer und hofft weiter auf die für ihn unabdingbare Ruhe im Verein.

„Die Verunsicherung bringt uns nicht weiter. Wir sind Tabellenführer, da scheinen wir nicht so viel falsch gemacht zu haben. Deshalb verstehe ich die Verunsicherung nicht. Wir werden daran arbeiten, aber die Spieler müssen sich auch selbst davon befreien.“ Dann sollen die Fans bald wieder singen können: „So was hat man lange nicht gesehen, so schön, so schön.“ Am Ende eines Spiels.